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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck
Autoren: Dorothy Gilman
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bereue nur, daß ich den Schan getötet und Reiswein mit den Apha getrunken habe, denn einem guten Buddhisten ist der Genuß von Wein verboten. Das wird in
meinem nächsten Leben sehr gegen mich zählen.«
»Unsinn!« widersprach Cyrus. »Ich werde mich für Sie
einsetzen und klarmachen, daß Sie jeglichen verlorenen
Gutpunkt inzwischen durch andere mehr als wettgemacht
haben.«
»Glauben Sie wirklich?« Bonchoo dachte darüber nach.
»Aber ich habe das Gefühl, daß ich mich zu weit von dem Phi -
Geist entfernt habe, der mich zu Hause beschützt - daß ich
außerhalb seiner Reichweite bin.« Traurig schüttelte er den
Kopf. »Ich wünschte, ich hätte heute morgen den heiligen Mann
gebeten, ein Amulett für mich zu segnen.«
»Emily hat schon einen heiligen Mann erwähnt«, sagte Cyrus.
»Ich habe nie einen kennengelernt, wie ist er denn?«
Mrs. Pollifax schwieg und hörte ebenfalls zu, wie Bonchoo
ihn als einen Mann beschrieb, der sich des Buddhawesens in
sich bewußt geworden war und der ohne Selbstsucht in einem
vergessenen Tempel im Dschungel lebte und Weisheit durch
Meditation sammelte.
»Und wie hast du ihn gesehen? Auch als heiligen Mann?«
fragte Cyrus sie.
Mrs. Pollifax zögerte. Sie war etwas unsicher, sie wollte zwar
von der Bucheintragung erzählen, die ihr nicht aus dem Kopf
ging, aber sie sagte sich, daß sie keinerlei Beweise für ihre
Vermutung hatte, und daß es dem Acharya gegenüber nicht
anständig wäre, vor Bonchoo darüber zu sprechen. Bedächtig
sagte sie: »Er weigerte sich zunächst, uns zu helfen; ich war
wütend, aber ich glaube, jetzt verstehe ich seine Gründe. Ja, an
ihm war etwas - etwas ganz Besonderes.«
Bonchoo nickte. »Ein Amulett von ihm hätte uns geschützt.«
Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr sagte er wehmütig: »Es
ist vier, nicht wahr? Um diese Zeit kommen meine Kinder von der Schule nach Hause, meine Schwiegermutter wacht von ihrem Nachmittagsschläfchen auf, und meine Frau kommt vom Markt heim.« Er seufzte, und als er fortfuhr, klang seine Stimme leichter. »Meine Frau ist sehr klug und geschickt, bestimmt hat sie die Eier gut verkauft. Und in ein paar Stunden, gegen sieben, gibt es daheim ein gutes Abendessen. Sie haben bestimmt noch kein richtiges thailändisches Abendessen bekommen«, wandte er sich überzeugt an Mrs. Pollifax. »Bei uns bekämen Sie Tomyum gute heiße Suppe - und Gaeng ped, das ist Curry mit Kokosmilch, und Khai palo oder Hornmuk, gedünsteter Fisch
und ganz süße und saftige Melonen.«
»Mir läuft das Wasser im Mund zusammen«, sagte Cyrus zu
ihm. »Wie heißen Ihre Kinder?«
»Möchten Sie das wirklich wissen?« sagte Bonchoo sichtlich
erfreut. »Ich habe fünf. Die beiden Mädchen heißen Amporn
und Panngham, die drei Jungen Praphas, Charoon und Pote.« »Und Ihre Frau?« erkundigte sich Mrs. Pollifax.
»Mimi.«
Cyrus erstarrte plötzlich. »Horcht - hört ihr es ebenfalls?« »Der Hubschrauber?« fragte Mrs. Pollifax, und wieder einmal
wurde ihr bewußt, daß die Beendigung des Wartens so
traumatisch sein konnte wie das Warten selbst. Auch die
Soldaten hörten das noch entfernte Dröhnen und sammelten sich
nun neben dem Oberst unter dem Baum, ihr Bewacher ebenfalls. Mrs. Pollifax sagte: »Meint ihr, daß wir jetzt versuchen
sollten wegzulaufen?«
Bonchoo lächelte schwach. »Sie können ebenfalls laufen,
Koon Emily, und sie haben Gewehre.«
»Eine vernünftige Antwort«, lobte Cyrus. »Ah - da ist er!« Der Hubschrauber sah wie ein Spielzeug am weiten, blauen
Himmel aus: Ein Adler kurz vor dem Zuschlagen. Er schwebte
eine Weile über dem Lager, dann ging er senkrecht hinunter. Die Wipfel beugten sich unter dem heftigen Wind der Rotoren. Beim Aufsetzen wirbelten Staubwolken hoch. Die Tür wurde geöffnet, jemand warf zwei Seesäcken ähnliche Beutel hinaus und folgte ihnen vorsichtig. Er hob die Säcke auf, lief geduckt zur Seite, und gleich darauf stieg der Hubschrauber wieder auf
und flog ostwärts.
Mrs. Pollifax keuchte: »Cyrus - er sieht aus wie ein
Amerikaner!«
»Thai oder Chinese ist er ganz sicher nicht«, meinte Bonchoo.
»Ein Engländer?«
»Ich frage mich, ob das gut oder schlecht ist«, murmelte
Cyrus.
»Aber ein Amerikaner hier?« staunte Mrs. Pollifax. Oberst
Lu ging dem Mann nicht entgegen, sondern wartete unter dem
Baum auf ihn. Der Mann schritt selbstsicher auf ihn zu. In
seinem weißen Hemd, der Krawatte, der gutgeschnittenen Jacke
und Khakihose sah er aus, als hätte man ihn von einer Straße
Bangkoks geradewegs
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