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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot
Autoren: Hilary Norman
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zurückkamst, nachdem ich hier eingeliefert worden war ...«
    »Ich wäre gerne hier gewesen.«
    »Das war kein Vorwurf«, sagte Lally schnell. »Es war nur so, dass ich das schreckliche Gefühl hatte, dir sei etwas zugestoßen.« Sie streckte zögernd ihre Hand aus und berührte zärtlich seinen Verband. »Ja, so war es wohl.«
    »Wahrscheinlich.«
    Sie schwiegen. Da auf diesem Korridor noch immer keine anderen Patienten lagen und die abendliche Ruhe hinzukam, herrschte fast vollkommene Stille. Lally dachte daran, dass man eigentlich immer irgendwelche Geräusche hörte. Wenn sie am Ende eines Tages nach Hause kam und ganz allein ohne Hugo in ihrem Wohnzimmer saß, der Fernseher und die Musik nicht eingeschaltet waren und nur Nijinskij draußen herumstrolchte, war es dennoch nie ganz ruhig. Sie hörte das Ticken der französischen Standuhr, die sie von ihren Eltern geerbt hatte, ein gelegentliches Knarren, die behagliche Stimme eines guten alten Hauses, die Nachtvögel, den Wind in den Bäumen, die Autos auf der Lenox Road und die Stimmen von Nachbarn und Freunden, Türen, die zuschlugen, Hunde, die bellten, Stimmen, Lachen oder Gespräche oder einfach nur Leben.
    »Es ist zu still hier«, sagte sie zu Chris.
    »Ich weiß.«
    »Ich kann es nicht abwarten, wieder nach Hause zu fahren.«
    Chris sagte nichts.
    »Oh Chris, es tut mir so Leid.« Lally berührte wieder zögernd seine Hand. Sie achtete darauf, sie nicht richtig
    anzufassen, um ihm nicht wehzutun oder ungesagte Grenzen zu überschreiten. »Das war unüberlegt.«
    »Das macht nichts.«
    »Doch. Du musst dir große Sorgen um Andrea und Katy machen.« Sie zuckte leicht zusammen.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte Chris sofort ängstlich.
    »Nein, überhaupt nicht. Lucas hat mir etwas gegeben ... Eigentlich ist das alles meine Schuld.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Wärst du zu Hause geblieben und hättest mich nicht gesucht und mein Leben gerettet, dann wärst du für Andrea da gewesen, als sie dich brauchte.«
    »Das ist meine Schuld und nicht deine.«
    »Du dachtest, sie sei gut aufgehoben und man kümmere sich um sie.«
    »Sicher. Daran trägt keiner die Schuld.«
    Lally dachte an Andrea Webber, an ihre Gewalttätigkeit, ihre Verletzbarkeit und ihr Elend, und Schuldgefühle überwältigten sie. »Ich hätte darauf bestehen müssen, dass du so schnell wie möglich nach Hause fährst, nachdem du mich hier abgeliefert hattest. Es war egoistisch von mir, dass ich dich in meiner Nähe haben wollte.«
    »Möchtest du, dass ich bei dir bin?«
    »Oh ja.« Lally zögerte. »Mehr als alles andere.«
    »Gott sei Dank«, antwortete Chris leise.
    Sie schwiegen wieder.
    »Du weißt, dass meine Ehe nicht mehr zu retten ist«, sagte er nach einer Weile. »Es ist vorbei.«
    »Du kannst nicht sicher sein. Nicht jetzt.«
    »Ich war mir schon lange sicher. Ich habe es dir in der Nacht gesagt, als Katy bei dir geschlafen hat und du mir etwas zu essen gemacht und mir zugehört hast. An jenem
    Abend habe ich das mehr als alles andere gebraucht, und du hast nur dagesessen und mir zugehört.«
    »Das hätte jeder getan.«
    »Nein, das stimmt nicht. Niemand wäre der Sache mit Katy so auf den Grund gegangen wie du.«
    »Ich habe meine Nase in eure Angelegenheiten gesteckt.«
    »Das hast du getan, weil du dir Sorgen gemacht hast.«
    »Ich bin Katys Lehrerin. Da ist es doch ganz selbstverständlich, dass man sich sorgt.«
    »Eine andere Lehrerin wäre anders damit umgegangen. Sie hätte es vielleicht offiziell gemeldet... Du dachtest, ich würde Katy misshandeln, nicht wahr?«
    »Nein, nicht wirklich.« Lally versuchte sich daran zu erinnern, was sie wirklich gedacht hatte. Sie war noch so müde. Schon das Denken allein strengte sie sehr an. »Sicher, es war eine Möglichkeit, aber ich konnte es nicht glauben. Ich glaubte auch nicht, dass es Andrea war. Ihr schient beide ...«
    »So gute Eltern zu sein«, beendete Chris sarkastisch den Satz.
    »Das seid ihr auch«, fuhr Lally schnell fort. »Du hast selbst gesagt, dass Andrea Katy mehr liebe als alles andere. Sie ist krank und kann sich nicht selbst helfen. Und darum musst du morgen früh nach Hause fliegen, und du solltest dich um mich nicht mehr sorgen. Mir geht es gut.« Sie lächelte ihn an. »Ich danke dir.«
    »Du hast vielen Menschen zu danken.« Chris nahm ihre rechte Hand zärtlich in seine gesunde linke. »Sie scheinen dich alle sehr zu lieben.«
    »Ich weiß. Es macht mich sehr glücklich.«
    »Besonders
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