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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück
Autoren: Berte Bratt
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mußte ich die Gedanken bei der Abzweigung in die Stadtmitte von Neumünster haben und bei den preiswerten Erbsendosen und Weinkrautdosen, die ich dort kaufen sollte!
    Es schien Manfred und seiner Mutter eine Selbstverständlichkeit zu sein, daß ich mit ihnen zu Mittag aß. Frau Ingwart fand es ganz großartig, daß er am nächsten Sonnabend zu den Tanten mitkommen durfte, um das „Afrika-Ehepaar“ zu treffen. Ich mußte alles erzählen, was ich wußte: wie die beiden eisern gespart hatten mit dem einen Ziel vor Augen, nach Afrika zu kommen, wie sie sich als Reiseleiter betätigt und auf dieser Reise die Verwalterin der Mary Green-Stiftung kennengelernt hatten und wie ihnen durch sie das Glück in den Schoß gefallen war.
    „Afrika scheint ein merkwürdiges Land zu sein“, sagte ich. „Immer höre ich von Menschen, die afrikabesessen sind.“
    „Du wirst es auch werden!“ versicherte Manfred. Wie schön war es, daß er „du“ sagte! – “Warte bloß, bis du da gewesen bist!“
    „Du sprichst, als hätte ich schon die Flugkarte in der Tasche.“
    „Na, das hast du wohl kaum, aber natürlich wirst du einmal hinfahren. Du mußt es dir eben von deinem Vater als Geburtstagsgeschenk wünschen, oder du mußt dir das Geld in den Semesterferien verdienen. Du sagst, daß dieses junge Ehepaar mit einem einzigen Ziel vor Augen gearbeitet hat. Tu doch das auch!“
    „So wie du? Du hast ja auch das Ziel, dort zu arbeiten – du für die Menschen, so wie Heiko und Sonja für die Tiere. Überhaupt, es müßte schön sein, ein festes Ziel zu haben, sich hundertprozentig sicher zu sein, wofür man leben will!“
    „Haben Sie denn kein festes Ziel, Kind?“ fragte Frau Ingwart.
    „Ich – ich glaube, ich fange jetzt an, eins zu sehen. Aber es liegt noch weit weg. Ich muß sehr viel arbeiten und schaffen, bevor ich es erreichen kann.“
    Am Sonntag lud ich Manfred und seine Mutter zu einer Autofahrt ein. Frau Ingwart freute sich darüber wie ein Kind und genoß den Ausflug in die wunderschöne Natur. Die Luft war beinahe frühlingshaft. Die Umgebung von Kiel ist ja auch einmalig schön, es hat schon seinen Grund, daß sie „die Holsteinische Schweiz“ heißt.
    Daheim war Frau Ingwart dann redlich müde und brachte keinen überzeugenden Protest zustande, als Manfred und ich den Mittagsabwasch erledigten.
    „Wie wird es mit deinen Plänen für die Semesterferien?“ fragte Manfred. „Hast du schon einen Job, oder fährst du doch nach Hause?“
    „Ich habe keinen Job, aber ich möchte recht gern einen haben. Vielleicht kann ich danach für ein paar Tage nach Hause und das Baby begutachten, das Ende März ankommen soll.“
    „Ende März – “, wiederholte Manfred. Er sah aus, als dächte er an etwas Bestimmtes. „Sag mal, an was für einen Job hast du gedacht?“
    „Ich weiß nicht so recht – vielleicht Autowaschen an einer Tankstelle – oder Serviererin. Am allerliebsten hätte ich natürlich etwas, was mit meinem Studium zu tun hätte. Vielleicht kann ich in einem Krankenhaus Böden aufwischen und Becken leeren!“
    „Warum nicht versuchen, vertretungsweise irgendwo als Arzthelferin zu arbeiten? Arzthelferinnen sind rar!“
    „Ja, aber ich kann ja nicht – ich weiß nicht, was man da alles machen muß!“
    „Kannst du zum Beispiel Erste Hilfe leisten?“
    „Ja, das habe ich gelernt. Heimkrankenpflege auch.“
    „Und ich darf voraussetzen, daß du das Alphabet kennst?“
    „Das Alphabet? Ja, das gehört zu den wenigen Sachen, die aus meiner Schulzeit hängengeblieben sind. Wenn du bloß keine Mathematik von mir verlangst!“
    Manfred legte plötzlich das Geschirrtuch weg.
    „Borgst du mir Theodor für ein Stündchen?“
    „Selbstverständlich, was hast du denn vor?“
    „Sage ich dir nachher. Ich muß schnell machen. Schlüssel, Autopapiere – in deiner Handtasche? Vielen Dank, bis gleich!“
    Was hatte er nur vor?
    Er dachte doch nicht etwa dran – Mein Herz sprang, als mache es einen Purzelbaum. Ob ich als Helferin für Manfred arbeiten dürfte?
    Ich räumte das Geschirr ein und setzte Kaffeewasser auf. Kijana kam und miaute, und ich legte frisches Futter auf seinen Teller. Dann hörte ich, daß Frau Ingwart aus ihrem Zimmer kam.
    „Nanu, wo ist mein unberechenbarer Sohn?“
    „Er hat Theodor geborgt und wollte bald zurück sein“, sagte ich. „Soll ich den Kaffee aufbrühen?“
    „Ach Kind, Sie haben wirklich genug getan, den Kaffee brühe ich auf, wenn mein Sprößling
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