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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot
Autoren: Hilary Norman
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am meisten wollte, ihn erledigen.«
    »Wen vor allem?«, fragte Joe leise.
    »Haagen natürlich.« Er sprach den Namen wieder merkwürdig gedehnt aus und sagte Haagen wie vor einigen Stunden, als Albrecht Hagen zu ihm gekommen war. Cohen hob überrascht den Blick.
    »Können Sie uns seinen vollständigen Namen sagen?«, fragte Joe wegen der Aufzeichnung.
    »Albrecht Hagen.« Schwartz’ Mundwinkel verzogen sich ein wenig. »Er wollte mich töten, wissen Sie.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Es steht geschrieben. Mutter hat es mir gesagt.« Schwartz zuckte kaum sichtbar die Achseln. »Hagen tötet Siegfried, das weiß jeder.«
    »Wer ist Siegfried?«, fragte Cohen, der noch immer ganz verwirrt war.
    Schwartz drehte sich zu dem älteren Polizisten um, und sein Gesichtsausdruck und seine Stimme spiegelten deutlich seine Verachtung.
    »Ich bin Siegfried!«
    Joe schloss einen Moment die Augen und spürte seine Erleichterung. Je verrückter, desto besser, dachte er. Das Band bewies, dass Schwartz noch von einem zweiten Polizisten verhört worden war. Frederick Schwartz würde das
    Krankenhaus nicht als freier Mann verlassen, auch wenn er später versuchen sollte, sich herauszuwinden oder seinem Rechtanwalt Märchen zu erzählen.
    Lally war gerettet, und die anderen dort draußen hatten eine Chance. Für Joe war das im Augenblick mehr als genug.
    Zwölf Stunden später fühlte sich Chris Webber wieder zwischen Erleichterung, Wut und Enttäuschung hin und her gerissen. Er war glücklicher, als er es sich je hätte vorstellen können, dass Lally diesen Albtraum unversehrt überstanden hatte und ihr Bruder Schwartz in die Knie gezwungen hatte. Wie gerne hätte er sich jetzt erlaubt, mit offenen Augen von einer Zukunft mit der Frau, in die er sich ohne die Spur eines Zweifels unsterblich verliebt hatte, zu träumen, doch leider war das Erste, was er tun musste, sie zu verlassen und nach Stockbridge zurückzukehren.
    »Was ist passiert?«, fragte Lally, als er zu ihr kam, um es ihr zu sagen. Es war halb zehn, und sie hatte fast den ganzen Tag geschlafen. Nach der Operation hatte John Morrissey Chris als Patienten in seiner Klinik aufgenommen, damit er sich gänzlich von seiner schmerzhaften Verletzung erholen konnte. Er wurde überwacht, um Nachwirkungen auszuschließen, und auch er hatte sich bis vor einer Weile ausgeruht.
    »Ich habe Katy angerufen. Es sieht so aus, als habe Andrea sich selbst aus der Klinik entlassen.«
    »Oh«, sagte Lally leise, »ich verstehe.«
    »Nein, das tust du nicht.« Chris schüttelte den Kopf. »Sie hat in unserem Haus alles zertrümmert, Lally. Sie hat die Beherrschung verloren, und darum muss ich zurück.«
    »Natürlich musst du nach Hause fahren.«
    Im Zimmer war es ganz still. Hugo war zu Joe nach
    Hause gefahren. Er war, nachdem die Krise vorbei war, fast zusammengebrochen. Lallys Bruder musste den ganzen Abend arbeiten, und Schwartz war noch in der Klinik, wo er bewacht wurde und bis zum nächsten Morgen bleiben würde. Eigentlich sollte Lally auf ausdrücklichen Wunsch von Dr. Ash bis zum nächsten Tag keinen Besuch empfangen. Chris wusste jedoch, dass er die Klinik am frühen Morgen verlassen musste, um die erste Maschine zurück nach Albany zu erwischen, und daher war er aus seinem Zimmer gegenüber Lallys geschlichen, um sie zu besuchen.
    Er schaute in ihre wunderschönen grauen Augen, und wenn ihr Blick auch zeigte, wie müde und verletzlich sie noch immer war, so spiegelte sich in ihren strahlenden Augen doch auch ihre Erleichterung und Lebensfreude. Sie trug ein weißes Herren-T-Shirt statt eines Nachthemdes, und ihr Haar, das ihr eine der Krankenschwestern gewaschen hatte, fiel über ihre Schultern. Obwohl Lally kein Make-up trug und noch nicht einmal der Hauch eines Lippenstiftes zu sehen war, wusste Chris, dass er noch nie eine schönere Frau gesehen hatte.
    »Wann wirst du es mir sagen?«, fragte sie.
    »Was denn?«
    »Wo du die ganze Zeit warst. Was du gemacht hast. Was mit deiner Hand passiert ist.«
    »Ich darf es dir nicht sagen«, erwiderte Chris. »Wegen Joe.«
    »Ich verstehe. Joe hat mich gebeten, dich nicht zu fragen.«
    »Es gibt eigentlich auch nicht viel zu sagen.«
    »Ich weiß, dass du Joe geholfen hast. Mir geholfen hast.«
    »Ich habe nicht viel getan.«
    »Das glaube ich nicht ... Ich hatte Angst.«
    »Ich weiß.«
    »Nicht nur wegen mir ...« Sie lächelte reumütig. »Ich hatte große Angst vor der Operation, aber ich hatte auch Angst um dich. Als du nicht
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