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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht
Autoren: Nancy Atherton
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und Peter und Nell in mein Leben traten, hatte ich keine Ahnung, wie es ist, wenn man jemanden verliert, den man liebt. Um Richard habe ich keine Träne vergossen, aber du, Derek, wenn ich dich verlieren müsste, ich … ich wüsste nicht, was ich täte.«
    »Es könnte auch nicht schlimmer sein als das, was ich getan habe«, sagte Derek.
    »Was hast du denn schon getan?«, wollte Emma wissen. Sie stand vor ihm und sah ihm in die Augen, aus denen Müdigkeit und Schuldgefühle sprachen. »Du hast dich kaputtgearbeitet, du hast einen Menschen eingestellt, von dem du glaubtest, er sei verantwortungsbewusst, und du hast zwei Kinder großgezogen, die stark und intelligent genug sind, dich hinters Licht zu führen. Zwei Kinder, die alles taten, was nötig war, damit ihr Vater über seinen Schmerz hinwegkommt. Ich denke, du solltest stolz auf diese Kinder sein und auch stolz auf dich, dass du sie so weit großgezogen hast. Und ich denke …«
    Emmas Stimme versagte. Sie sah hinunter auf ihre schmutzigen Gummistiefel. »Ich denke, du musst es inzwischen gründlich satt haben, dir meine Stand-pauken anzuhören.«
    Derek zog die Hände aus den Taschen und nahm Emmas. »Das würde ich nicht sagen«, murmelte er.
    »Ganz im Gegenteil. Eigentlich …« Er sah entsetzt auf ihre Hand. »Emma, Liebling, was hast du da gemacht? Mein Gott, ist sie gebrochen? Hat Dr. Singh deine Hand gesehen? Tut es weh? Oh, mein Liebes …«
    »Es ist nichts, Derek.« Ohne weitere Umstände riss Emma den Verband herunter und warf ihn in den Schlamm. »Siehst du? Nur ein paar Schrammen und Blutergüsse, wo ich gegen die Mauer geprallt bin. Das hier war Nells Werk, sie bestand darauf, dass sie verbunden werden müsste.«
    Derek unterzog Emmas Hand einer genauen Un-tersuchung, ehe er sie sich behutsam in die Arm-beuge schob. »Die linke Hand, nicht wahr? Ich glaube, ich weiß genau, was Nell sich dabei gedacht hat.« Zärtlich umschloss er Emmas zerschundene Knöchel mit seiner Hand und schlug mit ihr den Weg zur Kapelle ein. »Weißt du, Emma, es gibt etwas, das ich mit dir besprechen muss.«
    Emma trat vorsichtig über die Äste und Zweige, die den Weg bedeckten. »Und was wäre das, Derek?«
    »Sollen wir nach Boston ziehen, oder würdest du nach Oxford kommen?«
    Emma umging geschickt eine Pfütze. »Nun …«, sagte sie nachdenklich, »heiraten würde ich schon gern hier …«
    »Du würdest mich also heiraten?« Derek blieb stehen und sah sie an.
    Emma blickte hoch in seine blauen Augen. »Syd sagt, du würdest zu der Sorte Männer gehören, für die nichts anderes als Heiraten in Frage komme.«
    »Aber was willst du denn?«, beharrte Derek.
    »Nach der Hochzeit«, sagte Emma entschlossen, indem sie ihren Weg fortsetzte, »denke ich, würde es uns allen gut tun, wenn wir ganz woanders hin-ziehen würden.«
    Derek hatte sie wieder eingeholt, seine Augen strahlten. »Eine ganz neue Lösung. Hast du schon einen Ort im Auge?«
    »Da du fragst, ja, das habe ich.« Emma lehnte sich an ihn, und er legte seinen Arm fest um sie.
    »Ich bin zwar noch nie dort gewesen, aber ich habe versprochen, jemanden dort zu besuchen …«

Epilog
    »DEREK, MEIN ENTZÜCKENDER«, sagte Susannah in ihrer gedehnten Sprechweise, »wenn du deinen Sohn nicht entwaffnest, ehe die Modenschau anfängt, dann werde ich ziemlich ungehalten.«
    »Ganz recht«, stimmte Nanny Cole zu. »Der Junge ist ja zu ’ner Landplage geworden. Ist natürlich alles Jonahs Schuld. Möcht mal wissen, was er sich dabei gedacht hat, als er den kleinen Biestern ausgerechnet heute Wasserpistolen gegeben hat. Ich hätte größte Lust, dafür in Zukunft seinen verdammten Laden zu boykottieren.«
    Nachdem diese ungleiche Delegation ihr Anliegen vorgebracht hatte, schritten beide über den großen Rasenplatz ins Haus zurück, wobei Susannah so anmutig schwebte wie eh und je und Nanny Cole mit gewohnter Entschlossenheit neben ihr hermar-schierte. Derek sah ihnen nach, dann steckte er Emma eine Erdbeere in den Mund.
    »Ich weiß genau, was Jonah sich dabei gedacht hat«, murmelte er träge.
    Emma verbarg ihr Lächeln hinter der breiten Krempe ihres Strohhuts und hoffte, dass ihr Verlob-ter leise sprechen würde. Sie wollte eine weitere Konfrontation mit Nanny Cole vermeiden. Sie war bei Tagesanbruch aufgestanden, um letzte Hand an den Kapellgarten zu legen, und nun, an diesem herrlichen Nachmittag im Hochsommer, fühlte sie sich ausgesprochen faul, verwöhnt und dem Luxus hingegeben. Das Band um ihren
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