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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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jeder das seine wieder hat, würde ich sagen, daß wir aufhören.»
    Sie zählten das Geld, und es zeigte sich, daß Gianni nicht nur sein Geld samt seinem Kleingeld zurückgewonnen hatte, sondern auch noch dreißigtausend Lire von Oscar dazu.
    «Wir spielen so lange, bis wir beide das unsere wieder haben, dann hören wir auf», sagte Oscar.
    Wie die Dinge standen, wäre es besser gewesen, sie hätten aufgehört, denn das Pech war jetzt entschieden auf Oscars Seite, und nach kurzer Zeit blieb von seinem Notenhaufen nur noch eine einzige Note übrig.
    Oscar schob sie in die Mitte des Tisches, und als er seine Karte bekam, schielte er sie an und sagte:
    «Ich gehe mit.»
    «Ich auch», antwortete Gianni ruhig, obwohl er nur eine Sechs hatte.
    Gianni deckte seine Sechs auf, und Oscar stieß einen tiefen Seufzer aus.
    «Sieben», keuchte er und deckte seine Karte auf.
    Das Glück ist ein verfluchtes Miststück. Sofort schlug es sich mit allen Chancen auf Oscars Seite, der sich diesmal über die gewonnenen Beträge auf dem Laufenden hielt und schließlich ausrief:
    «Jetzt habe ich das meinige genau wieder. Zähl du nach.»
    Gianni zählte sein Geld. «Ich auch», sagte er.
    «Ich gebe auf», sagte Oscar.
    «Einverstanden», sagte Gianni, der es fast nicht mehr aushielt.
    Sie tranken noch ein Glas Cognac und gingen schlafen.
    Am anderen Tag fuhren sie nach Hause zurück, jeder in seinem Auto, und beide kamen mit wenigen Sekunden Unterschied wohlbehalten an.
    Sie feierten das Ereignis im Café unter den Lauben und sagten beim Abschied:
    «Wir haben einen wirklich schönen Abend verbracht.»

    Das geschah an einem der rauhesten Tage jenes schrecklichen Winters, und es war ein wichtiges Ereignis, aber niemand hat davon je erfahren.
    Es verstrich viel Zeit, als Don Camillo eines Abends Gianni Rosi vor sich sah.
    «Hast du irgendeine Herzogin gefunden, die dich heiratet?»
    Gianni tat besorgt: «Hochwürden, gefunden habe ich nichts. Aber ich habe meinen Frieden verloren.»
    «Und was hast du getan, um deinen Frieden zu verlieren?»
    «Ich habe einen Mann umgebracht.»
    Don Camillo zog sein großes Taschentuch hervor und trocknete sich das Gesicht.
    «Wann hast du ihn umgebracht?»
    «Vor drei Monaten.»
    «Und wen hast du umgebracht?»
    «Oscar Biocci .»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Wenn du vor drei Monaten Oscar Biocci umgebracht hast, ist das nicht schlimm, denn Oscar Biocci lebt immer noch.»
    «Das tut nichts zur Sache, daß er noch lebt», erwiderte Gianni, «ich habe ihn umgebracht.»
    Don Camillo schloß die Tür und setzte sich neben den jungen Mann.
    «Sprich langsam und ganz ruhig.»
    Gianni Rosi erzählte haargenau, was an jenem außergewöhnlichen Abend geschehen war, und schloß:
    «Hätte der Zufall nicht jenes Geld aus dem Täschchen herausspringen lassen, hätte ich geschossen.»
    «Zufall oder nicht Zufall, du hast nicht geschossen.»
    «Das hat nichts zu sagen», sagte Gianni. «Es ist, als ob ich geschossen hätte. Nur ich allein weiß, was ich in jenem Augenblick dachte. Und deshalb hab ich meinen Frieden verloren. Und ich will meinen Frieden wiederfinden.»
    Don Camillo hob die Schultern.
    «Das ist nicht schwierig, mein Sohn. Du hast nicht geschossen, aber es ist, als ob du geschossen hättest. Nimm an, du wärst im Zuchthaus, auch wenn du nicht im Zuchthaus bist.»
    «Das ist schlimmer als das Zuchthaus, Hochwürden», klagte Gianni, «viel schlimmer, als wenn ich wirklich im Zuchthaus wäre.»
    «Wenn es schlimmer ist, um so besser. Leide, was du
    zu leiden hast, und wenn dir dein Gewissen dann sagt, daß du genug gelitten hast, wirst du befreit sein. Ich kann für dich nur beten, daß Gott dir alles Leid gibt, das dir zukommt. Klage nicht über dein Leid, sondern sei Gott dankbar dafür. Es ist das schönste Geschenk, das die göttliche Vorsehung dir machen kann.»
    «Darf ich», stammelte der junge Mann, «darf ich also hoffen?»
    Gianni ging weg, und Don Camillo erinnerte sich, daß ihm Oscar Biocci vor einer Woche fast dieselbe Geschichte erzählt hatte wie jetzt Gianni. Er hob die Augen zum Himmel und murmelte:
    «Jesus, hilf dieser unbarmherzigen Jugend, daß sie den Weg der Barmherzigkeit findet.»

Weihnachten 1950

    Genau vor Weihnachten war so viel Schnee gefallen, daß man bis zu den Waden drin steckenblieb, und es schneite unaufhörlich weiter. Don Camillo hatte die Krippenfiguren hervorgeholt, um sie auszubessern, und so war er um Mitternacht des 22. Dezember noch damit
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