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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition)
Autoren: Atze Schröder
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kann ich dir genau sagen … äh … der hat … Mann, ich lass mir doch von so einem Schnösel nicht die Perle ausspannen.»
    Birkel schmunzelte und stocherte genüsslich nach.
    «Äh … deine Perle? Hab ich da irgendwas nicht mitgekriegt? Ist diese Ute jetzt deine feste Freundin, oder was? Wissen das die anderen auch? Ich mein, Vanessa und Co.?»
    So langsam nervte mich der Lange.
    «Mensch, Uwe, was stellst du denn hier für Fragen? Bist du auf meiner Seite oder nicht? Es ist aus mit Vanessa und allen anderen, denn ich liebe diese Frau! Verstehst du mich? Ich liebe Ute! Liebe, Uwe, Liebe!»
    Ein breites Grinsen huschte über Birkels Gesicht.
    «Aha. Soso. Weiß sie das denn auch?»
    Ich wand mich wie ein Zitteraal.
    «Ja … öh, nee … ich mein … äh, im … äh … im Prinzip schon. Ist doch reine Formsache, Mann! Darum geht’s doch auch jetzt gar nicht. Du mixt aber auch alles durcheinander. Auf jeden Fall macht der Arsch mir das nicht kaputt.»
    Birkel blieb unerschütterlich und ließ nicht locker: «Ich mixe gar nix durcheinander, ich versteh es nur nicht. Was macht der Thorsten denn eigentlich kaputt? Hat der was mit der Ute, oder wie?»
    «Ey Uwe, du gehst mir langsam auf die Nüsse. Woher soll ich das denn wissen? Auf jeden Fall lass ich mir das nicht bieten. Basta.»
    Birkels Laune schwankte zwischen Mitleid mit einem Wahnsinnigen und Ärger über so viel Dämlichkeit. «Alter, ganz im Ernst – du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Du laberst Müll, mein Junge! Du liebst eine Frau, der du das gar nicht gesagt hast, und bist eifersüchtig auf ein Verhältnis, das es anscheinend gar nicht gibt. Wie bekloppt ist das denn? Ich frag dich jetzt zum letzten Mal – Atze, was geht hier eigentlich ab?»
    Ich fühlte mich plötzlich wie ein Luftballon, aus dem die Luft entwich. Niedergeschlagen versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren. Dann atmete ich tief durch und legte Birkel die Karten auf den Tisch. Die ganze Wahrheit. Dass ich überhaupt nicht wusste, warum Ute mit Philipp zu diesem Thorsten gefahren war. Wahrscheinlich ging es nur um irgendwelche Unterschriften für das Einwohnermeldeamt, den Kindergarten oder weiß der Kuckuck was. Ich hatte mich völlig in meine Unfähigkeit verrannt, meine wahren Gefühle auszudrücken. Stattdessen markierte ich hier den wilden Mann. Ich fühlte mich jämmerlich und wollte nur noch nach Hause. «Komm, Uwe, lass gut sein. Tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe. Komm, bring mich zum Bahnhof, ich äh …»
    Geräuschvoll zog ich die Nase hoch. Der Lange verdrehte die Augen und erhob flehend die Hände: «Mann, Schröder, du gehst mir echt auf den Sack. Musst du eigentlich aus allem ein Drama machen? ‹Bring mich zum Bahnhof! Lasst mich sterben! Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses!› Ey, komm runter. Es ist doch gut, dass wir mal über alles gesprochen haben. So. Und jetzt gehen wir beide erst mal runter zu den Landungsbrücken, ein richtig schönes Schaschlik essen. Dann sieht die Welt gleich ganz anders aus. Von dem Kinderfrühstück hier wird doch kein Mensch satt.»
    Ich ließ alles mit mir geschehen und trottete brav hinter Birkel her, runter zu den Landungsbrücken.
    Wir saßen an einem Fenstertisch in der «Goldenen Möwe». Der Lange ließ sich ein Schaschlik nach dem nächsten servieren. Die Januarsonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite und tauchte den Hamburger Hafen in ein freundliches Licht. Touristen standen an den Piers und bestiegen die Barkassen und Boote für eine launige Hafenrundfahrt an einem traumhaften Wintertag. Ich nahm meine Umgebung wie durch einen Vorhang war. Als hätte ich eine Grippe, nur ohne Grippe.
    Dann und wann störten mich Birkels geräuschvolles Schmatzen und das eifrige Geklapper der Kellner. Aber mir war alles egal. Ich hatte keinen Hunger, ich hatte keinen Durst, kein Ziel und keine Meinung. Ich starrte auf die Touristenscharen, die fröhlich und ausgelassen auf die Schiffe sprangen und sich auf eine kleine Bootstour freuten. Eine Hafenrundfahrt durch den Hamburger Hafen muss tatsächlich jeder einmal gemacht haben. Es gibt nicht nur viel zu sehen, sondern auch jede Menge zu lachen. Jeder der Kapitäne ist in der Lage, aus der Rundfahrt eine lustige Comedy-Veranstaltung zu machen. Kleine Witzchen, flapsige Sprüche und hanebüchenes Seemannsgarn werden unerschrocken durch die scheppernden Bordlautsprecher gesabbelt: «Wenn Sie kotzen müssen, bitte in kleinen Stückchen, sonst
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