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und der Geisterzug

und der Geisterzug

Titel: und der Geisterzug
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Bahnlinie stillgelegt wird, und weil wir uns in Onkel Titus’ Auftrag den Bestand ansehen. Glaubst du, ein Junge, der hier als Schaffner arbeitet und in Kürze seinen Job verliert, freut sich darüber, dass wir kommen?«
    »Na, wir sind doch nicht daran schuld, dass sein blödes Museum schließen muss.«
    »Aber wir sind gerade greifbar.«
    »Danke, Dr. Justus«, sagte Bob. »Und wenn wir jetzt nicht einsteigen, fährt der Zug am Ende wirklich noch ohne uns ab.« Er hievte seinen Rucksack in den Waggon und kletterte hinterher. Justus und Peter folgten ihm.
    Im Inneren des altertümlichen Waggons fühlten sie sich sofort in die Vergangenheit versetzt. Es gab nur ein Abteil mit zwölf Einzelsitzen, von denen je vier einander gegenüberstanden. Jeder Sitz war mit grünem Samt bespannt und hatte geschnitzte Armlehnen. Zwischen den Sitzen waren kleine Tische aus dunklem Holz festgeschraubt. Über den Köpfen der Jungen spannten sich Gepäcknetze.
    Sie suchten sich drei Plätze aus und ließen ihre Rucksäcke auf dem Boden stehen. Peter warf sich schwungvoll auf einen der einladenden Sitze. Uralte Sprungfedern krachten und quietschten unter seinem Gewicht, und er lachte und ließ es gleich nochmal quietschen. »Die müssen noch aus der Zeit des Goldrauschs stammen, so alt sind die!«
    »Das kann nicht sein«, sagte Justus. Wesentlich vorsichtiger als Peter ließ er sich nieder. »Die Eisenbahnlinie nach Harrowville wurde erst um 1902 gebaut, als Telefone und Glühbirnen erfunden wurden und der Bedarf an Kupferdraht schlagartig stieg. Das Kupfererz wurde in Nevada abgebaut und mit der Eisenbahn zur Verhüttung in wasserreichere Gebiete gebracht. Aber die Bahn transportierte auch anderes, zum Beispiel Passagiere, Vieh oder Fracht. Man konnte damals –«
    »Danke, Justus«, unterbrach ihn Bob in genau dem Tonfall, den ihr Lehrer Mr Sanford annahm, wenn er von Justus’ weitschweifigen, präzisen und meist unwiderlegbaren Ausführungen in seinem Unterricht bis auf Weiteres nichts mehr hören wollte. Justus grinste, lehnte sich zurück und schaute auf den Bahnsteig hinaus. »Wir sind also doch nicht die einzigen, die noch mitfahren«, sagte er. »Die Zahl der Fahrgäste hat sich soeben um rund vierzehn Prozent erhöht.«
    »Ich bin so froh, das zu hören«, sagte Peter. „Und ich denke nicht daran, es nachzurechnen. Bei mir ist jetzt Wochenende, merk dir das!«
    »Ein Grund mehr, dein Gehirn zu größtmöglicher Aktivität anzutreiben. Ein gesunder Körper ist eben nicht alles. Ein gesunder Geist gehört schon auch dazu.«
    »Genau. Und wenn der gesunde Geist nicht aufpasst, hebelt ihn gleich einer der anwesenden gesunden Körper aus dem Fenster.«
    »Da ist unser neuer Freund wieder.« Bob wies auf den jungen Schaffner, der von der Lok auf den Bahnsteig sprang und wieder an jedem Waggon vorbeilief. An der Tür zum hintersten Waggon, in dem die drei ??? saßen, schwenkte er die Kelle. Zur Antwort stieß die Lok erneut ein durchdringendes Pfeifen aus. Der Junge stieg ein und zog die Tür hinter sich zu, und mit einem Ruck setzte sich der Zug in Bewegung.
    Gleich darauf betrat der Junge das Abteil. »Karten bitte.«
    Justus zog die Karten aus der Tasche. Der Junge knipste sie mit einer uralten Zange ab und gab sie wortlos zurück. Als er gehen wollte, sagte Justus: »Warte mal. Wir würden uns gerne mit dir unterhalten.«
    » Ich will mich aber nicht mit euch unterhalten«, gab der Junge zurück.
    »Doch, willst du wohl. Du würdest uns am liebsten anbrüllen und aus dem Zug schmeißen, stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte der Junge patzig. »Wir haben nämlich schon genug Plünderer und Leichenfledderer in Harrowville. Wir brauchen nicht auch noch welche von der Küste.«
    »Jetzt reicht’s!«, platzte Peter los. »Du hast sie ja nicht mehr alle! Noch so ein Spruch –«
    »Peter!«, rief Justus. »Mach mal Pause! Hör zu«, wandte er sich wieder an den Jungen, der ihn finster anstarrte. »Mr Kingsley hat meinen Onkel Titus gebeten, ihm ein paar alte Sachen abzukaufen. Sie kennen sich seit dreißig Jahren, und Mr Kingsley auszuplündern, ist das Letzte, was wir wollen. Übrigens, wie heißt du eigentlich?«
    »Geht dich gar nichts …« Der Junge zögerte und sagte dann widerwillig: »Fred Jenkins.«
    »Schön. Ich bin Justus Jonas. Das hier sind Peter Shaw und Bob Andrews. Und das hier …«, er griff in die Tasche, » … ist unsere Visitenkarte.« Fred nahm die Karte und warf einen abschätzigen Blick darauf, aber gleich
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