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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite
Autoren: Clive Cussler
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Beamter verantwortlich war.
    »Was ist mit denen?«
    »In einem kürzlich eingegangenen Bericht des CIA wird behauptet, daß sie nach Moskau orientiert ist. Falls es ihnen irgendwie gelingen sollte, die Regierung unter ihre Kontrolle zu bringen, hätten wir es mit einem zweiten Kuba zu tun.«
    »Ein zweites Kuba«, wiederholte der Präsident mit ausdrucksloser Stimme.
    »Und eins, das in der Lage wäre, Amerika in die Knie zu zwingen.«
    Der Präsident erhob sich aus seinem Sessel, trat ans Fenster, starrte auf die mit nassem Schnee bedeckte Wiese vor dem Weißen Haus hinaus. Er schwieg fast eine halbe Minute.
    Schließlich sagte er: »Wir können uns kein Machtspiel mit Quebec leisten. Besonders nicht in den kommenden Monaten.«
    Er drehte sich um, blickte Mercier traurig an. »Dieses Land ist pleite und steckt bis über die Ohren in Schulden, Alan, und, ganz unter uns gesagt, ist es nur noch eine Frage von wenigen Jahren, bis uns keine andere Wahl mehr bleibt, als alles hinzuschmeißen und den nationalen Bankrott zu erklären.«
    Mercier ließ sich in die Kissen seines Sessels zurücksinken.
    Für einen schwergewichtigen Mann sah er seltsam gebeugt und eingeschrumpft aus. »Ich kann nur hoffen, daß es nicht während Ihrer Amtszeit dazu kommt, Herr Präsident.«
    Der Präsident zuckte resigniert die Schulter. »Von Franklin Roosevelt an haben alle meine Vorgänger ein Versteckspiel getrieben und dem Verwaltungsapparat ihres Nachfolgers eine immer größer werdende finanzielle Last aufgebürdet. Und nun ist das Spiel so gut wie zu Ende, und ich bin derjenige, der alles auslöffeln muß. Falls wir auch nur zwanzig Tage in den nordöstlichen Staaten ohne Stromversorgung sind, kommt es zu einer Tragödie. Dann müßte ich den Termin für die Ankündigung einer neuen Währungsabwertung ganz drastisch vorverlegen. Ich brauche Zeit, Alan, Zeit, um die Öffentlichkeit und die Geschäftswelt auf das Kommende vorzubereiten. Zeit, um den Übergang zu einem neuen Geldstandard so schmerzlos wie möglich zu machen. Zeit, bis unsere Ölschieferraffinerien uns Unabhängigkeit von ausländischem Öl gewährleisten können.«
    »Und wie können wir Quebec dazu bringen, inzwischen keine Dummheiten zu machen?«
    »Das weiß ich nicht. Unsere Wahl ist sehr beschränkt.«
    »Es bleiben zwei Möglichkeiten, wenn alles fehlgeschlagen ist«, sagte Mercier, und sein Gesicht wirkte angespannt. »Zwei Möglichkeiten, die seit Urzeiten dazu gedient haben, eine hoffnungslose Wirtschaftslage zu retten. Die eine ist, für ein Wunder zu beten.«
    »Und die zweite?«
    »Einen Krieg vom Zaun zu brechen.«
    Um Punkt zwei Uhr dreißig nachmittags trat Mercier in das Forrestal-Gebäude auf der Independence Avenue und nahm den Fahrstuhl bis zur siebenten Etage. Er wurde sogleich in das prunkvolle Büro des Staatssekretärs für Energiefragen Ronald Klein geführt.
    Klein, ein gelehrtenhaft aussehender Mann, schlank, einen Meter fünfundneunzig groß, mit langem weißem Haar und einer Adlernase, saß am hintersten Ende des mit Papieren übersäten Konferenztisches. Er erhob sich und kam auf Mercier zu, um ihm die Hand zu schütteln.
    »Was ist denn nun die Angelegenheit von so großer Wichtigkeit?« fragte er, ohne sich auf Begrüßungsplaudereien einzulassen.
    »Es handelt sich um eine recht seltsame Sache«, erwiderte Mercier. »Ich habe gerade eine Anfrage vom Amt für Buchhaltung und Finanzen erhalten, mit der Bitte um Angabe der Daten bezüglich einer Ausgabe von sechshundertachtzig Millionen Dollar aus dem Bundesschatzfonds für die Entwicklung einer Kriechwanze.«
    »Einer was?«
    »Kriechwanze«, wiederholte Mercier in beiläufigem Ton. »Mit diesem Spitznamen bezeichnen unsere Geologen jene abwegigen Instrumente, die dazu dienen sollen, Mineralvorkommen unter der Erde festzustellen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Der Betrag wurde vor drei Jahren als Ausgabe für das Energiedepartement vermerkt. Seitdem hat man nichts mehr davon gehört. Ich würde Ihnen raten, Ihre Leute auf Nachforschungen über den Verbleib dieses Betrages ansetzen zu lassen. Wir sind hier in Washington. Und Fehler der Vergangenheit haben die lästige Gewohnheit, den gerade waltenden Amtsinhabern auf den Kopf zu fallen. Falls Ihr Vorgänger eine so enorme Summe für einen weißen Elefanten verschleuderte, sollten Sie die Tatsachen lieber gleich ins Auge fassen, bevor ein neugebackener Kongreßabgeordneter sich einmischt und eine Untersuchung einleitet, um sich
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