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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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er unter der Dreschmaschine stand.
    Der Chef der Tobazzis , der die Weizengarben in das eiserne Maul der Dreschmaschine warf, hielt einen Moment ein und schaute herab.
    «Ich bin gerade unterwegs, um etwas Weizen für die Kleinen vom Kinderheim zu sammeln», erklärte Don Camillo. «Wenn es aber darum geht, bei der Arbeit Hand anzulegen, da bin ich. Was gibt’s zu tun?»
    Einige der Helfer grinsten.
    «Hier schwitzt man!» antwortete Tobazzi .
    «Wenn es heiß ist, schwitzt man überall», erklärte Don Camillo.
    Vor der Luke stand eine lange Reihe gefüllter Kornsäcke, und verstaubte, schweißtriefende Männer luden die Säcke auf die Schultern und trugen sie in die Scheune.
    Don Camillo trat näher heran und beobachtete dieses lärmige Kommen und Gehen.
    «Üble Sache für den, der kein geöltes Rückgrat hat!» schrie Tobazzi , und seine ganze Mannschaft lachte laut.
    «Ist es schwer?» fragte Don Camillo zwei Kerle, die die Säcke vom Boden hoben und sie auf die Schultern der Träger wuchteten.
    «Schwerer als Messe lesen», antwortete der eine der beiden.
    «Ich möcht’ es mal probieren», sagte Don Camillo und hielt seinen Buckel hin.
    Ein paar Augenblicke lang waren die zwei ganz perplex, dann hoben sie einen Sack.
    Als Don Camillo den Sack auf dem Rücken hatte, fragte er:
    «Und was geschieht jetzt?»
    «Jetzt wird’s schwierig», grinste Tobazzi , «jetzt müßte man den Sack die Treppe zum Speicher hinauftragen.»
    Don Camillo setzte sich in Bewegung. Als er die Luke erreicht hatte, kletterte er die Treppe hoch und verschwand.
    Nach einigen Minuten tauchte er wieder auf, noch immer den vollen Kornsack auf den Schultern.
    «Entschuldigt, ich habe vergessen zu fragen, was man tun muß, wenn man auf dem Speicher angekommen ist.»
    Die Leute grinsten, aber auf andere Art als vorhin, was den Tobazzi etwas ärgerte.
    «Wenn man auf dem Speicher oben ist», antwortete Tobazzi angriffig, «sollte man den Sack ausleeren. Und wenn es einer schafft, sollte er herunterkommen und die ganze Geschichte mit einem anderen Sack wiederholen.»
    «Kapiert», brummte Don Camillo. «Das heißt, daß ich das erste Mal umsonst auf den Speicher gegangen bin. Ich werde es also beim zweiten Aufstieg wieder gutmachen.»
    Er trat an die Männer heran, die den Trägern halfen, die Säcke auf die Schultern zu heben.
    «Legt mir bitte noch einen weiteren Sack auf.»
    Alle hörten auf zu arbeiten und blieben abwartend stehen. Die zwei Kerle schauten sich an, dann luden sie einen zweiten Sack auf Don Camillos linke Schulter.
    «Jetzt bin ich viel besser ausbalanciert. Vorher hing ich ganz nach rechts, und das war etwas mühsam.»
    Ruhigen und sicheren Schrittes stapfte er los und verschwand unter der Luke. Nach einigen Augenblicken erschien er wieder.
    «Ist das alles?» fragte er die Männer bei den Säcken.
    Die zwei schwiegen verlegen.
    «Messe lesen ist schwieriger», meinte Don Camillo.
    Niemand lachte, obwohl sie alle genau hingehört hatten.
    «Es braucht nicht viel, den Kraftprotz zu spielen», rief Tobazzi . «Schwieriger ist’s, weiterzumachen.»
    Camillo ließ sich zwei weitere Säcke auf den Buckel laden und schritt auf die Scheune zu.
    Nach drei oder vier Gängen wandte er sich an Tobazzi :
    «Weitermachen ist auch nicht schwer. Aber gib mir lieber Antwort auf eine Frage: Arbeiten die Sackträger umsonst, oder bekommen sie einen Lohn? Wenn man dafür einen Lohn bekommt, würde ich gerne weitermachen. Ich spüre, daß es mir gut tut.»
    Tobazzi schrie von der Dreschmaschine herunter:
    «Vielen Dank, aber wir schaffen es allein. Wir brauchen keine Hilfe.»
    «Gut, aber wenn ich schon mal hier bin, möchte ich die Gelegenheit benützen. Ich sammle Korn für die Kleinen vom Kinderheim. Wächst bei euch auch was davon?»
    Tobazzi schüttelte den Kopf.
    «Ich bin nur Halbpächter und kann den Weizen nicht mal anrühren, bevor ich mit dem Verwalter des Grundbesitzers abgerechnet habe. Ich hab’ aber noch einen halben Sack Mehl vom Vorjahr. Es ist besser als frisches.»
    Don Camillo antwortete, er sei Tobazzi sehr verbunden.
    «Gott sei’s gedankt, daß ich nicht vergeblich geblieben bin.»
    Tobazzi rief einen seiner Söhne und brummelte etwas. Der junge Mann lief weg und kehrte alsbald mit einem Sack zurück, den er Don Camillo zu Füßen stellte.
    Tobazzi knüpfte die Sackschlaufe auf, nahm eine Handvoll Mehl heraus, roch daran und zeigte es Don Camillo:
    «So ein Mehl findet man nirgends.»
    Es war wunderbares Mehl, frisch
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