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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück
Autoren: Berte Bratt
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Aber ich werde Sie nicht mit Geplauder und Kaffee-Einladungen und so was belästigen.“
    „Nur eins müssen Sie mir versprechen“, bat ich. „Legen Sie bitte abends vor dem Zubettgehen Ihre Einkaufsliste auf die Konsole im Flur. Dann nehme ich sie mit und bringe Ihnen abends die Waren. So habe ich es mit Ihrem Sohn abgemacht.“
    „Du liebe Zeit!“ seufzte Frau Ingwart. „Jetzt hat er Sie auch auf mich gehetzt! Das kann ja gut werden!“
    Ich mußte lachen.
    „Es wird nicht gut, es ist schon gut, Frau Ingwart. Jedenfalls für mich!“
    Als ich dann zwei Häkchen im Bad, zwei im Flur und einen kleinen Platz für meine Eßwaren im Kühlschrank bekommen hatte, war alles in Ordnung. Ich verabschiedete mich und ging nach oben.
    Ich zog den Vorhang der Bettnische zur Seite, um das Bett zu beziehen. Ich hatte eigene Bettwäsche, aber das, was bezogen werden sollte, hatte Frau Ingwart mir hingelegt.
    Da mußte ich laut lachen: Mitten auf dem Federbett lag Kijana friedlich zusammengerollt und schlief fest und sanft. Ich ließ ihn schlafen. Das Bett konnte ich später beziehen!
    „Was ist mit dir geschehen, Reni?“ fragte Tante Christiane, als wir zu dritt eintrudelten. „Hast du zufällig sechs Zahlen richtig im Lotto getippt?“
    „Nein, aber den großen Treffer in der Lotterie des Schicksals“, sagte ich. „Ich erzähle es bei Tisch!“
    Jessica und Anke wußten schon, daß ich vor zwei Tagen umgezogen war. Die näheren Einzelheiten erfuhren sie aber erst jetzt.
    „Mensch, hast du ein Glück!“ rief Jessica.
    „Wann dürfen wir dich besuchen und deine neue Bleibe bewundern?“ fragte Anke.
    „Nächste Woche, vielleicht Donnerstag nachmittag, dann fahren wir nachher direkt hierher?“
    „Nein, halt!“ mischte sich Tante Isa ein. „Nächster Donnerstag fällt auf Sonnabend, da kommen ja Sonja und Senta mit Ehemännern und außerdem mit einem Afrikafilm. Ja, Senta bringt Projektor und Leinwand mit. Wie ist es mit euch, bringt ihr eure Freunde mit?“
    „Worauf du dich verlassen kannst!“ rief Jessica. „Falko freut sich schon auf das gute Essen!“
    „Und du, Anke?“
    „Leider Fehlanzeige“, sagte Anke. „Ich werde schon meine Wochenendfahrt ausnahmsweise ausfallen lassen, aber einen Freund kann ich nicht hervorzaubern. Der sitzt nämlich in München.“
    Das war mir eine Überraschung! Ich hatte nicht geahnt, daß Anke einen Freund hatte. Aber wie freute ich mich für sie!
    „Und du, Reni?“
    „Ich? Ja ich habe – ich meine – genügt es, wenn ich euch Anfang der Woche anrufe und Bescheid sage?“
    Denn in diesem Augenblick war mir etwas eingefallen. Wenn überhaupt ein Mensch sich brennend dafür interessieren würde, Heiko und Sonja zu treffen, mit ihnen zu sprechen, ihren Film zu sehen, dann war es Manfred. Um das zu erleben, würde er es vielleicht über sich ergehen lassen, als mein Freund vorgestellt zu werden!
    Ich erzählte die Geschichte vom Ohrring, von Theodor, von Klaus’ Geschäftsmethoden, – ja, ich erzählte alles, von dem kleinen Häuschen, von meiner neuen Bude, von der äthiopischen Katze, natürlich auch von dem freundlichen Autokäufer, der sofort den Kauf rückgängig gemacht hatte.
    Kurz gesagt, ich erzählte alles, bis auf eins: Daß ich zum ersten Mal in meinem Leben restlos, hilflos, vorbehaltslos verliebt war!
    „Wie früh kannst du am Samstag losfahren, Anke?“ fragte ich, bevor wir uns trennten.
    „So früh du willst – hast du wirklich die Absicht, mich hinzufahren?“
    „Unbedingt. Kannst du schon um acht morgens?“
    „Klar! Das ist mir sogar lieb, weil ich ja am nächsten Wochenende gar nicht hinkomme. Weißt du, die Möglichkeit, Sonja zu treffen, lasse ich mir nicht entgehen. Der Himmel allein weiß, wann sie sich das nächste Mal von ihrer Arbeit und ihrem Gepard und ihrem geliebten Afrika losreißen kann.“
    „Also dann um acht, Anke!“
    Dann hieß es wenden und zurückfahren, aus der Stadt hinaus. An einer Bushaltestelle trat ich plötzlich auf die Bremse. Denn da stand doch eine Gestalt, die – der Nacken da – und die Schultern – Dann drehte der Mann sich um, und ich sah sein Gesicht und gab wieder Gas.
    Ich mußte lachen. So weit war es mit mir gekommen, daß ich überall Manfred sah!
    Um acht wollten Anke und ich starten; um halb zehn würden wir da sein – um zehn konnte ich Manfred holen. Jetzt war es elf Uhr abends. Also in 24 Stunden – plus 11 – in 35 Stunden würde er sich neben mich in den Wagen setzen.
    Ich war zwanzig Jahre
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