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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht
Autoren: Nancy Atherton
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»Tut mir Leid, Liebling. Wenn es ein Witz gewesen sein sollte, dann habe ich ihn nicht ganz verstanden.«
    Emma sah erneut zu Madame hinüber, doch die war schon wieder allein und schnitt wortlos Brot.
    »Aber sie war noch vor einer Minute da, Derek, eine weißhaarige Frau mit einer riesigen Handtasche. Madame hat mit ihr geredet wie ein Wasser-fall.« Emma zuckte die Schultern. »Schlaf weiter, es ist nicht wichtig. Ich habe es nur erwähnt, weil es das erste Mal war, dass ich Madame überhaupt reden sah. Ist es nicht merkwürdig, ich weiß nicht einmal, welche Sprache sie spricht.«

    »Das weiß Grayson auch nicht«, sagte Derek.
    »Madame kam im Krieg als Flüchtling herüber, aber Graysons Vater hat nie genau feststellen können, woher sie stammt. Grayson meint, sie müsse vom Olymp kommen, denn ihre Speisen sind wie für die Götter gemacht.« Derek stützte sich auf den Ellbogen; plötzlich schien er die Schläfrigkeit der letzten halben Stunde abgestreift zu haben. »Sagtest du, die Frau hatte eine Handtasche?«
    Emma nickte. »Und was für eine. Eine Art großer Reisetasche aus Gobelinstoff.«
    »Faszinierend. Das klingt fast nach … Nein.« Derek runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, dann legte er den Kopf wieder in Emmas Schoß. »Kaum möglich. Sie verlässt London nur äußerst selten.«
    Ein vertrautes Lachen ließ Emma wieder zu dem Tisch hinüberschauen, wo Nell saß, die in ihrem weißen Kleid aus Georgette entzückend aussah.
    Gerade bewirtete sie drei Gäste, die bereits am Abend zuvor angekommen waren.
    »Liebste Nell, das war wirklich …«
    »… sehr amüsant, aber ist Bertie sich da auch ganz sicher, dass der Herr Pfarrer …«
    »… eine Erdbeere in seiner Bowle haben wollte?«
    »Es tut mir Leid, Herr Pfarrer«, sagte Nell reu-mütig. »Bertie ist in letzter Zeit ein schrecklicher Stoffel. Ich hole Ihnen ein frisches Glas.«
    Derek stützte sich wieder auf die Ellbogen und lachte. »Wenn deine Kinder so weitermachen, wird der Pfarrer es noch bereuen, dass er mit den Pyms hergekommen ist.«
    » Meine Kinder?«, rief Emma erstaunt.
    »Ich jedenfalls übernehme keine Verantwortung für ihr unmögliches Benehmen«, erklärte Derek.
    »Schließlich waren sie die reinsten Engel, bis sie dich kennen lernten.«
    Emma beobachtete gerade, wie Peter sich höflich mit Mrs Shuttleworth unterhielt und wie Nell das randvolle und für den Pfarrer bestimmte Glas Bowle durch die Menge trug, ohne einen Tropfen zu verschütten. »Das sind sie doch immer noch, nicht wahr?«
    »Die Worte einer unverbesserlich stolzen zukünftigen Stiefmutter. Ich ziehe die Anklage zurück.«
    Derek setzte sich auf und langte nach seinem Sekt-kelch, mit dem er Emma wortlos zuprostete. Dann lehnte er sich in die Kissen zurück. »Du schienst dich sehr zu freuen über das Wie-heißt-es-doch-gleich, das die Pyms dir da mitgebracht haben. Ich konnte gar nicht glauben, dass du heute schon so früh draußen warst, um es zu pflanzen.«
    »Das Wie-heißt-es-doch-gleich?« Emma verdrehte die Augen. »Derek, bei dieser außergewöhnlichen Pflanze handelt es sich um eine chinesische Baumpäonie. Und nicht etwa irgendeine, sondern einen Ableger von der Baumpäonie der Pyms, die sie aus einem Ableger gezogen haben, den die alte Herzogin ihnen vor vielen Jahren schenkte.«
    »Ach so.« Derek sah Emma aufmerksam an.
    »Ruth meint, sie hat bernsteinfarbene Blüten«, fuhr Emma fort. »Die Blüten können bis zu dreißig Zentimeter Durchmesser haben, und die ganze Pflanze kann über zwei Meter hoch werden. Sie wird sich an der Nordmauer wunderbar machen.«
    »Klingt eindrucksvoll«, sagte Derek.
    »Wird es auch sein, Derek, aber das allein ist es nicht.« Emmas Augen blitzten vor Begeisterung.
    »Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass alles, was im Kapellgarten wächst, aus Penford Hall kommt. Und als der Sturm die Gartenräume verwüstet hatte, wusste ich, dass dieser Wunsch zunichte gemacht wurde; also musste ich die Pflanzen nehmen, die Bantrys Bekannte uns schickten. Aber dank der Pyms konnte ich im Kapellgarten wenigstens etwas pflanzen, das dort hingehörte. Ich kann dir gar nicht sagen, was für eine Befriedigung das für mich ist.«
    Derek stellte das Glas hin und nahm Emmas Hand. »Ich kann es nachempfinden, mein Schatz, und ich freue mich mit dir. Aber etwas beunruhigt bin ich auch.«
    Emma wusste, was jetzt kommen würde. Die Pyms hatten Derek ein Exemplar des Cotswold Standard mitgebracht, eines Blattes, das in Finch und
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