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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam
Autoren: Laura Hillenbrand
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Geschwaders um das Dreifache übertraf. Louies Trefferquote war schlicht sensationell. Bei einer Sturzflugübung traf er sieben von neun Mal ins Schwarze. 11 Als größte Herausforderung im Rahmen des Trainings aber stellte sich heraus, mit dem pingeligen Leutnant zurechtzukommen, der auf übelste Art seine Befehlsgewalt ausspielte und von allen gehasst wurde. Er überwachte auch ihr Flugtraining. Als Phil eines Tages, weil einer der Motoren von
Super Man
ausgefallen war, einen Routineflug abbrach, umkehrte und wieder in Kahuku landete, wurde er von dem wütenden Leutnant aus dem fahrenden Jeep heraus angeschnauzt, der ihm befahl, den Flug umgehend fortzusetzen. Als Louie anbot, mit drei Motoren zu fliegen, wenn der Leutnant mitkäme, änderte dieser allerdings seine Meinung verblüffend rasch.
    Wenn die Männer nicht trainierten, wurden sie an der Küste als Überwachungstrupp eingesetzt; zehn Stunden täglich mussten sie an einem bestimmten Abschnitt des Ozeans Ausschau nach dem Feind halten – eine furchtbar langweilige Aufgabe. Louie schlug die Zeit tot, indem er auf Mitchells Navigatorentisch schlief oder sich von Phil Flugstunden geben ließ. Bei manchen Flügen fläzte er sich in die Öffnung hinter dem Cockpit, las Krimis von Ellery Queen und ging Douglas auf die Nerven, der irgendwann so genug davon hatte, über Louies lange Beine steigen zu müssen, dass er mit einem Feuerlöscher auf ihn losging. Einmal waren die Schützen derart gelangweilt, dass sie das Feuer auf eine Walschule eröffneten. Phil brüllte sie an, das sofort sein zu lassen, und die Wale schwammen unverletzt weiter. 12 Die Kugeln, so stellte sich heraus, behielten ihre tödliche Geschwindigkeit nach dem Eintritt ins Wasser kaum mehr als einen Meter weit bei. Dieses Wissen sollte sich später noch als äußerst nützlich erweisen.
    Eines Morgens erblickte Phils Crew bei einem Patrouillenflug ein amerikanisches U-Boot, das gemächlich dahinschaukelte, während die Besatzung sich auf Deck erholte. Dreimal funkte Louie ihnen den Identifikationscode zu, doch die Männer auf dem U-Boot ignorierten ihn, woraufhin Louie und |87| Phil beschlossen, »ihnen einen ordentlichen Schrecken einzujagen«. Louie rollte die Verschlussklappen der Bombenschächte zurück, und Phil ließ das Flugzeug mit kreischenden Motoren über dem U-Boot in Sinkflug gehen. »Die Geschwindigkeit, mit der sich das Deck leerte, war atemberaubend; man hätte meinen können, die Männer wären in das Boot hineingesaugt worden«, schrieb Louie in sein Tagebuch. »Der Kapitän kriegt von mir eine Sechs in Identifikation, dafür eine Eins Plus im schnellen Abtauchen.« 13
    Kopilot Charleton
Hugh Cuppernell
    Im öden Einerlei des Wach dienstes dachten sich die Männer unweigerlich die unterschiedlichsten Streiche aus. Als ein Bodenoffizier, ein rechtes Großmaul, sich unzufrieden darüber äußerte, dass die Flieger einen höheren Sold bekamen, lud ihn die Crew ein, doch einmal selbst ein Flugzeug zu fliegen. Sie platzierten den Nörgler auf dem Sitz des Kopiloten. Derweil war Louie unter dem Navigatorentisch versteckt, in der Nähe der Ketten, die die Steuerhebel mit den Steuerflächen verbanden. Als der Offizier den Hebel bedienen wollte, begann Louie, an den Ketten zu ziehen, woraufhin das Flugzeug die tollsten Sprünge vollführte. Der Offizier geriet in Panik, Louie konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, laut loszulachen, während Phil natürlich sein perfektes Pokerface beibehielt. Über die Bezahlung der Flieger beklagte sich dieser Offizier nie mehr.
    Phils Mittel gegen Langeweile waren gewagte, spektakuläre Flugmanöver. Wenn er von seinen Patrouillenflügen über den Ozean zurückkehrte, pflegte er den Landeanflug auf Oahu mit einem anderen Piloten zu koordinieren. Der vorneweg Fliegende brauste mit eingeklappten Rädern über die Insel und probierte aus, wie tief er fliegen konnte, ohne die Unterseite des Flugzeugs aufzuschrammen, und der andere hinter ihm war dann angehalten, diese Höhe noch zu unterbieten. Phil zog
Super Man
so weit in Richtung Boden herunter, dass er in die Fenster im ersten Stock der Häuser hineinschauen konnte. Es war, wie er in gewohnter Beiläufigkeit kommentierte, »etwas gewagt«. 14
    |88| Für jeden an Bord von
Super Man
verbrachten Tag bekam die Mannschaft einen Tag frei. 15 An solchen Tagen spielten die Männer Poker, teilten Cecys Feldpostpakete unter sich auf und gingen ins Kino. Louie absolvierte sein Lauftraining an der Rollbahn, um
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