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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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Schrecken fest, daß die Prozession, und seit einer Weile auch die Madonna, genau vor dem Volkshaus hielt.
    «Vorwärts!» brüllte Don Camillo.
    Der Zug nahm seinen Marsch wieder auf, und der Gesang schwoll an. Tausend Stimmen hatten sich zu einer einzigen Stimme verschmolzen, begleitet von vier Dorfkapellen, von denen jede die lauteste sein wollte.
    «Jesus», sagte Don Camillo und hob die Augen zum Himmel, «all dies haben sie nur organisiert, um mich zu ärgern!»
    «Wenn sie, um dich zu ärgern, die Muttergottes feiern, warum sorgst du dich?»
    «Jesus», keuchte Don Camillo, «sie wollen damit niemand Ehre erweisen. Sie machen das nur, um die Leute zu täuschen.»
    «Mich können sie nicht täuschen, Don Camillo.»
    «Ich habe verstanden, Herr», schnaufte Don Camillo wieder, ich hab’ mich also geirrt! Also war es falsch von mir, die Musikkapelle, die die Bandiera rossa gespielt hat, für meine Prozession abzulehnen.»
    «Du hast dich nicht geirrt, Don Camillo. Das beweist allein schon die Tatsache, daß heute Abend nicht eine, sondern vier Dorfkapellen spielen, um der Mutter Gottes die Ehre zu erweisen.»
    «Jesus», beharrte Don Camillo, «meiner Meinung nach liegt der Grund dafür in der neuen Politik Rußlands.»
    «Don Camillo», antwortete Christus, «meiner Meinung nach liegt der Grund dafür darin, daß Peppone nicht Rußland ist.»
    Im Grunde genommen dachte Don Camillo dasselbe und dankte in seinem Herzen, daß die politischen Verhältnisse auf der Landkarte so und nicht anders waren.

Das Mehl des Teufels

    Don Camillo ging zum Hochaltar und klagte Christus sein Leid.
    «Jesus», sagte er, «du hättest diesem Gesindel Hagelkörner so groß wie Eier schicken sollen. Es ist schade, ihnen Gutes zu tun.»
    «Es schadet nie, Gutes zu tun», antwortete Christus. «Es nicht zu tun, wenn man Gelegenheit dazu hat, das schadet.»
    «Eben. Sie haben noch nie so viel Weizen gehabt wie dieses Jahr, und noch nie hab’ ich so viel Mühe gehabt, für die Kleinen vom Kinderheim Weizen zu bekommen. Acht Kilo, zehn Kilo, fünf Kilo. Und das von Leuten, die bis zu sechzehn Doppelzentner Weizen pro Tagwerk ernten. Hatte der Filotti doch die Stirn, mir dreißig Kilo anzubieten. Fast hätt ’ ich sie ihm ins Gesicht geschmissen. Hab’ ich nicht recht, darüber empört zu sein?»
    «Nein, Don Camillo. Wer sich von der Wut übermannen läßt, ist immer im Unrecht. Geduld und Demut sollten deine Devise sein.»
    «Jesus, verzeih mir, aber aus Geduld und Demut kann man kein Brot backen.»
    «Gewiß, Don Camillo. Wenn Geduld und Demut nicht vom Glauben an die göttliche Vorsehung getragen sind, helfen sie nicht viel.»
    Don Camillo begriff die Lektion.
    «Jesus», stimmte er zu, «ich lasse das Pferd ausschnaufen, und dann setze ich meine Rundfahrt fort.»
    Es war ein Nachmittag Ende Juli, und die Hitze verschlug einem fast den Atem. Don Camillo tränkte das Pferd, stieg auf den zweirädrigen Karren, öffnete den grauen Sonnenschirm und holperte los.
    Als er aus dem verlassenen Dorf hinausfuhr, nahm er sofort die Straße nach Chiavica , und nach hundert Metern hörte er die Dreschmaschine in einem nahen Bauernhof dröhnen.
    «Herr», sagte Don Camillo, «laßt mich in einem Haus beginnen, das nicht den Tobazzis gehört. Sie sind gerade am Dreschen, alle sind sehr beschäftigt, und ich würde sie bloß stören. Ich werde bei ihnen Vorbeigehen, wenn sie mit dem Dreschen fertig sind.»
    In Wahrheit hatte Don Camillo nicht die leiseste Absicht, die Tobazzis aufzusuchen, weder nach dem Dreschen noch sonst.
    Die Tobazzis waren Leute, die man besser links liegen ließ.
    Unhöfliches Pack und alle rot wie die Hölle.
    Kurz bevor er an dem Bauernhof vorbeikam, drehte Don Camillo seinen Sonnenschirm so, daß er so gut wie möglich vor den Leuten, die mitten im Staub der Dreschmaschine fluchend arbeiteten, verborgen blieb. Um schneller vorbeizufahren, gab er dem Pferd einen leichten Schlag mit der Peitschenspitze.
    Aber gerade als Don Camillo sich für die bestandene Gefahr gratulieren wollte, brüllte eine Stimme hoch von der Dreschmaschine herunter:
    «Mach dich an die Arbeit!»
    Das Pferd hielt sofort an. Don Camillo schloß den Sonnenschirm, stieg vom Karren und ging langsam, aber entschlossen auf die Dreschmaschine zu.
     Christi Worte kamen ihm in den Sinn und machten, daß Don Camillos Gang ruhiger und besonnener wurde. Geduld und Demut.
    «Guten Tag», sagte er herzlich, als
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