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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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man uns nicht mehr. Was bedeutet das? Können wir plötzlich nicht mehr spielen?»
    «Das konntet Ihr nie, aber der Grund ist ein anderer, und Ihr kennt ihn besser als ich.»
    «Wir wissen von nichts, Hochwürden.»
    «Dann erkundigt Euch mal ringsum und laßt Euch erzählen, wer diejenigen waren, die vor zwei Monaten auf der Piazza die Bandiera rossa gespielt haben.»
    Tofini blickte Don Camillo verwundert an.
    «Hochwürden, das waren wir, aber ich kann daran nichts Schlechtes finden.»
    «Ich dagegen finde was daran.»
    Tofini protestierte:
    «Hochwürden, Ihr kennt uns gut. Ihr wißt, daß keiner von uns sich je politisch betätigt hat. Wir spielen für den, der zahlt. Der Bürgermeister hat uns für ein Konzert auf der Piazza engagiert, und wir haben Opernstücke und Märsche gespielt. Dann fingen alle an zu schreien, sie wollten die Bandiera rossa hören. Darauf hat uns der Bürgermeister befohlen, die Bandiera rossa zu spielen, und so haben wir die Bandiera rossa gespielt.»
    «Und wenn sie von Euch die Giovinezza oder den Marcia Reale, den Königsmarsch, verlangt hätten, hättet Ihr die auch gespielt?»
    «Nein, diese Sachen sind vom Gesetz verboten. Die Bandiera rossa ist nicht vom Gesetz verboten.»
    «Aber vom Gesetz der Kirche ist es verboten», erwiderte Don Camillo. «Wenn du also die Gesetze des Staates respektierst, aber nicht die Gesetze der Kirche, so heißt das, daß du ein guter Bürger bist, aber ein schlechter Christ. Als guter Bürger kannst du weiter auf der Piazza spielen, aber als schlechter Christ kannst du nicht weiter für die Kirche spielen.»
    Tofini fühlte sich als Opfer einer bitteren Ungerechtigkeit und rebellierte.
    «Hochwürden, das ist keine Art zu argumentieren. Jeder übt sein Handwerk aus, das ihn ernährt, und wenn es wahr wäre, daß jeder, der für die Kommunisten arbeitet, ein schlechter Christ ist, wo kämen wir da hin? Die Drucker könnten keine kommunistischen Zeitungen mehr drucken, und die Apotheker dürften den Kommunisten keine Medikamente mehr verkaufen. Wenn einer nur einfach seinen Beruf ausübt, dann haben Politik und Religion damit nichts zu tun. Ist einer Arzt, kuriert er die Kranken, und nicht die Kommunisten oder Liberalen. Ist einer Drucker, druckt er Zeitungen oder Bücher für einen Kunden; er macht keine Propaganda. Wenn wir spielen, machen wir Musik gegen Bezahlung, wir üben bloß unser Musikanten-Handwerk aus. Die Bandiera rossa oder die Wilhelm Tell-Ouvertüre sind für uns einerlei. Die Noten sind zwar anders zusammengestellt, aber für uns sind es immer die gleichen: do, re , mi , fa, sol , la, si .»
    Tofini war nicht auf den Mund gefallen, und er konnte reden.
    Auch Don Camillo war nicht auf den Mund gefallen.
    «Stimmt, da sie vom Gesetz nicht verboten sind, ist ein Musikstück das andere wert. Wenn ich also damals auf der Piazza aufgetaucht wäre und dich gebeten hätte, nach der Bandiera rossa auch Biancofiore zu spielen, hättest du es gespielt?»
    Tofini zuckte die Achseln.
    «Um mir dafür eine Tracht Prügel einzuhandeln?»
    Don Camillo lächelte.
    «Und? Biancofiore ist kein vom Gesetz verbotenes Musikstück. Warum hättest du es nicht gespielt?»
    «Wenn mich die Roten bezahlen , kann ich doch nicht die Hymne ihrer Gegner spielen!»
    «Genau! Wenn du aber so argumentierst, dann machst du nicht mehr Musik, dann machst du Politik im eigentlichsten und schmutzigsten Sinn des Wortes. Du bist dir des politischen und also auch propagandistischen Wertes dessen bewußt, was du spielst. Und wenn du akzeptierst, die Bandiera rossa , das Lied der Exkommunizierten zu spielen, bist du nicht nur ein schlechter Mensch, sondern auch ein schlechter Christ.»
    «Schöne Theorie, aber die Praxis ist ganz anders. Man muß dabei bedenken, daß man ja schließlich auch leben muß!»
    «Im Gegenteil, man müßte bedenken, daß man sterben muß, und daß die Rechnung beim ewigen Vater wichtiger ist als die Rechnung im Laden nebenan beim Kaufmann.»
    Tofini grinste.
    «Pech, Hochwürden. Der ewige Vater kann warten, der Kaufmann aber nicht, und wenn ich die Rechnung nicht bezahle, eß’ ich nicht!»
    «Glaubst du, daß ein guter Christ so argumentiert? So argumentiert ein armer Teufel, der sich arrangieren muß, um zu überleben. Einverstanden, es gibt arme Teufel wie du, die sich arrangieren, um zu überleben, die aber keine schlechten Christen sind wie du. Warum sollte ich dir helfen statt ihnen? Bei den Prozessionen und Beerdigungen wird in Zukunft nicht
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