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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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sie nicht schaden. Ich tadle dich nicht wegen deiner Angst, denn sie kommt nur aus der großen Liebe, die du mir entgegenbringst.»
    Don Camillo legte sich schlafen und wurde von alten Weiblein geweckt, die in die Frühmesse wollten und die Kirchentür verschlossen fanden.
    Don Camillo tauchte sein Gesicht in ein Waschbecken voll kaltem Wasser und rannte im Laufschritt in die Kirche.
    «Tut mir leid, ich hab’ mich verspätet», erklärte er den Frauen und Männern, die sich vor der Tür des Pfarrhauses versammelt hatten. «Ich verstehe nicht, wie mir das passieren konnte. Der Glöckner kam gestern abend nicht zurück, weil er in der Stadt vom Schnee blockiert wurde.»
    Die graue Katze strich an seinem Bein entlang, und Don Camillo schauderte. Er trat auf die Kirche zu, aber im gleichen Augenblick hörte man ein Krachen.
    «Das Kirchendach stürzt zusammen!»
    Der Dachfirst stand nicht mehr waagrecht, sein hinterer Teil hatte sich um einen halben Meter gesenkt. Da muß ein Balken nachgegeben haben, sagte jemand. Bigio , der Baumeister war, trat vor, schaute sich die Sache an und schüttelte den Kopf.
    «Nichts ist zusammengekracht», sagte er. «Der große Längsbalken am Dachfirst stützt sich vorn auf den höchsten Punkt an der Vorderseite der Kirche und hinten auf den Dachstuhl. Das Gewicht des Schnees hat die Sparren aus ihren beidseitigen Widerlagern gedrückt. Jetzt liegen die Sparren über dem Längsbalken und haben sich so tief gesenkt, wie der Längsbalken nach unten gerutscht ist. Solange die Sparren nicht auseinanderbrechen, besteht keine Gefahr.»
    Es war eine komplizierte Erklärung für eine einfache Sache. Doch da krachte es schon wieder, und der Dachfirst stürzte ein.
    «Der Längsbalken ist gebrochen», sagte Brusco . «Jetzt verlagert sich alles Gewicht auf die Decke. Wenn heute morgen bei der Messe die Decke nachgibt, stürzt das ganze Dach herunter.»
    Don Camillo schaute völlig fassungslos. Er dachte an den Altar, an den Tabernakel, an den gekreuzigten Christus.
    «Macht keine Dummheiten», riefen sie ihm zu, aber schon hatte er die Kirchentür geöffnet und war eingetreten. Da hörte er eine befehlende Stimme:
    «Halt, Don Camillo!»
    Don Camillo hielt einen Augenblick auf der Türschwelle. Gerade in dem Augenblick brach das ganze Dach zusammen, und das Kirchenschiff füllte sich mit Backsteinen, mit Balken, Dachziegeln und mit Schnee.
    Zwischen sich und dem Altar sah Don Camillo einen Berg von Trümmern, die der Schnee wie Zement zusammenhielt, aber der Altar war unversehrt, denn die Kuppel war nicht eingestürzt. Er blickte nach oben und sah, wie aus einem großen rechteckigen Stück Himmel der Schnee herabfiel, von dort, wo vorher das Dach seiner Kirche gewesen war.
    Don Camillo dachte an die schwarze Katze und verstand nicht, was die schwarze Katze mit dem Schnee zu tun hatte, der das Dach einstürzen ließ.
    Das ganze Dorf eilte herbei, um sich die Ruine anzusehen. Auch Don Camillo schien wie eine Ruine, denn nach einer Stunde stand er noch immer regungslos da und starrte auf den Trümmerhaufen. Eine dicke Flockenschicht bedeckte Kopf und Schultern, und es war schwer zu sagen, ob sein Gesicht naß vom Schnee oder von Tränen war.
    Auf einmal stürzte er sich mit einem Satz auf die Trümmer, packte einen großen Balken und zerrte so lange, bis er ihn aus dem Wirrwarr befreit hatte.
    Die Leute kamen näher.
    «Es ist der Längsbalken vom Dachfirst», sagte Bigio , «oder genauer ein halber Balken.»
    Dann schwieg er bestürzt. Auch ein Einäugiger hätte bemerkt, daß der Balken in der Mitte durchgesägt worden war. Die Schnittstelle war noch ganz frisch. Der Balken war allerdings nicht ganz durchgesägt worden, nur zu drei Vierteln. Das letzte Viertel war geborsten.
    Don Camillo dachte wieder an die schwarze Katze und fühlte, daß seine Augen auf etwas blickten, das man noch gar nicht sehen konnte.
    Da entdeckte er im Schneegemisch unter den Trümmern eine Säge. Sofort stürzten sich alle auf den Haufen und begannen die Trümmer wegzuräumen. Nach einer Stunde wütender Arbeit fanden sie einen Mann, dessen Blut den Schnee rot gefärbt hatte.
    Der Mann lag mit dem Gesicht nach unten, mausetot, und sein Gesicht steckte im Schnee. Keiner hatte den Mut, ihn umzudrehen und zu sehen, wer es war, denn alle fürchteten, ihn zu kennen.
    Der Gemeindepolizist drehte ihn dann um.
    Sie zogen auch das andere Stück des Balkens heraus und schauten sich die Schnittstelle an. Der Mann hatte den
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