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und der Geisterzug

und der Geisterzug

Titel: und der Geisterzug
Autoren: Astrid Vollenbruch
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oder?«
    »Noch nicht«, sagte Fred. »Die Eisenbahn und das Museum gehören der Harrowville Railroad & Museum Company – das ist Mr Kingsley, der das ganze Museum zusammengetragen und der Stadt gespendet hat. Und er hat geschworen, eher jedes einzelne Stück an Trödler und Ramschhändler zu verkaufen, als Mr Campbell auch nur eine Schaffnerkelle zu überlassen. Die beiden hassen sich nämlich wie die Pest.«
    Die drei ??? wechselten einen Blick. Justus nickte und wandte sich wieder an Fred. »Lass uns noch einmal auf deinen unfreiwilligen Toilettenaufenthalt zurückkommen. Bist du ganz sicher, dass du außer uns und Mr Campbells drei Begleitern keine anderen Passagiere im Zug gesehen hast?«
    »Ich bin doch nicht blöd!«, sagte Fred.
    »Ich nehme an, das heißt nein«, sagte Justus. »Das lässt nur einen Schluss zu – er hat sich sofort nach dem Einsteigen versteckt. Dann hat er gewartet, bis du an ihm vorbeikamst, und hat dich dann niedergeschlagen.«
    »Wer denn?«, rief Fred aufgebracht. »Hörst du mir nicht zu? Da war keiner!«
    Justus blieb ruhig. »Du hast niemanden gesehen. Das heißt aber nicht, dass niemand da war. Tatsächlich habe ich gesehen, wie unmittelbar vor der Abfahrt noch jemand einstieg – ein schmächtiger Mann mit schwarzen Haaren und einem schwarzen Anzug.«
    Fred starrte ihn an. Eine ganze Weile lang sagte er gar nichts und knetete nur an dem Wischlappen herum. Dann fragte er unvermittelt: »War dieser Kerl ein Chinese?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Justus überrascht. »Er trug eine Sonnenbrille, und ich habe ihn nur kurz gesehen. Aber – ja, er könnte ein Chinese gewesen sein. Die schwarzen Haare und die eher schmächtige Gestalt … schon möglich. Warum?«
    Fred antwortete nicht. Er tauchte den Wischlappen wieder ins Wasser und wrang ihn aus.
    »Fred«, sagte Justus, »wenn wir dir helfen sollen, wirst du uns schon ein paar Anhaltspunkte geben müssen. Verdächtigst du eine bestimmte Person? Warum?«
    Fred sagte weiterhin nichts. Aber endlich seufzte er. »Ich erzähle es euch.«
    In diesem Augenblick stieß die Lokomotive ein durchdringendes Pfeifen aus, und es wurde schlagartig dunkel. Das Rattern des Zuges war plötzlich viel lauter.
    »Wir sind ja schon im Tunnel!«, rief Fred entsetzt. »Und ich habe die Lampen vergessen – ausgerechnet heute, wo Mr Campbell im Zug sitzt und Carl sowieso schon sauer auf mich ist!«
    »Gibt’s hier keine Notbeleuchtung?«, fragte Peter.
    »In einem Zug von 1902? Nee, da gab’s das noch nicht! Ich hätte ja alle Lampen angezündet, wenn ich nicht eingesperrt gewesen wäre, und dann hab’ ich’s glatt vergessen! Bin gleich zurück!«
    Sie hörten etwas klirren und krachen. Dann gab es plötzlich draußen einen peitschenden Knall, und im nächsten Moment wirbelten ein paar weiße Fetzen an den Fenstern vorbei. Gleich darauf kreischten die Bremsen des Zuges. Die drei ??? verloren das Gleichgewicht und wurden nach vorne geschleudert. Fred schrie auf. Mit einem letzten durchdringenden Kreischen blieb der Zug in der Finsternis stehen.

Abgehängt
    Für eine kurze Zeit hörte man nichts außer dem Zischen und Schnaufen der Sequoia . Dann kam eine etwas zittrige Stimme aus der Dunkelheit. »Peter? Justus?«
    »Hier, Bob. Ich bin okay.«
    »Auch hier. Und ich bin bestimmt auch okay, wenn Peter seinen Ellbogen aus meinem Solarplexus entfernt.«
    »Was, du bist das? Sorry, Just.« Etwas raschelte, Justus ächzte, und etwas rollte über den Boden. »Bist du in Ordnung, Bob?«
    »Ich glaub schon. Was ist denn überhaupt passiert? Hatten wir einen Unfall? Sind wir mit irgendwas zusammengestoßen?«
    »Es war kein Zusammenstoß«, sagte Justus. »Dann wären wir nicht so glimpflich davongekommen. Der Zug hat einfach nur gebremst.«
    »Ich habe einen Knall gehört«, sagte Bob. »Wie von einer Explosion. Und –«
    »– da waren irgendwelche hellen Dinger vor dem Fenster«, ergänzte Peter.
    »Da bremsten wir schon, glaube ich. Aber da ihr gerade in einer ballistischen Flugbahn den Gesetzen der Schwerkraft folgend auf mich zukamt und ich entsprechend abgelenkt war, stehen mir jetzt keine gesicherten Erkenntnisse zur Verfügung.«
    »Justus geht’s gut«, kommentierte Bob trocken. »Kann vielleicht mal jemand Licht machen?«
    Im nächsten Moment riefen alle drei erschrocken: »Fred!«
    Sie tasteten sich durch die Dunkelheit. Peter schrie auf: »Hier ist überall Blut! – Nein, wartet mal. Das riecht nach Vanille … Wasser! Das ist Wasser. Der
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