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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite
Autoren: Clive Cussler
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löschte.
    Alle, außer zwei. Bei ihnen verweilte er noch, als sein Wagen durch die westliche Einfahrt zum Weißen Haus einbog. In seinen Augen spiegelte sich bestürztes Erstaunen. Dann seufzte er, drückte auf den Ausschalteknopf und schloß die Mappe wieder.
    Kaum war er in seinem Büro und hinter seinem Schreibtisch, da wählte er eine Privatnummer beim Departement für Energie.
    Eine Männerstimme antwortete beim ersten Klingelzeichen.
    »Büro Dr. Klein.«
    »Hier spricht Alan Mercier. Ist Ron da?«
    Eine kurze Pause, und dann ließ sich die Stimme Dr. Ronald Kleins, des Departementsdirektors, vernehmen.
    »Guten Morgen, Alan. Was kann ich für Sie tun?«
    »Kann ich Sie heute für ein paar Minuten sprechen?«
    »Mein Zeitplan ist ziemlich ausgelastet…«
    »Es ist wichtig, Ron. Sagen Sie mir, wann.«
    Klein war es nicht gewohnt, gedrängt zu werden, aber der Ton in Merciers Stimme machte deutlich, daß der Sicherheitsberater sich nicht abweisen lassen würde. Klein legte die Hand auf die Sprechmuschel und beriet sich mit seinem Mitarbeiter.
    »Wie wäre es zwischen halb drei und drei?«
    »In Ordnung«, antwortete Mercier. »Ich habe eine Verabredung zum Lunch und komme auf dem Rückweg zu Ihnen.«
    »Sie sagten, es sei wichtig?«
    »Ich kann es auch anders ausdrücken«, erwiderte Mercier und hielt einen Augenblick inne, um seinen Worten die volle Wirkung zu geben. »Nachdem ich dem Präsidenten den Tag verdorben habe, werde ich auch den Ihren durcheinanderbringen.«
    Der Präsident lehnte sich von seinem Schreibtisch im ovalen Zimmer des Weißen Hauses zurück und schloß die Augen. Auf diese Weise gestattete er seinen Gedanken, sich für ein oder zwei Minuten von den Dringlichkeiten des Tages abzuwenden.
    Für einen Mann, der erst vor wenigen Wochen das höchste Amt der Nation angetreten hatte, sah er übermäßig abgespannt und müde aus. Die Wahlkampagne war lang und anstrengend gewesen, und er hatte sich noch nicht davon erholt.
    Er war klein von Gestalt, und sein etwas schütteres braunes Haar zeigte weiße Strähnen. Sein gewöhnlich von Lachfalten durchzogenes joviales Gesicht wirkte jetzt aufgesetzt und feierlich. Er öffnete wieder die Augen, als ein plötzlicher Winterregen gegen die großen Fenster schlug. Draußen auf der Pennsylvania Avenue verlangsamte sich der Verkehr zum Schneckentempo, als der Straßenbelag vereiste. Der Präsident sehnte sich nach dem warmen Klima seines heimatlichen New Mexico zurück. Wie schön wäre es, jetzt einen Campingsausflug in die Sangre de Cristo-Berge bei Santa Fé zu machen.
    Dieser Mann hatte sich nie erträumt, einmal Präsident zu sein.
    Er war nicht von blindem Ehrgeiz besessen, hatte zwanzig Jahre lang gewissenhaft im Senat gedient, und seine bisherigen Leistungen hatten kaum dazu beigetragen, ihm in der Öffentlichkeit einen Namen zu verschaffen.
    Der Kongreß seiner Partei hatte ihn zum Präsidentschaftskandidaten ernannt, weil man sich auf keinen anderen Namen einigen konnte; und er war dann mit überwältigender Mehrheit gewählt worden, nachdem ein Zeitungsreporter eine Reihe dunkler finanzieller Machenschaften aus der Vergangenheit seines Gegne rs ausgegraben hatte.
    »Herr Präsident?«
    Er blickte aus seinen Träumereien auf und wandte sich dem Sekretär zu. »Ja?«
    »Mr. Mercier ist hier, um Ihnen über die Sicherheitslage zu berichten.«
    »Gut, schicken Sie ihn herein.«
    Mercier trat ein und setzte sich an die andere Seite des Schreibtischs. Er schob dem Präsidenten ein schweres Aktenbündel zu.»Wie geht es der Welt heute?« fragte der Präsident mit schmalem Lächeln.
    »Ziemlich schlecht, wie immer«, erwiderte Mercier. »Mein Stab hat den Bericht über die Energiereserven des Landes abgeschlossen. Die letzte Zeile ist nicht gerade ermutigend.«
    »Da sagen Sie mir nichts, was ich nicht bereits wüßte. Wie sind denn heute die Aussichten?«
    »Der CIA gibt dem Mittleren Osten noch etwa zwei Jahre, bis dort die Reserven erschöpft sind. Damit wäre dann die Weltnachfrage für Erdöl zu weniger als fünfzig Prozent gedeckt.
    Die Russen horten ihre Reserven, und die Ölvorkommen an der mexikanischen Küste entsprechen nicht den Erwartungen. Was unsere eigenen Chancen anbetrifft…«
    »Ich habe die Zahlen gesehen«, unterbrach ihn der Präsident.
    »Die hektische Suche vor ein paar Jahren hat uns bestenfalls ein paar kleine Felder eingebracht.«
    Mercier blätterte in einer Akte. »Sonnenenergie, elektrisch betriebene Autos, Windmühlen und
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