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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder
Autoren: Susanne Hanika
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staatsanwaltschaftlichen
Beschlüssen. Ich dagegen kenn die Eichingerin von klein auf.«
    Â»Ach. Wieso bist du dann davongerannt?«
    Â»Weil ich vor der Eichingerin schon immer davongelaufen bin«,
erklärte ich keuchend. »Und was war das eben da drinnen? Mit den Ernsdorfern?«
    Max küsste mich kurz und sagte dann: »Pass auf dich auf.«
    Â»Du auch.«
    Er sah dabei auf meine Stirn und hob die Augenbrauen. Vermutlich
sollte das heißen, dass ich diejenige war, die wirklich aufpassen musste. Denn
er rannte ja nicht ständig gegen Ziegelsteine. Als sich das Keifen der
Eichingerin wieder näherte, sprang jeder in sein Auto.
    Bevor ich den Anlasser betätigte, sah ich kurz in den Rückspiegel.
Ich sah wirklich übel aus, als wäre ich gegen eine ganze Ziegelwand gerannt.
Ich hätte leicht daran sterben können. Oder für den Rest meiner Tage
schwerbehindert dahinsiechen. Großmutter war wirklich manchmal die Pest.
    Max fuhr an meinem Auto vorbei und hob noch einmal kurz die Hand zum
Gruß.
    Ich blickte zurück zum Haus der Ernsdorfers, in dem die Stefanie
verschwunden war.
    Dahlienweg 16, stand in verschnörkelter
Schrift an der Hauswand.
    Dahlienweg 16 ?
    Dann kam die Eichingerin mit ihrem Haglstecken auf die Straße – und
ich gab Gas.
    Bevor ich wieder auf die Hauptstraße einbog, hielt ich an und
blieb mit laufendem Motor stehen. In meinem Kopf ratterte alles Mögliche
durcheinander. Es war, als säße ich in einem Zug und bei jeder Bahnschwelle und
jedem Rucken käme in meinem Kopf eine neue Information zum bereits vorhandenen
Wissenspool dazu.
    Der Letzte Thron . Das war der Klostuhl vom
Ernsdorfer gewesen.
    Ich starrte das Lenkrad meines Autos an.
    Die Ernsdorfers trugen gerade hässliche alte Möbel ins Haus und
schicke neue Möbel aus dem Haus heraus. Das machten nur Leute, die absolut
keine Ahnung davon hatten, wie man sein Haus einrichtet. Oder Leute, die einen
hochgradig schizophrenen Mitbewohner haben. Oder aber …
    Oder aber sie hatten den Ernsdorfer im Schuppen eingesperrt.
    Ich wendete waghalsig auf der Kreuzung und fuhr wieder in den
Dahlienweg hinein. Die Eichingerin hatte anscheinend die Verfolgungsjagd
abgebrochen, denn sie war weit und breit nicht zu sehen. Auch wenn die Gefahr
bestand, dass sie mich das nächste Mal erwischen und mir ihren Stecken über den
Kopf schlagen würde – ich musste noch einmal sehen, was die Ernsdorfers da
machten, und bezog erneut Stellung unter der Stechpalme.
    Der Garten der Ernsdorfers war leer. Ich blieb sitzen, bis meine
Füße fast abgestorben waren.
    Aber es lohnte sich. Denn gerade als ich beschlossen hatte,
aufzustehen und doch nach Hause zu fahren, kam S.E.C. wieder aus dem Haus und ging zum Schuppen. Ich sah ihm atemlos nach. Was holte
er jetzt? Einen mottenzerfressenen Teppich im Austausch gegen einen nagelneuen
handgeknüpften Perser?
    Â»Bist fertig?«, hörte ich ihn sagen. Die Antwort von der Person im
Schuppen hörte ich nicht. Brauchte ich auch nicht. Denn im nächsten Moment
verschwand der Klaus und kam gleich wieder heraus.
    Er trug einen Klostuhl. Nein, nicht irgendeinen Klostuhl. Er trug
den blank polierten Letzten Thron vom Hans. Ich blieb
mit offenem Mund unter dem Strauch sitzen. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Die
Ernsdorfers klauten Klostühle! Das war so etwas von unglaublich. Und für wen?,
fragte ich mich. War die alte Ernsdorferin nicht mehr in der Lage, das normale
Klo zu benutzen?
    Das sah nicht so aus, denn die Ernsdorferin kam mit einem Putzeimer
und Tüchern aus dem Schuppen und schimpfte hinter Klaus her, er solle nur nicht
den Klostuhl gegen die teuren Möbel hauen. So schimpfen und Klostühle putzen
können und dann nicht in der Lage sein, auf die Toilette zu gehen?
    Vielleicht – hm, vielleicht hatten die Ernsdorfers nur eine
Toilette. Und wenn der Ernsdorfer Papa Verstopfung hatte und endlos auf dem Klo
saß, mussten alle anderen eben auf den Klostuhl. Wenn das nicht logisch war.
Aber wieso stahlen sie dann den Klostuhl vom Kreiter Hans?
    Dann fiel mir wieder der Gebissreiniger ein. Auch für die alte
Ernsdorferin? Und wieso kaufte sie das genau an dem Tag, an dem die Polizei zur
Hausdurchsuchung vorbeischaute? Die Stechpalmenblätter pieksten mich in den
Nacken und kitzelten meine Gedanken heraus. Wenn bei uns Hausdurchsuchungen
anstanden, dachte ich hauptsächlich darüber nach, was ich alles
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