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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen
Autoren: Dorothy Gilman
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besser. Er freut sich auf deinen Besuch.«
    Schüchtern fragte Kadi: »Mißfällt es ihm, daß ich mich eine oder auch zwei Wochen von der Schule dispensieren lassen möchte, um nach Ubangiba zu fliegen? Oh, Emmyreed, du verstehst es doch, nicht wahr?« Emmyreed... Diese Woche der anderen Namen und
    Verkleidungen im April! Kadi hatte sich sehr bemüht, sie damals in Willies Wanderrummel Emmy Reed zu rufen; und schließlich hatte sie sich einen Spaß daraus gemacht, die beiden Namen zu Emmyreed ineinanderfließen zu lassen. Aus Notsituationen herrührende
    Gewohnheiten ließen sich nicht so leicht austreiben und Kadi griff häufig darauf zurück.
    »Wir unterha lten uns darüber, sobald wir zu Haus sind«, versprach ihr Mrs. Pollifax lächelnd. »Es gibt übrigens Sauerbraten zum Abendessen.«
    Beim Abendessen berichtete Kadi: »Ich versuchte es stundenlang, aber ich kam erst am Nachmittag zu Sammy durch. Ich sagte ihm, daß ich alles tun würde, um nach Ubangiba kommen zu können.« Ihr Gesicht war sehr ernst. »Ich habe nicht viel aus ihm herausgebracht, aber er sagte - er sagte, daß die Gerüchte etwas mit Schwarzer Magie zu tun haben!«
    Cyrus bedachte Mrs. Pollifax mit amüsiertem Blick, aber sie war keineswegs amüsiert. Zu gut erinnerte sie sich an die »sprechenden Trommeln«, die in jener dunklen Nacht im April vergangenen Jahres die Geschehnisse des ereignisreichen Tages durch Felder und Wüste verbreitet hatten. Ebenso erinnerte sie sich an Kadis durchaus ernstgemeinte Worte über die Medizinmänner, die ihr Vater, der Missionsarzt, gekannt und geschätzt hatte. Mit vielen von ihnen hatte er sich angefreundet und hatte auch oft ihre Medizin eingesetzt. »Weil sie den Menschen in Afrika geholfen haben«, hatte Kadi erklärt, »und das schon lange vor der Entdeckung Amerikas. Sie beobachteten, wissen Sie.«
    »Beobachteten?« hatte Mrs. Pollifax wiederholt. »Ja, sie hatten zum Beispiel gesehen, wie ein Tier, das von einer Giftschlange gebissen worden war, zu einer bestimmten Pflanze lief, um deren Blätter zu fressen, sich dann übergab und somit das Gift ausspie und am Leben blieb. Die Medizinmänner begannen daraufhin eine Paste aus solchen Blättern zu bereiten und retteten damit auch die Menschen. Vor Jahrhunderten.«
    Es war genau diese Seite an Kadi - der Halbafrikanerin/Halbamerikanerin -, die Mrs. Pollifax faszinierte, und sie stellte den Wahrheitsgehalt ihrer Worte keinen Augenblick in Frage. Die afrikanische Kultur war alt und alte Überzeugungen mochten zwar heute nicht mehr offen zur Schau getragen werden, aber sie waren noch immer tief im Inneren der Menschen verwurzelt.
    Magie war durchaus ernstzunehmen.
    »Du hast deinen Zeichenunterricht«, ermahnte Cyrus sie sanft.
    »Ja, aber du darfst nicht vergessen, daß ich in Ubangiba geboren bin«, entgegnete sie ernst.
    »Ich habe vierzehn Jahre meines Lebens dort zugebracht, und ich bin da immer noch viel mehr zu Hause als in New York. Sammy und ich sind wie Bruder und Schwester, und wenn einer von uns Hilfe braucht, wen hätte man dann lieber in seiner Nähe? Er vertraut mir. Ich bin in einem afrikanischen Dorf aufgewachsen, ich kenne die Leute und sie kennen mich.
    Und Gerüchte gehen von Dörfern aus. Sammy aber lebt jetzt in der Hauptstadt, in Languka.
    Er weiß, daß ich offen und ehrlich zu ihm sein und ihm die Gerüchte nicht vorenthalten werde, nur um seine Gefühle nicht zu verletzen.«
    Mrs. Pollifax lächelte. Das würde Kadi sicher nicht tun. Sie und Sammat hatten zu viele Kindheitserinnerungen gemein, zu viele Skorpionjagden, zu viele fröhliche Kinderspiele, als daß sie vor dem zukünftigen König vor Ehrfurcht in die Knie gehen würde.
    Das Telefon läutete. Mrs. Pollifax blickte Cyrus fragend an.
    »Mrs. Lupacik«, vermutete er. Sie stand auf und nahm den Hörer ab. »Hallo?« Dann trug sie das Telefon zu Cyrus. »Mrs. Lupacik«, bestätigte sie.
    Cyrus lauschte, nickte und bedankte sich: »Ich bin wirklich sehr froh. Ich rufe in etwa einer halben Stunde zurück.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, blickte er Kadi an. »Aber du wirst nicht allein reisen, Kadi.«
    Lächelnd wandte er sich an seine Frau. »Mrs. Lupacik ist frei und kümmert sich gern um mich, während du weg bist.«
    »Ihr meint...« Kadi strahlte übers ganze Gesicht. »Heißt das, daß Emmyreed mich begleitet?«
    Nach einem Blick auf ihre Gesichter, stieß sie einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Oh, ich bin ja so froh! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen,
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