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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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das, daß der Kirchturm dort an dieser Stelle gebaut werden mußte, und nicht zwei Meter weiter weg.»
    «Er hätte zwei Meter weiter weg gebaut werden können», antwortete Jesus lächelnd, «aber das hätte bedeutet, daß der Mensch, ohne sich dessen bewußt zu sein, die göttliche Ordnung umgangen hätte. Aber Gott hat das nicht zugelassen.»
    «Jesus», protestierte Don Camillo, «dann gibt es keine Freiheit mehr!»
    Christus lächelte noch immer und sagte:
    «Weh dem, der aus Zorn oder Schmerz oder aus Sinneslust vergißt, was er weiß. Gott zeigt den Menschen den rechten Weg, aber er stellt es ihnen frei, diesem zu folgen oder nicht. Und da seine Güte unendlich ist, gibt er den Menschen die Möglichkeit, den falschen Weg zu beschreiten und ihre Seele zu retten, indem er sie erkennen und bereuen läßt, daß sie den falschen Weg gewählt haben. Während eines Unwetters hat der Blitz die Spitze eines Kirchturms getroffen: der Blitz hat genau dort einschlagen müssen, und der Mensch hat gefehlt, der den Kirchturm an dieser Stelle erbaut hat. Und doch war es so bestimmt, daß der Kirchturm an diesem Ort erbaut werden mußte. Daher muß der Mensch Gott danken, daß er ihn dort hat bauen lassen.»
    Don Camillo seufzte.
    «Jesus, ich danke dir. Aber mit deiner Hilfe wird es mir gelingen, die Kirchturmspitze wiederherzustellen, und ich werde sie mit einem Blitzableiter versehen.»
    «Ja, Don Camillo, wenn es bestimmt ist, daß du einen Blitzableiter auf der Spitze deines Kirchturms anbringst, so wirst du auf der Spitze deines Kirchturms einen Blitzableiter anbringen.»
    Don Camillo verneigte sich und ging dann traurig von dannen, um in der ersten Morgendämmerung seinen armseligen abgedeckten Kirchturm zu betrachten.
    «Tatsächlich», sagte er schließlich zu sich selber, «der Kirchturm mußte dort gebaut werden.»
    Schon ziemlich früh begannen die Leute auf der Piazza zusammenzulaufen, um sich den Kirchturm, der vom Blitz getroffen wurde, anzusehen. Alle standen sie im feinen, dicht strömenden Regen und schauten schweigend und bestürzt den Turm an.
    Als der Dorfplatz voll war, traf auch Peppone mit seinem Generalstab ein. Man machte ihm Platz, und als er in der ersten Reihe stand, betrachtete er von oben bis unten den arg beschädigten Kirchturm. Dann sprach er, den Finger feierlich gen Himmel erhebend:
    «Hier seht ihr den Beweis für den Zorn Gottes! Hier ist Gottes Antwort auf eure Exkommunikation. Die Blitze schlagen ein, wo Gott sie hinschickt, und Gott schickt sie dorthin, wo er sie hinschicken muß.»
    Don Camillo hörte vom gegenüberliegenden Pfarrhausfenster zu. Peppone sah ihn und wandte sich an das Volk.
    «Der Hochwürden schweigt!» schrie er. «Er schweigt, weil Gottes Blitz seine Kirche getroffen hat. Ihr solltet ihn jetzt mal hören, wenn der Blitz in das Volkshaus eingeschlagen hätte.»
    Auch der Smilzo schaute zu Don Camillo hinüber.
    «Das ist Gottes Antwort auf die Kriegshetzerei!» brüllte er.
    «Es lebe Mao Tse-tung !»
    «Es lebe der Frieden und der Fünfjahresplan des Gewerkschaftsbundes!» schrien die Genossen im Chor.
    Bevor Don Camillo etwas sagte, das er eigentlich nicht sagen wollte, zählte er bis zweiundfünfzig. Dann sagte er nichts, sondern zog aus seiner Tasche eine halbe Toscana-Zigarre , steckte sie sich in den Mund und zündete sie seelenruhig an.
    «Da schaut her!» schrie Peppone. «Schaut euch den Nero an, der über den Trümmern Karthagos die Laute schlägt!»
    Und mit dieser ausgesuchten historischen Feststellung stolzierten Peppone und sein Generalstab davon.

    Gegen Abend ging Don Camillo zum Hochaltar, um seinen Verdruß loszuwerden.
    «Jesus», sagte er, «mich macht es rasend vor Wut, daß diese Kanaille vom göttlichen Zorn spricht! Es steht mir fern zu denken, daß die Harmonie des Universums gestört werden sollte; wenn aber nach den heutigen Lästerworten dieser Verbrecher der Blitz das Volkshaus träfe, so wäre das wahrlich wunderbar! Jene haben durch ihre Gotteslästerei den Zorn des Allmächtigen her ausgefordert!»
    «Don Camillo, jetzt bist du ein Aufhetzer», sagte Christus lächelnd. «Wie willst du dir anmaßen, Gottes Majestät damit zu behelligen, die paar Ziegel eines Volkspavillons vom Dach zu fegen? Fürchte und achte deinen Gott, Don Camillo!»
    Don Camillo kehrte ins Pfarrhaus zurück, und wenn auch der Weg von der Kirche bis zum Pfarrhaus nur kurz ist, kann einem des Nachts auf einem Weg von nur zwanzig Schritten das Schlimmste begegnen.
    Es
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