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Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Titel: Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Nestor machte eine Pause und seufzte. »Ulysses Moore war alt und müde geworden. Er hatte Penelope verloren. Er war von seinen Freunden verraten und verlassen worden. Er fühlte sich einsam. Natürlich war ich immer da, aber das reichte nicht. Bevor er aber … starb …, dachte er, dass jemand anderer an seiner Stelle weiterkämpfen sollte.« Nestor sah die drei an. Zusammen waren sie nicht einmal vierzig Jahre alt, aber sie hingen an seinen Lippen, als ob von seinem Bericht das zukünftige Schicksal der Erde abhinge. Sie hörten ihm zu. Und sie verstanden ihn. Sie sind es. Ja, sie sind es, dachte Nestor. Der alte Gärtner ging zu der Puppe und nahm ihr vorsichtig den Hut ab. Er war dunkel und hatte eine breite Krempe. Ein vorn angebrachtes, goldenes Medaillon war mit einem Anker verziert. »Das hier ist sein Hut. Er trug ihn, wenn er sich zum Kapitän der Metis machte und durch die Tür zur Zeit zu einer neuen Reise aufbrach.« Nestor klopfte den Hut an seinem Hosenbein ab, um ihn vom Staub zu befreien, und musste husten. »Diese Puppe hat ihn nun schon viel zu lange getragen«, fuhr er fort, als der Anfall sich gelegt hatte. »Denn eigentlich gehört er auf den Kopf eines echten Kapitäns. Jemand, der die
Metis
kennt, der mit ihr in See stechen kann und sie dazu bringt, die fernsten Häfen der Träume anzufahren, sollte ihn tragen. Jemand wie du, Jason Covenant«, sagte er.
    Â»Jemand wie ich?«, fragte Jason ungläubig und nahm den Hut zögernd entgegen. Seine Enttäuschung darüber, dass Ulysses Moore nun doch nicht mehr am Leben zu sein schien, war wie weggeflogen.
    Nestor zog der Puppe die Jacke mit den goldenen Knöpfen aus und reichte sie Julia. »Und wie du, Julia Covenant«, erklärte er. Dann nahm er der Puppe einen silbernen Degen ab, dessen Scheide an einem Schultergurt befestigt war, und übergab ihn Rick. »Und wie du, Rick Banner«, schloss er.
    Entgeistert blickten die drei ihn an, viel zu erstaunt, um etwas zu sagen, und jeder drückte das an sich, was er soeben von Nestor erhalten hatte. Ihr Anblick rührte den alten Gärtner. Er fühlte sich mit einem Mal so befreit, dass er von ganzem Herzen anfing zu lachen. »Ulysses hatte eigentlich an einen Nachfolger gedacht und nicht an drei«, fuhr er nach einer Weile fort. »Er hatte mir das Versprechen abgenommen, erst über die Villa Argo, über Kilmore Cove und die Türen zu sprechen, wenn ich seinen Nachfolger auserwählt hatte. So wurde es seit Anbeginn der Zeit gehandhabt.«
    Jasons Augen wurden riesengroß. »Willst du damit sagen, dass all die Leute, deren Porträts über der Treppe hängen …«
    Â»Sie sind die Vorfahren von Ulysses Moore und gleichzeitig die früheren Wächter von Kilmore Cove und somit eure Vorgänger. Und heute habe ich, der ich von Ulysses Moore damit beauftragt worden war, euch dazu auserwählt, diese jahrhundertealte Tradition weiterzuführen. Die Wahl ist getroffen. Jetzt müsst ihr entscheiden, ob ihr sie annehmen wollt.«
    Â»Ja!«, rief Jason begeistert.
    Nestor lächelte ihm zu. Auf dem Dachboden wurde es immer dunkler. »Es gilt nur, wenn ihr alle drei die Wahl annehmt.«
    Julia und Rick wechselten einen Blick.
    Der rothaarige Junge sprach als Erster: »Ich bin in Kilmore Cove geboren und will es jederzeit vor jeglicher Gefahr beschützen. Denn es ist mein Zuhause.« Er legte sich den Gurt des Degens um.
    Daraufhin setzte sich Jason den Hut auf. Er rutschte ihm fast bis auf die Nase. »Hilfe! Ich kann nichts mehr sehen! Ich kann nichts mehr sehen!«
    Julia seufzte. Sie fand das, was sie soeben erfahren hatte, faszinierend, aber es machte ihr auch Angst. Während ihr Bruder überhaupt nicht darüber nachgedacht zu haben schien, was das alles bedeutete, spürte sie, welche Verantwortung auf sie zukam. Für ihren Bruder war der Dachboden wie durch Zauberei zu einer Ritterburg geworden und der alte Gärtner zu einem König, der seine Ritter ernannte. Für Jason war das alles wenig mehr als ein Spiel. Julia dagegen kam es vor, als täte sich der Boden unter ihren Füßen auf. Sie konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, wie ihre Zukunft aussehen würde.
    Schließlich zog sie Ulysses Moores Jacke an. Die goldenen Knöpfe blitzten im Halbdunkel auf. »Ich wurde zwar nicht in Kilmore Cove geboren, aber ich will, dass dieses Dorf immer so bleibt,
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