Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
um den Hals binden“, sagte Sonja.
    „Und Sie mit einem der fliegenden Ärzte’ zusammenbringen“, versprach Heiko.
    „Das wird eine inhaltreiche Woche“, meinte Tante Christiane. „Das Dumme ist, daß man bei dieser superbilligen Reise den Aufenthalt nicht verlängern kann – ja, ich habe auch den Prospekt studiert – aber andererseits – “
    „Anderseits ist eine Woche genau sieben Tage mehr als nichts“, stellte Manfred fest. „Ein Tag in Nairobi – die Nacht im Zug – Tag in Mombasa – nachts zurück – zwei Tage Uaso, Übernachtung in Samburu Lodge – “
    „Und zweieinhalb Tage bei Kito und uns!“ rief Sonja begeistert. „Kommst du mit, Reni?“
    Sie merkte anscheinend nicht, daß sie mich duzte – mir war es schon recht!
    „Ja“, sagte ich. „Wenn Manfred mich mithaben will!“
    „Daran soll es nicht scheitern“, versicherte Manfred.
    Es wurde sehr spät, bevor wir endlich aufbrachen.
    Die Zwillinge mit ihren Ehemännern zwängten sich in Rolfs Miniauto, den Rest der Gesellschaft stopfte ich in Theodor rein und verteilte sie, wo sie hingehörten.
    Dann waren wir allein im Wagen, Manfred und ich.
    „Reni“, sagte er und legte seine Hand auf meine. „Wenn ich daran denke, daß wir beide in absehbarer Zeit vielleicht nach Uaso kommen, dann – “
    „Kennst du die Gegend schon? Ich denke, Uaso liegt in Kenya, du hast doch in Tanzania gewohnt?“
    „Nein, ich war nie dort. Aber ich habe etliche Filme davon gesehen und bin ganz wild darauf, dort hinzukommen. Das ganze Reservat ist ja voller zoologischer Seltenheiten.“
    „Ich denke, du interessierst dich für die Menschen mehr als für die Tiere?“
    „Für beides“, sagte Manfred. „Natürlich denke ich in erster Linie an die unzähligen Menschen, die Hilfe brauchen. Aber wer einmal in Ostafrika gewesen ist, denkt immer an diesen unfaßbaren, diesen überwältigenden Tierreichtum zurück, und man hofft und betet, daß er erhalten bleibt! Ach, Renilein, du ahnst ja nicht, was für Aufgaben es da zu lösen gibt! Auf Heiko Brunners Gebiet und auf meinem. Ich habe dir etwas von den furchtbaren Krankheiten erzählt. Wie viele Menschen, glaubst du, hätte man retten können, einfach durch Aufklärung? Wenn du wüßtest, wie hoch zum Beispiel die Säuglingssterblichkeit ist – “
    „Aber deine Mutter sagte doch – “ fing ich an.
    „Muttchen war wohl damals nicht imstande, die Situation richtig zu sehen. Sie sah nur all die gesunden Kleinen und dachte nicht an all die, die schon in den ersten Lebenswochen gestorben waren. Sie sah wohl nur all die molligen kleinen schwarzen Babys, die quietschvergnügt in ihrem Tuch auf dem mütterlichen Rücken hingen.“
    „Also braucht man auch Kinderärzte“, sagte ich.
    „Und ob man sie braucht!“
    Wir schwiegen eine Weile. Vielleicht dachten wir an dasselbe.
    „Sag mal“, fragte Manfred nach einer Pause. „Was werden deine Eltern dazu sagen, wenn du mit einem Mann ganz einfach nach Afrika fliegst? Sind sie so großzügig, daß sie da nicht protestieren würden?“
    „Großzügig sind sie schon“, sagte ich. „Aber ich gebe zu, daß ich grade diese Art der Großzügigkeit bei ihnen noch nicht beansprucht habe!“
    Wieder schwieg Manfred. Dann kam es: „Einen Ausweg gäbe es natürlich.“
    „Welchen denn?“ fragte ich und bog ein in unseren holprigen Hasensteg.
    „Bevor wir losfahren, könnten wir ja heiraten“, sagte Manfred. „Wenn du nichts dagegen hast.“

Ein Jahr später
     
     
    Ich sitze in meiner Mansarde im Hasensteg 21. Hier habe ich all meine Bücher und meinen Kram. Aber die Bettnische hat Kijana jetzt allein, ganz für sich. Denn unser Schlafzimmer ist unten, hinter dem Wohnzimmer.
    Ich habe heute einen Brief von Sonja bekommen. Er liegt hier vor mir, mit seiner blauen „Air-Mail“-Marke und den hübschen Briefmarken aus Kenya.
    „Frau Irene Ingwart“, steht da mit Sonjas klarer Handschrift.
    Ja. So heiße ich seit einem dreiviertel Jahr.
    Ich habe Sonjas Brief gelesen, und er hat die Erinnerungen aus dem letzten Jahr wieder so nahe gebracht. Alles, was wir erlebt haben seit dem denkwürdigen Samstagabend bei den Donnerstagstanten.
    Als das Semester zu Ende war, hatten wir grade Zeit, für zwei Tage nach Hirschbüttel zufahren. Jessica wurde in meiner Mansarde installiert, mit dem strengen Bescheid, auf Muttchen aufzupassen und ihr schwere Eimer und Taschen aus der Hand zu reißen.
    Als ich am ersten Abend in Hirschbüttel Papa gute Nacht sagte, strich er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher