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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen
Autoren: Dorothy Gilman
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wie sehr mich das freut!« Sie wandte sich Mrs. Pollifax zu: »Sammys letzte Worte am Telefon - ich hätte fast geweint -
    waren: ›Bitte - kàm kwik kwik, bo‹.« Zu Cyrus gewandt, erklärte sie: »Sammy und ich machten uns oft einen Spaß daraus, Pidgin-Englisch zu reden. Ich glaube, jemand hat am Telefon mitgehört oder war im selben Zimmer wie er.«
    »Was heißt es denn?« fragte Cyrus. Ernst antwortete sie: »Es heißt: ›Komm schnell, schnell, Freundin‹.«

2
    Es war Montag mittag, drei Tage später, als das Flugzeug zum Anflug über Ubangiba ansetzte, dem kleinsten und möglicherweise ärmsten Land des Kontinents im Gebiet der südlichen Sahara. Zuerst die Wüste, erinnerte sie sich - Soto-Land. Da sie bereits niedrig flogen, wanderte der Schatten des Fliegers über verkümmertes Buschwerk und Sand und verdunkelte das Land wie ein dahinsegelnder Aasgeier.
    Allmählich wich die nur von Ziegenherden unterbrochene Eintönigkeit grünem Ackerland, eng beisammenkauernden, strohgedeckten konischen Hütten, einem Netz roter Lehmstraßen, einem Vorort mit quadratischen Zementhütten; und dann befanden sie sich über der Hauptstadt, deren zwei in die Augen stechenden weißen Paläste sich unangemessen über die engen Gassen und flachen, lehmfarbenen Bauten erhoben.
    Languka - eine Stadt, die Aufstände, Massaker, Hunger und Verfall hatte erdulden müssen.
    Es war April gewesen, als Mrs. Pollifax auf dem fast leeren Flughafen angekommen und von ihm wieder abgeflogen war; jetzt war es Ende Januar. Mit der Hoffnung, etwas Neues zu entdecken, spähte sie bei der Landung durchs Fenster. Sogleich wurde sie auf eine kleine Veränderung aufmerksam: Ein Transportflugzeug nahe dem Flughafengebäude wurde von einigen Männern in weißen Overalls entladen; drei riesige Container standen bereits in der Sonne und etwas, das wie ein Bagger aussah, wurde soeben eine Rampe hinuntergefahren.
    »Maschinen!« hauchte Kadi, die über Mrs. Pollifax' Schulter blickte. »Sammy hatte so sehr gehofft, daß sie sich eines Tages einen Schürfkübelbagger würden leisten können. Sie brauchen ihn, um das Kohlenbergwerk im Süden öffnen zu können, das die Geologen gefunden haben. Ich hoffe bloß, sie haben genug Benzin, ihn auch einsetzen zu können!«
    Sorge um Benzin erschien Mrs. Pollifax eine eigenartige Anmerkung, bis sie sich erinnerte, daß Simoko, der Präsident auf Lebenszeit, das Land in den Bankrott getrieben hatte, allein schon mit seinem Bau eines zweiten Palastes, der noch prächt iger sein mußte als der, den der vorherige Präsident auf Lebenszeit Chinjata hatte errichten lassen. Simoko hatte auch ein Faible für Kaviar kultiviert, für Wachteln, edle ausländische Weine und dafür, Goldbarren unter seinem Bett zu horten. Die von Carstairs bei seinem Besuch im April angeordnete Autopsie hatte ergeben, daß Simokos Kaviar vergiftet worden war, was man in einem Land, in dem das Volk beinahe verhungerte, als eine Art ausgleichender Gerechtigkeit betrachten konnte. Wer weiß, möglicherweise wurde der Schürfkübelbagger von dem gehorteten Gold bezahlt.
    »Schau doch - da ist Sammy!« riß Kadi sie aus ihren Gedanken. Ob er gekommen war, sich den Bagger anzusehen, oder um sie zu begrüßen, war erst zu erkennen, als er die Gruppe am Transportflugzeug verließ und über das Rollfeld auf sie zuschritt. Zumindest Sammat hatte sich nicht verändert. Er trug ein am Hals offenes weißes Hemd, das den tiefen Braunton seiner Haut betonte. Er hatte feste, gutgeschnittene Züge mit intelligenten Augen unter dichten schwarzen Brauen, und so jung er auch war und so burschikos er sich Kadi gegenüber verhielt, ging doch eine natürliche Anmut und Würde von ihm aus, die ihn seine
    Abstammung von afrikanischen Königen nicht verleugnen ließ. Er war heute jedoch keineswegs wie ein Herrscher gekleidet, sondern trug knielange Khakishorts, lange Socken und leichte Sportschuhe. Das einzige, was ihn von gewöhnlichen Sterblichen abhob, war der uniformierte Begleiter an seiner Seite - Joseph. Ihn würde sie überall erkennen, denn schließlich hatte er ihnen allen im April das Leben gerettet!
    Aber es war offensichtlich, daß er jetzt kein Lakai im Palast mehr war. Seine Uniform war maßgeschneidert und er trug eine Pistole in seinem Gürtelhalfter. Kadi, die bis zum letzten Moment aus dem Fenster gesehen hatte, blickte ihm aufgeregt entgegen. »Kadi!« rief Sammat laut, und als sie aus dem Flugzeug gestiegen waren, umarmte er sie
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