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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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und duftend. Don Camillo packte den Sack, warf ihn über die Schulter und ging fröhlich weg, als sei’s gerade Ostern.
    Nachdem er auf den Karren geklettert war, machte er rechtsum kehrt. Er war vor Müdigkeit wie erschlagen und hatte keine Lust mehr weiterzufahren. Er hatte nur noch den dringenden Wunsch, sich auf ein Bett zu werfen und zu schlafen.
    Aber als er beim Pfarrhaus angekommen war, war sein erster Gedanke, Christus zu danken, und nachdem er den Sack geschultert hatte, betrat er schnurstracks die Kirche.
    «Jesus», sagte er vor dem Hochaltar, «du hast immer recht. Mit Geduld und Demut, getragen vom Glauben an die göttliche Vorsehung, kann man tatsächlich Brot machen.»
    Er zeigte Christus den Sack, den er auf die Stufe der Balustrade gestellt hatte.
    «Don Camillo», antwortete Christus, «bist du wirklich sicher, daß es ein Akt der Demut ist, mit der eigenen Körperkraft zu protzen, um damit deine Nächsten zu demütigen?»
    «Herr, nicht die körperlichen Kräfte zählen, sondern die moralischen. Es war ein Akt tiefer Demut, genügend Körperkraft zu besitzen, um einen miesen Burschen an die Wand zu drücken, und diese Kraft geduldig anzuwenden, um diverse Zentner Weizen auf einen Speicher zu schleppen.»
    Christus seufzte: «Don Camillo, dein Herz ist voll Gift.»
    Don Camillo senkte den Kopf.
    «Verzeiht, Herr. Im Grunde genommen ist auch Tobazzi nicht böse. Er hat viel mehr gegeben als alle andern. Und ich habe gar nicht daran gedacht, daß er mir etwas geben würde. Schaut, Herr, was für schönes, frisches und duftendes Mehl!»
    Don Camillo knüpfte den Sack auf und nahm eine Handvoll Mehl heraus. Aber plötzlich verschwand sein Lächeln.
    Er tauchte noch einmal die Hand in den Sack.
    «Jesus», rief er mit düsterer Stimme aus, «das ist kein Mehl. Es sind nur vier Finger hoch Mehl zuoberst, darunter ist alles Gips. Feuchter Gips, der zu nichts zu gebrauchen ist.»
    «Don Camillo, wenn es so ist», antwortete Christus, «hast du die Belohnung für deine Tat erhalten. Einen Sack Gips mit einer dünnen Schicht Mehl für einen Sack Unverschämtheit mit einer dünnen Schicht Demut.»
    «Herr», seufzte Don Camillo verzweifelt und breitete die Arme aus, «daß ich bestraft werde, weil ich gefehlt habe, ist gerecht. Aber Tobazzi hat mit seiner Tat nicht mich bestraft, sondern die Kleinen des Kinderheims. Das Mehl war für sie, nicht für mich. Nein, Herr, ich glaube nicht, daß der Tobazzi so perfid ist. Er hat sich bestimmt mit dem Sack geirrt.»
    Don Camillo hob seinen Sack wieder auf, verließ die Kirche, stieg auf seinen Karren und machte sich auf den Weg zu Tobazzis Hof.
    Sie waren noch am Dreschen und die Leute lachten, als Don Camillo auf dem Hof ankam.
    Tobazzi stand noch auf der Dreschmaschine.
    «Verzeiht», fragte ihn von unten Don Camillo, «war es wirklich Mehl, das Ihr mir gegeben habt?»
    «Natürlich war es Mehl», antwortete Tobazzi streitsüchtig.
    «Warum?»
    «Nichts besonderes, war nur eine Frage.»
    «Ist auch besser so», knurrte Tobazzi und zwinkerte den anderen zu.
    Don Camillo fuhr weg. Auf dem Kirchplatz angekommen, band er das Pferd an den Ring neben der Tür des Pfarrhauses und lief zum Hochaltar.
    «Jesus», rief er aus, «auch dieses Mal habe ich mich geirrt. Es ist wirklich Mehl. Die Müdigkeit hat mein Gehirn verwirrt.»
    Don Camillo war tatsächlich müde. Nachdem er das Pferd ausgespannt und den Sack abgeladen hatte, schloß er sich sofort im Hause ein. Er krempelte die Hemdsärmel hoch, band sich eine große Schürze um, hob den Deckel vom Backtrog und schüttete eine ordentliche Schaufel voll Tobazzimehl hinein. Er goß Wasser dazu und fing an zu kneten.
    Bald war ein schöner Brotlaib fertig. Er schob ihn in den heißen Backofen.

    Die Tobazzis waren beim Abendbrot versammelt, und rings um den Tisch saß auch die Mannschaft der Drescher. Plötzlich erschien Don Camillo mit einem kleinen Bündel in der Hand, und alle hörten auf zu essen.
    «Verzeiht, wenn ich störe», sagte Don Camillo lächelnd. «Ich hab’ den Drang verspürt, dem Herrn Tobazzi für seine Großmut zu danken.»
    Er öffnete das Bündel, und während er noch daran herumnestelte, erklärte er:
    «Ich wollte sofort Euer Mehl probieren, lieber Tobazzi . Es ist wirklich einzigartig. Ich hoffe, daß Ihr einen Laib Eures Brotes versuchen wollt, es ist noch warm, frisch aus dem Ofen.»
    Don Camillo legte den Brotlaib vor Tobazzi hin.
    «Ich bitte Euch, kostet und sagt mir, ob ich als Bäcker etwas
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