Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
das würde bestimmt kein Amerikaner verstehen -, mit ihren Meinungsverschiedenheiten und Problemen zu Scharma, dem ältesten Weisen, zu gehen.«
    Scharma hatte schließlich entschieden, daß das Land zur Entwirrung aller Unstimmigkeiten und zur Beilegung der Streitigkeiten keinen Häuptling brauchte, sondern einen König.
    »Einen König!« hatte Mrs. Pollifax erstaunt gerufen. »Sammat ein König? Er will doch nicht etwa König sein, oder?«
    »Nein, natürlich nicht, aber er ist nun mal der letzte der königlichen Dynastie. Von einem König glaubt man, daß er über magische Kräfte verfügt, wissen Sie, und einem König erweist man immer die größte Ehrerbietung. Sein Wille gilt als Gesetz.«
    »Er ist noch sehr jung - erst dreiundzwanzig«, hatte Mrs. Pollifax zweifelnd eingeworfen.
    »Aber ich nehme an, das Auftreten eines Königs ist gewichtiger als es das eines Häuptlings sein könnte.«
    Cyrus hatte mit verschmitztem Zwinkern gemeint: »Ich muß gestehen, als Richter im Ruhestand interessieren mich die Techniken dieses Scharmas bei der Urteilsfindung sehr.«
    »Sie werden ihn bald persönlich kennenlernen!« rief Kadi begeistert. »Die Krönung findet in einem Monat statt und wir sind alle eingeladen! Ist das nicht wundervoll?« Sie hatte sie beide angestrahlt. »Sie werden von Scharma sehr beeindruckt sein, er ist ein Medizinmann ein Seher - und er dürfte inzwischen mindestens hundert Jahre alt sein! Als König Zammat, Sammys Großvater, im Sterben lag, hat er, nebst den königlichen Wahrsagern, auch nach ihm geschickt. Scharma hat für zehn Jahre Schlimmes vorhergesehen und dem König geraten, den heiligen Siegelring zu vergraben, bis diese zehn Jahre überstanden sind. Scharma kann in die Zukunft sehen! Er ist wirklich weise.«
    Um möglichen langatmigen Schilderungen von Kaurimuscheln werfenden oder in Trance versinkenden Wahrsagern zu entgehen, hatte Mrs. Pollifax rasch gesagt: »Wir werden doch nach Ubangiba fliegen, Cyrus, nicht wahr? Bis dahin wirst du den Gips abhaben und vielleicht brauchst du nicht einmal mehr Krücken.«
    »Welch wundervolle Vorstellung!« Cyrus hatte das geschiente Bein voll Widerwillen beäugt.
    »Ich bin mir ja nicht einmal mehr sicher, ob sich tatsächlich noch ein lebendiges Be in in dieser Monstrosität befindet. Aber wenn der Arzt es zum Leben erwecken kann, fliegen wir selbstverständlich, Liebes.«
    Das war vor zehn Tagen gewesen - friedliche zehn Tage, die mit einem Anruf von Kadi aus ihrer Unterkunft, dem »Y« in Manhattan, geendet hatten.
    »Wer in aller Welt...«, hatte Cyrus bei dem hartnäckigen Klingeln des Telefons gebrummt.
    »Wir hatten bestimmt bereits vor einer guten halben Stunde Mitternacht!«
    Am anderen Ende der Leitung rief Kadi aufgeregt: »Sammy hat mich soeben angerufen, Mrs.
    Pollifax. Er steckt in Schwierigkeiten!«
    »Was für Schwierigkeiten?« Mrs. Pollifax war noch gar nicht bereit, ihren kostbaren Schlaf zu opfern. »Gerüchte, schreckliche Gerüchte, sagt er.«
    »Wer ist es denn?« knurrte Cyrus in seinem Bett.
    »Gerüchte?« und leise zu ihrem Mann: »Es ist Kadi.«
    »Er sagt, daß es vielleicht gar keine Krönung geben wird.«
    Kadis Worte überstürzten sich. »Er wird vielleicht nicht einmal ein Mfumo - ein Häuptling -
    bleiben können, weil jemand schreckliche Gerüchte über ihn verbreitet - verhängnisvoll nannte er sie. Und unter der Bevölkerung beginnt sich auch schon Unruhe zu verbreiten... Du erinnerst dich doch an Joseph? Er ist jetzt Sammys Assistent. Es ist ihm nicht gelungen, etwas zu erfahren, auch den Leuten von World Aid nicht.«
    »Was erfahren?«
    »Wer hinter den Gerüchten steckt«, antwortete Kadi ungeduldig und jetzt erst hielt sie inne.
    »Hattet ihr schon geschlafen? Ich habe euch doch nicht etwa aufgeweckt?«
    Mrs. Pollifax lächelte Cyrus an. »Hat sie uns aufgeweckt?«
    »Ja!« brüllte Cyrus. »Frag sie, warum.«
    »Oh, das tut mir leid«, entschuldigte Kadi sich ganz ernsthaft. »Ehrlich, es ist nur, daß...«
    »Kadi«, sagte Mrs. Pollifax fest, »erzähl uns, klar und deutlich, was los ist.«
    Mit deutlich beherrschterer Stimme berichtete Kadi nun. »Er klang verzweifelt. Alles begann vor neun Tagen, aber er wollte es mir nicht erzählen. Er sagt, er sitzt in der Hauptstadt fest, wo niemand ihm etwas sagt, aber daß ich die Bewohner der ländlichen Regionen besser kenne und sie bestimmt mit mir reden würden, wenn ich nur kommen könnte, um
    herauszufinden, was dahinter steckt. Er kann plötzlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher