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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth
Autoren: Christopher Golden
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Einschätzung revidiert.
    Drake erkannte eine Gefangene, wenn er eine sah.
    „Was hast du überhaupt da gemacht?“, fragte er und riss das Lenkrad nach rechts.
    „Urlaub“, erwiderte sie verbittert und in diesem Du-bist-aber-wirklich-ein-Volltrottel-Tonfall, den junge Frauen früh zu perfektionieren schienen. „Was glaubst du denn?“
    „Das willst du nicht wissen“, sagte Drake.
    Eine Salve hämmerte in die Bäume zu seiner Linken. Ein paar Kugeln trafen auch den Jeep, stanzten ein chaotisches Muster in seine Flanke und zerdepperten eine Heckleuchte. Außerdem verwandelte der Bleihagel einen Ara mitten im Flug in eine Wolke aus Blut und Federn.
    „Vielleicht solltest du dich besser aufs Fahren konzentrieren?“, keuchte die Frau. Sie hatte Panik in den Augen und duckte sich tief auf dem Beifahrersitz. „Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“
    „Oh, ich bin nicht ruhig“, erwiderte Drake und riss das Steuer herum, um einem umgestürzten Baum auszuweichen. Der Jeep rumpelte durch Gestrüpp und über frei liegende Wurzeln hinweg und streifte einen riesigen Kapokbaum. „So wirke ich auf andere, wenn ich in Wahrheit die Hosen gestrichen voll habe. Sicheres Indiz sind meine weißen Fingerknöchel. Ich bin völlig verkrampft.“
    Die Frau warf einen Blick auf seine Hände am Lenkrad. Offenbar bemerkte sie, wie hell seine Knöchel waren, und sie wurde noch eine Spur bleicher.
    „Willst du mir nicht langsam mal erzählen, wer du eigentlich bist?“, wandte sich Drake an sie.
    „Hat mein Vater dich wirklich nicht geschickt?“
    Ihre Enttäuschung brachte ihn dazu, sich genau so weit abzuregen, wie sich ein Kerl eben abregen konnte, der von Leuten, die ihn umbringen wollten, durch den Dschungel gejagt wurde.
    Er entdeckte den gespaltenen Baumstamm, nach dem er Ausschau gehalten hatte – die einzige Art von Orientierungspunkt, die man hier draußen erwarten konnte – , und riss das Steuer nach links, um mit dem Jeep durch einen Vorhang herabhängender Ranken zu donnern, auf einen Pfad, der von Hufen platt getrampelt worden war, aber offenbar nur selten Räder gesehen hatte. Der Jeep holperte wie verrückt, und für Drake fühlte es sich an, als würde das Fahrzeug im Fahren zerlegt werden. Er sah sich schon auf dem Fahrersitz mit nur mehr dem Lenkrad in Händen sitzen, während es um ihn herum schon längst keinen Wagen mehr gab.
    „Tut mir leid, Kleine. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du da redest.“
    Sie hob ihr Kinn und versuchte zu spät, ihre verblühte Hoffnung vor ihm zu verbergen. „Mein Name ist Alex Munoz. Mein Vater ist der Bürgermeister von Guayaquil. Er führt Krieg gegen die Drogen in der Stadt, und er lässt sich nicht kaufen.“
    Das sagte sie voller Stolz, und Drake konnte es ihr nicht verübeln. Wenn sich der Bürgermeister einer großen südamerikanischen Stadt mit den Drogenkartellen anlegte, musste er entweder ungeheuer mutig oder vollkommen bescheuert sein. Abgesehen davon brauchte Alex ihm den Rest der Geschichte gar nicht zu erzählen. Eine wunderschöne junge Frau, nicht älter als neunzehn, gefesselt und geknebelt im Schlafzimmer eines Drogenbarons? Sie war eine Geisel gewesen, ein Verhandlungsargument, und vermutlich drauf und dran, das Opfer von etwas noch wesentlich Schlimmerem zu werden.
    Wie gerate ich nur immer wieder in so einen Schlamassel? , dachte Drake.
    Andererseits war es natürlich nicht Alex Munoz’ Schuld, dass man jetzt auf ihn schoss. Gewiss, sie zu befreien und aus dem Anwesen zu schaffen, hatte ihn verraten und langsamer gemacht. Doch sein Plan war ohnehin riskant gewesen, und seiner Erfahrung nach endeten riskante Pläne praktisch immer damit, dass auf ihn geschossen wurde – und manchmal fing er sich sogar tatsächlich eine Kugel ein.
    „Also, wenn Paps dich nicht geschickt hat, wer bist du dann?“, fragte Alex, deren Schmollmiene zurückkehrte. „Was hast du mit mir vor?“
    Drake ignorierte die zweite Frage. Wenn es etwas gab, das er im Laufe der Jahre gelernt hatte, dann, dass es am besten war, niemals zu sagen, dass man keinen Plan hatte, wenn man mit einer Frau an seiner Seite um sein Leben lief. „Mein Name ist Drake. Nate Drake.“
    Falls sie die James-Bond-Anspielung bemerkte, sprang sie nicht darauf an. „Worum geht es hier?“, fragte sie. „Was hast du getan, um Valdez so wütend zu machen?“
    Drake deutete auf den Rücksitz. „Siehst du das da?“
    Als Alex einen Blick nach hinten warf, sah sie einen in Sackleinen gehüllten und
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