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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam
Autoren: Laura Hillenbrand
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sich seine olympische Kondition zu erhalten. Am Strand von Kahuku bliesen er und Phil ihre Matratzenbezüge auf, ließen sich von den Wellen hinaustragen und ertranken fast dabei. In geliehenen Autos erkundeten sie die Insel und stießen dabei auf weitere Flugplätze, aber als sie näherkamen, stellte sich heraus, dass es sich um Attrappen handelte, um Sperrholzgebilde, mit denen die japanischen Aufklärungsflugzeuge getäuscht werden sollten. Und in Honolulu stießen sie auf die größte Herausforderung: das Steakhouse von P. Y. Chong, wo sie für zweieinhalb Dollar Steaks bekamen, so dick wie der Arm und so groß wie der Kopf eines Mannes. Louie erlebte nicht ein einziges Mal, dass ein Gast in diesem Lokal sein Essen restlos verputzte.
    Für die Offiziere der Mannschaft war der beliebteste Aufenthaltsort der Offiziersclub am Nordstrand von Honolulu; dort gab es Tennisplätze, hübsche Mädchen und gehaltvolle Cocktails für harte Männer. Als Phils Mannschaft im Wettkampf um die meisten Treffer den ersten Platz errang, belohnte Louie die Kameraden damit, dass er ihnen seine eigenen Rangabzeichen an die Uniformen heftete und sie in den Club schmuggelte. Gerade hatte sich Louie vom Tisch erhoben, um mit einem Mädchen zu tanzen, als sich Colonel Matheny auf seinen Platz setzte und ein Gespräch mit dem zu Tode erschrockenen Clarence Douglas begann, einem nur angeblichen Unterleutnant. Als Louie endlich wieder an den Tisch zurückkehren und Douglas zur Hilfe kommen konnte, erhob sich der ahnungslose Colonel und machte Louie darauf aufmerksam, was für ein netter Kerl doch dieser Douglas sei.
    Eines Tages entdeckte Louie auf der Tanzfläche im Club den Leutnant, der ihnen befohlen hatte, mit nur drei Motoren zu fliegen. Er organisierte sich eine Tüte Mehl und ein Mädchen und begann, in unauffälligen Kreisen in der Nähe des Leutnants zu tanzen und ihm jedes Mal, wenn er hinter seinem Rücken vorbeikam, eine kleine Menge Mehl in den Kragen zu kippen. Nachdem er das eine Stunde lang betrieben hatte, schaute der ganze Club zu. Schließlich schnappte Louie sich ein Glas Wasser, begab sich wieder hinter sein Opfer, schüttete das Wasser hinter dem Mehl her und ging in Deckung. Der Leutnant, dem der zähe Teig den Rücken hinunterlief, fuhr herum. Da er den Schuldigen nicht finden konnte, verließ er wutschnaubend das Lokal, und Louie war der Star des Abends. »Jetzt hatten wir noch ein Mädchen mehr für uns«, erzählte er.

    |89|
Warten auf den Einsatz.
    Der November ging vorüber, der Dezember brach an, und noch immer hatte die Crew nicht einen einzigen Japaner gesehen. Auf Guadalcanal tobten heftige Kämpfe, und die Männer fühlten sich ausgeschlossen, frustriert und gierten nach Berichten über die Kämpfe. Jedes Mal wenn eine B-17 aus dem Kampfgebiet landete, gingen Louie und seine Freunde auf das Fluggelände, um sie anzustarren. Auf den ersten Blick sahen alle Flugzeuge gleich |90| aus. Dann zeigte ihnen ein Flieger ein einsames Einschussloch. »Menschenskind!«, sagte Louie später. »Uns standen ja die Haare zu Berge!«
     
    Drei Tage vor Weihnachten 1942 war es dann endlich so weit. Phils Crew und 25 andere Mannschaften erhielten den Befehl, ihre Taschen für drei Tage zu packen und sich zu ihren Maschinen zu begeben. Louie stellte fest, dass
Super Man
mit zwei zusätzlichen Benzintanks ausgestattet worden war sowie sechs 500-Pfund-Bomben. Er notierte in seinem Tagebuch, aus den Zusatztanks sei wohl zu schließen, dass man »einen ganz schön weiten Sprung irgendwohin« machen werde. Statt des Norden Bombsight bekam Louie das einfache Visier ausgehändigt, es stand also offenbar ein Sturzflug-Bombardement bevor. Die Crew bekam ein verschlossenes Bündel mit Befehlen ausgehändigt, das sie erst nach dem Start öffnen sollte.
    Fünf Minuten nachdem
Super Man
abgehoben hatte, rissen die Männer die Umschläge mit den Befehlen auf und entnahmen daraus ihren Auftrag, Kurs auf Midway zu nehmen. Als sie acht Stunden später dort ankamen, wurden sie mit einem Kasten Budweiser-Bier und äußerst gewichtigen Informationen begrüßt: Die Japaner hatten auf dem Wake-Atoll einen Stützpunkt errichtet. Im bislang größten Angriff des Pazifik-Kriegs sollte die American Air Force den Stützpunkt zerstören. 16
    Am folgenden Nachmittag wurde die Crew ins Besprechungszimmer beordert, einen Raum, der eigentlich das Theater des Stützpunkts war; ein paar vereinzelte Girlanden und etwas kümmerlicher Schmuck wiesen schon auf
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