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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht
Autoren: Nancy Atherton
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erworbenen Geschäftssinn. Die beiden kratzbürstigen Frauen verstanden einander nicht nur, beiden war es auch ein Anliegen, Mattie all ihre Kenntnisse zu vermit-teln.
    »Oh, wie herrlich, Mattie!« Susannah hielt den pfirsichfarbenen Chiffon gegen das Licht. »Du hast ganz Recht. Wir müssen Mrs Tharby den Mauveton unbedingt ausreden. Gut gemacht!«
    Grayson hob die Augenbrauen. »Mrs Tharby, und in Chiffon?«
    »Das muss man gesehen haben«, murmelte Derek.
    »Ach, ich weiß nicht …« Emma stellte sich die matronenhafte Wirtin in dieser Kreation von Nanny Cole vor und fand den Gedanken ganz reizvoll.
    Syd pflegte zu behaupten, Nanny Coles Entwürfe würden die Damenmode revolutionieren, und obwohl Emma den Verdacht hatte, dass er stark über-trieb, hoffte sie doch, dass er Recht haben möge.
    »Das ist das Schöne an diesen Kleidern. Sie sind für richtige Frauen geschaffen, nicht für …«
    »… flachbrüstige Dinger?«, versuchte Derek den Satz zu beenden.
    »… ohne jede Spur von Hüften«, fügte Grayson hinzu. Er beobachtete, wie Kate auf die Terrasse heraustrat. Sie sah wunderschön aus in dem Lei-nenkostüm aus einem satten, tiefen Grün, das bestens mit dem viereckigen Smaragd harmonierte, den sie an ihrer linken Hand trug. »Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, alter Freund, aber ich mag Hüften.«
    »Worin ich vollkommen mit dir übereinstimme«, sagte Derek, der den Kopf in Emmas Schoß schmiegte. »Und wenn schon jemand in der Familie flachbrüstig sein muss, dann ist es mir doch lieber, wenn ich es bin.«
    Grayson sprang auf die Füße, um Kate entgegenzugehen. Auf dem Weg blieb er kurz stehen, um mit Bert Potts und John Pengully zu plaudern, die am Eingang zur Burgruine auf Klappstühlen saßen. Die beiden freuten sich ehrlich darüber, wie viel lebhafter das Fest durch Jonahs Wasserpistolen geworden war. Jonahs Großzügigkeit hatte ihm Immunität verschafft, aber wer sonst die Burgruine betrat, tat es auf eigene Gefahr.
    Es war ein Risiko, das alle gern auf sich nahmen.
    Den ganzen Tag über waren die Dorfbewohner einzeln oder in kleinen Gruppen durch die Ruine geschlendert, um der Frau im Fenster ihre Aufwar-tung zu machen. Zwar leuchtete die Laterne am Tag des Festes nicht, aber darüber beklagte sich niemand. Sie alle hatten in der Nacht des großen Sturms das wundersame Licht gesehen, und sie hatten von Peters mutiger Tat gehört. Alle fühlten sich geehrt, dass sie Zeugen eines neuen Kapitels der Legende geworden waren.

    Für Emma indes bedeutete der Sturm einen Rück-schritt in ihrer Arbeit am Kapellgarten. Dank Bantrys guter Kontakte mit den örtlichen Hobbygärtnern waren sie zwar wieder mit Sträuchern, Ablegern und Samen versehen worden, aber er und seine Helfer hatten alle Hände voll zu tun, um die Gartenräume neu zu bepflanzen. Syd war vollauf mit Susannah und ihren neuen Geschäftsideen beschäftigt, also war Emma ganz auf sich allein gestellt.
    Was nicht ganz stimmte: Nachdem die Laterne gefunden war, hatte Derek geholfen, wo er konnte.
    Er hatte die nasse Erde wieder auf die Hochbeete zurückgeschaufelt und den frischen Rollrasen gewalzt, doch jedes einzelne Samenkorn und jeder Ableger war von Emma eigenhändig in die Erde gebracht worden. Es war eine Knochenarbeit gewesen, und es würde noch eine lange Zeit dauern, bis ihre Arbeit Früchte trug. Die Ranken der Verbenen hatten den Boden längst noch nicht erreicht, und die Kletterrosen waren noch nicht so weit gediehen, dass sie die Mauern mit ihrer Pracht bedeckten.
    Den Kissen der Schleifenblumen, die die Wege säumten, fehlte es noch an Üppigkeit, und es würde noch mindestens ein Jahr dauern, ehe die Lavendel-hecken so aussahen, wie Emma es sich vorstellte.
    An diesem Morgen hatte sie jedoch einen ihrer schönsten Momente erlebt, als sie im ersten Morgengrauen hinausgegangen war, um einen Ableger zu pflanzen, der aus einer völlig unerwarteten Quelle gekommen war.
    Emmas Blick wanderte zu dem Tisch hinüber, wo sie Nell zuletzt gesehen hatte, nur um von einem weiteren unerwarteten Ereignis abgelenkt zu werden. »Ich glaube es nicht«, murmelte sie. Sie sah auf Derek hinunter, der eingenickt war, und sagte:
    »Wenn du dich mit eigenen Augen davon überzeugen willst, dass Madame sehr wohl reden kann, dann wach schnell auf.«
    »Hmmm?«, machte Derek schläfrig. Emma sah, wie seine Augen sich öffneten und sich sein Blick langsam auf sie richtete. Er lächelte, dann drehte er den Kopf und blinzelte zum Zelt hinüber.
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