Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
hast du hierhergefunden, verdammt, wie... Von Jacoby?«
    Verächtlich entgegnete Mornajay: »Dein Freund, den du opiumsüchtig gemacht hast? Nein, es war nicht Jacoby.«
»Wer dann?«
»Chin-Ling«, antwortete er.
Charlies Augen funkelten. »Du lügst! Ich glaube dir nicht! Sie würde nie...«
»Du hast deine Versprechen zu oft gebrochen«, sagte Mornajay ruhig. »Sie sagte mir, daß du auf der Flucht bist, sie nannte mir die genauen Koordinaten und das Datum, Charlie. Ich bin gekommen, um dich zurückzubringen.«
»Zurückbringen!« Charlie lachte. »Wieder mal einer deiner verfluchten Rettungsversuche? Zur Hölle mit dir!«
»Ja, dorthin hast du mich oft genug gewünscht«, sagte Mornajay. »Laß den Revolver fallen, oder ich schieße ihn dir aus der Hand!«
»Das würdest du nicht wagen«, höhnte Charlie. »Ich brauche dich ja nur anzusehen! Wenn ich bloß mit einem Stein nach dir werfe, würdest du schon umkippen!«
»Reiz mich nicht, Charlie.«
»Gott sei Dank wirst du mich dort, wohin ich jetzt verschwinde, nicht mehr finden!«
»Du wirst nirgendwohin verschwinden, Charlie!«
»Vorsicht!« schrie Cyrus, als Charlies Hand zuckte. Zwei Revolver feuerten gleichzeitig. Die Schüsse hallten von den Bergen wider. Staub stieg auf, als ein Getroffener zu Boden stürzte. Im Wald kreischte ein Mainas aufgebracht und verstummte schließlich. Es war, als seufzten die Bäume. Die Stille nach dem doppelten Knall war fast wohltuend.
Mornajay stand wie betäubt und starrte auf den Toten. »O mein Gott«, wisperte er und wankte auf den Füßen.
»An Ihrem Ärmel ist Blut!« rief Mrs. Pollifax. Sie ging zu ihm.
»Nur ein Streifschuß«, erklärte er ungeduldig und schien sie erst jetzt zu bemerken. »Mrs. Pollifax, Sie wieder? Ich brauche ein bißchen Hilfe.« Er lächelte verzerrt. »Hinter dem Baum da drüben ist mein Rucksack - dort, wo die Bahre ist.« Er deutete. »Könnte ihn mir jemand holen?«
»Sie haben die Mönche überredet, Sie hierher zu bringen?«
»Keine andere Möglichkeit - außer zu kriechen«, antwortete er mit dem gleichen verzerrten Lächeln. Sein Blick wanderte wieder zu dem Mann auf dem Boden, und Mrs. Pollifax sah Tränen in seinen Augen. »Bitte, helfen Sie mir zu ihm hinüber.«
Bonchoo sagte rasch: »Ich hole den Rucksack.«
Mornajay stützte sich auf Mrs. Pollifax, trotzdem waren seine Schritte unsicher. Traurig blickte er auf den Toten. »Er hat nie gut schießen können«, sagte er und sank auf die Knie neben ihm.
»Sie kennen ihn!« Mrs. Pollifax sprach das Offensichtliche aus.
Mornajay streckte eine zitternde Hand aus und schloß sanft die weit aufgerissenen Augen des Toten. Bitter sagte er: »Er haßte mich immer noch und wollte mich immer noch vernichten! Er ist ohne Versöhnung gestorben.« Seine Stimme brach. Nach einer Weile sagte er: »Er hatte recht, ich hätte schon lange aufhören sollen, ihn retten zu wollen. Die gefälschten Schecks, die Gelddiebstähle, die gebrochenen Versprechen, die Menschen, denen er weh getan hat! Aber zu erfahren...« Er seufzte tief und zitterte. »... zu erfahren - herauszufinden - es gesagt zu bekommen, daß es so weit mit ihm gekommen ist!«
»Wer ist er?« fragte Mrs. Pollifax.
Mornajays Stimme bebte. »Mein Bruder. Alles, was ich an Familie hatte.«
Sie wandte den Blick ab, erschüttert von dem wehmütigen Verlangen, das in dem Wort Familie mitschwang. Es war der Schrei eines einsamen Mannes, der sich nach Liebe sehnte. Sie versuchte, in ihm wieder den arroganten Mann zu sehen, den sie im Akha-Dorf kennengelernt hatte, und stellte fest, daß sie ihn zurückwünschte. Aber sie konnte nichts anderes tun, als stumm und so unauffällig wie möglich zu warten, bis er sich wieder beruhigte. Sie zweifelte, daß er sich im Augenblick ihrer Anwesenheit überhaupt bewußt war.
Schließlich drehte er sich um und sagte: »Ich nehme ihn mit zurück. Ich kann ihn doch nicht hierlassen - in einem Grab, so fern von allem, was ihm lieb ist - war…« Er schüttelte den Kopf. »Nun kann ich ihn nicht mehr retten, nur den Namen Mornajay...«
»Ich nehme an, das ist wichtig«, sagte Mrs. Pollifax und half ihm auf die Füße.
    Er bedachte sie mit einem so scharfen Blick, daß sie unter der Trauer den anderen Mornajay wiederfand: Den Mann, der Autorität und Erfolg ausstrahlte und sich nicht in die Karten schauen ließ. Sie war erleichtert, daß er wieder an die Oberfläche kam.
    »In bestimmten Kreisen«, sagte er trocken, »ist es ein Name, der für seine Integrität bekannt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher