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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth
Autoren: Christopher Golden
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taumelnd auf die Beine und wankte hin und her, direkt in Garzas Schussfeld.
    „Runter!“, schnappte die Söldnerin.
    „Schießt doch einfach!“, kreischte Olivia. „Tötet ihn! Ihr müsst sie sowieso alle ausschalten. Worauf wartet ihr noch? Schießt durch den Mistkerl durch!“
    Der Minotaurus brüllte und schlug nach den Strahlen der Taschenlampe, die ihn geblendet hatten. Aber so, wie sein Körper sich spannte, wie seine Augen zu schmalen Schlitzen wurden, glaubte Drake, dass er jeden Moment losstürmen würde, und Olivias schrille Stimme schien ihm als Ziel zu dienen, als hätte er erkannt, dass sie hier die Befehle gab. Doch warum auch nicht? Irgendwann einmal war er ja schließlich auch nur ein Mann gewesen.
    Die Kreatur preschte los, und obwohl die anderen ihr im Weg standen, hielt sie tatsächlich direkt auf Olivia zu. Sully wich im letzten Moment aus und fiel auf die Knie, als der Minotaurus an ihm vorbeipolterte. Garza drückte den Abzug, und ihr halbautomatisches Gewehr spie mit ohrenbetäubendem Donnern Kugeln in die Kammer. Drei davon durchbohrten die Hüfte, einen Arm und eine Schulter des Minotaurus, und er schrie vor Schmerz auf. Aber er war übermenschlich schnell und änderte die Richtung, bevor ihn noch mehr Geschosse treffen konnten.
    Garza riss ihre Waffe herum, doch sie klickte nur noch traurig. Das Magazin war leer. Vielleicht hatte sie noch ein volles in petto, aber Zeit, es in den Lauf zu rammen, die hatte sie nicht. Ihre Augen wurden weit, als der Minotaurus nach ihr griff. Er packte ihren Kopf und riss ihn mit brutaler Kraft zur Seite. Das Geräusch berstender Knochen klang in der engen Gebetskammer wie der Knall einer Peitsche.
    „Los, Junge“, rief Sully, dann griff er nach Drakes Schulter, halb, um sich darauf zu stützen, halb, um ihn aus seiner Starre zu wecken.
    Drake drehte sich um und sah, dass Henriksen bereits die Treppe in die Finsternis unter dem Altar hinabkletterte. Er schlug Sully auf den Arm und deutete nach unten, anschließend rief er Jada zu sich. Gemeinsam folgten sie dem Norweger. Gewehrfeuer zerfetzte die Luft hinter ihnen, und Drake hörte das Geräusch von Kugeln, die sich durch Fleisch bohrten. Als der Minotaurus erneut brüllte, war es ein schmerzvolles Heulen. Aber die Geräusche des Kampfes blieben rasch hinter ihnen zurück, während sie endlich ins Herz des vierten Labyrinths hinabstiegen.
    In den Schatten am Fuß der Treppe, wo nur noch Henriksens und Jadas Taschenlampen den Weg erhellten, stießen sie auf den nächsten Tunnel. Der penetrante Moschusgeruch des Minotaurus schien Boden und Wände wie eine unsichtbare Schicht zu bedecken. Er war so stark, dass Drake angewidert das Gesicht verzog.
    Sully stolperte immer wieder, und Drake blickte zu ihm hinüber. Er spürte noch immer die Male an seinem Hals, wo Sully versucht hatte, ihn zu erwürgen, und er hoffte, dass der Bann der Wächter der Verborgenen Welt wirklich und endgültig gebrochen war. Dass sein alter Freund noch lebte, war eine ungeheure Erleichterung und ein Triumph an sich, aber noch wollte Drake nicht die Champagnerkorken knallen lassen.
    Wieder verlor Sully das Gleichgewicht, und hätte Drake ihn nicht aufgefangen, wäre er der Länge nach auf den Boden geknallt. Er schlang sich Sullys Arm über die Schulter und stützte ihn, während sie weiter durch den Korridor hasteten. Zwischen seinen stoßartigen Atemzügen brummte Sully etwas, das Worte sein mochten.
    „Was hast du gesagt?“, fragte Drake.
    „Bist du taub?“, ächzte Sully. „Ich sagte, hier unten riecht’s nach deinen Socken.“
    Drake blinzelte überrascht, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Schön, dass du wieder da bist, alter Mann.“
    Jada schloss zu ihnen auf, und sie mussten stehen bleiben, als die junge Frau unvermittelt Sully umarmte. Drake zog sich diskret zurück, um ihnen einen Moment der Wiedersehensfreude zu gönnen. Letzten Endes standen die beiden aber ziemlich lange da und hielten einander in den Armen. Jadas Schultern bebten, als ihre Gefühle sich Bahn brachen, und sie vergrub ihr Gesicht an Sullys Brust.
    „Ich bin ja so froh, dass du noch lebst“, murmelte sie in den Kragen seines Hemdes.
    „Dann sind wir schon zu zweit“, sagte er.
    „Sehen Sie sich das an“, rief Henriksen weiter vorne.
    Drake spähte durch die Finsternis und sah, dass Henriksens Taschenlampe einen breiten Seitengang erhellte. Als er zu dem Norweger aufgeschlossen hatte und in den Durchgang schaute,
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