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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück
Autoren: Berte Bratt
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recht sympathisch fände.
    Bei meiner eifrigen Arbeit vergingen die Tage trotz allem schnell – und der Samstag kam.
    Ein Samstag, den ich nie in meinem Leben vergessen werde.
    Was hatten unsere Donnerstagstanten sich doch für Mühe gemacht! Das ganze Wohnzimmer war umgeräumt, im Hinblick auf die Filmvorführung. Im Eßzimmer war der Tisch ausgezogen und ganz reizend gedeckt.
    „So, Mädels“, sagte Tante Christiane – „ja, ich meine nicht Sonja und Senta, die sind heut Ehrengäste, aber ihr drei, ihr müßt mir heut helfen. Anke, du holst die Teller aus dem Wärmeraum am Herd und stellst sie auf den Tisch. Jessica, du kümmerst dich um all die Blumen, die unsere Kavaliere gebracht haben. Reni, du legst das Gemüse auf und streust Petersilie auf die Salzkartoffeln. Wer von den Herren ist erfahren in puncto Bratenaufschneiden?“
    Manfred meldete sich.
    „Ich habe soviel seziert, gnädige Frau, ich glaube schon, daß ich auch mit einem Braten fertig werde – “
    „Was das betrifft“, sagte Heiko, „möchte ich bemerken, daß auch ein Zoologe sezieren kann!“
    So kam es, daß Manfred und Heiko sich über dem riesengroßen Braten trafen, und schon fing das Gespräch an, das für uns von so großer Bedeutung werden sollte.
    Bei Tisch ging es äußerst lebhaft zu. Unzählige Fragen, Erzählen, Lachen, eine einmalige fröhliche Tischrunde.
    „Es ist doch eine Erleichterung, endlich den Unterschied zwischen den Zwillingen zu erkennen!“ lachte Tante Christiane. „Wenn Sonja keine Afrikabräune hat und ihre Haare normal lang trägt, kann kein Mensch den Unterschied sehen!“
    „O doch“, lächelte Heiko Brunner. „Ich habe mich seltsamerweise nie geirrt!“
    „Was ich mir auch sehr verbitten möchte!“ lachte Sonja. „Aber Rolf würde schon aufpassen. Er kennt uns nämlich auch auseinander.“
    Ich saß Sonja gegenüber. So sah sie also aus, die junge Frau, die so verbissen zielbewußt gearbeitet hatte, die auf jeden Luxus verzichtet und eisern durchgehalten hatte, um das einzige Ziel zu erreichen: dorthin fahren zu können, wohin es sie immer hinzog. All ihre Kräfte, all ihr Können, ihr ganzes Leben für das Erhalten der Tiere und der Natur einzusetzen.
    Dabei sah sie wie eine ganz gewöhnliche, fröhliche junge Frau aus.
    „Was macht Ihr Gepardkind?“ fragte ich quer über den Tisch.
    „Sehnt sich nach Frauchen, hoffe ich jedenfalls!“
    „Haben Sie Bilder von ihm?“
    „Klar. Das heißt einen Filmstreifen, und nicht von ihm, sondern von ihr. Sie ist ein Mädchen und heißt Kito.“
    „Hat sie so schöne Smaragdaugen?“ fragte Manfred.
    „Eben! Und da ich nicht wußte, wie Smaragd auf Suaheli heißt, nannte ich sie – “
    „Edelstein“, ergänzte Manfred. „Wie sind Sie überhaupt zu dem Tier gekommen?“
    Über Sonjas Gesicht ging ein Schatten.
    „Ein Freund von uns brachte sie mir. Das Muttertier war in eine Drahtschlinge geraten. Es blieb unserem Freund nichts anderes übrig, als ihm den Gnadenschuß zu geben. Ja, er ist Wildwart und riskiert jeden Tag sein Leben im Kampf gegen die Wilderer! Neben dem armen halbtoten, gepeinigten Tier lag ein totes Junges und eins, das noch schwache Lebenszeichen von sich gab. William – unser Freund – wickelte es in seine Jacke, flößte ihm etwas Wasser ein – das arme Ding war kurz vor dem Verdursten – und brachte es mir. War das vielleicht eine Arbeit, das arme kleine Wesen über den Berg zu bringen! Ich klaute Pipetten aus unserem Labor und fütterte meine Kito mit Dosenmilch, ich ließ Babynahrung aus einer Apotheke in Nairobi kommen, und wir schafften es! Jetzt ist Kito groß und kräftig. Ihr werdet sie gleich sehen! Sie ist anhänglich wie Bicky und genauso zahm. Wir lieben und verwöhnen sie um die Wette. Und für mich ist es – ja, wie soll ich es ausdrücken, es ist mir, als habe ich ein Stück des herrlichen afrikanischen Wildlebens im Haus. Ich habe ein richtiges wildes Tier, das mein Freund ist, nachdem ich so oft in Zoos auf der verkehrten Seite des Gitters stand und immer nur gucken durfte. Jetzt balgen wir uns, Kito und ich, oder wir halten unser Mittagsschläfchen zusammen. Sie liebt es, ihren Kopf auf meine Brust zu legen. Es ist so schön, daß – ja, daß mir die Worte einfach fehlen!“
    Dann saßen wir im Wohnzimmer beim Kaffee. Bicky kam zu mir wie immer. Aber sie sprang nicht auf meinen Schoß. Sie blieb stehen, schnupperte mißtrauisch an meinem Kleid, machte kehrt und ging rüber zu Sonja.
    „Nanu, was ist denn
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