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Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Titel: Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Leinwände, Farbtuben, Stifte und Zeichnungen herumlagen. Daneben stand reglos der Mann.
    Â»Mister Moore?«, sagte Jason nochmals leise.
    Auf einmal erzitterte der Holzfußboden und Jason sah sich erschrocken um. Dann atmete er erleichtert aus. Nestor trat neben ihn. Er wirkte mit einem Mal viel größer und stattlicher. »Er kann dir nicht antworten«, sagte er. Dann ging er zu Julia und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Du brauchst keine Angst zu haben.« Schließlich enthüllte er ihnen die Wahrheit über den Mann neben dem Zeichentisch.
    Er war eine lebensgroße Holzpuppe.
    Â»Das hier war Penelopes Atelier«, erklärte Nestor. »Hier malte sie.«
    Jetzt erst sahen die drei, dass ringsherum an den Möbeln Leinwände und Gemälde lehnten. In der Nähe des Tischs roch es ein bisschen nach Terpentin.
    Â»Es ist alles noch so, wie sie es zurückgelassen hat«, sagte Nestor. »Ihre Aquarelle, ihre Bleistifte mit den abgebrochenen Spitzen. Sie hatte ihr Reich unter dem Dach. Hier konnte sie ihre Zeichenkohle liegen und die Wasserbecher herumstehen lassen. Diese Holzpuppe brauchte sie für ihre Skizzen.«
    Â»Ulysses Moore wollte nicht mehr weiterkämpfen. Er hatte die Hälfte seines Lebens damit zugebracht, ein Geheimnis zu ergründen, und die andere Hälfte damit, es wieder zu verbergen. Das Geheimnis ist das Geheimnis dieses Hauses, des Salzwassersees unter den Klippen und der
Metis.
Es ist das Geheimnis dieser Schlüssel, die inzwischen euch gehören, und der Türen, die sie öffnen. Das eigentliche Geheimnis aber ist der Ort Kilmore Cove. Ein kleiner, wunderbarer Ort, von dem aus man an andere ebenso kleine und ebenso wunderbare Orte gelangen kann. Und die Türen! Die Türen von Kilmore Cove führen zu Orten, die Ulysses Moore Häfen der Träume nannte. Orte wie dieses Haus. Orte wie Salton Cliff und der Strand darunter. Orte, die von der Unruhe und Hektik der Welt unberührt blieben. An denen es nur Frieden und Schönheit gibt. Und Menschen, die genau das suchen. Um von Neuem zu entdecken, wie herrlich es ist, an einem Strand unter den Klippen zu baden oder im Gras zu liegen und die Wolken anzuschauen. In der Kühle des Abends ein Buch zu lesen. Oder bei Sonnenaufgang zu erwachen, um die ersten Sonnenstrahlen auf einer Leinwand einzufangen. Und zu entdecken, dass sich hinter einer Tür eine ferne Welt verbergen kann. Ein Ort, der in mancherlei Hinsicht dem ähnlich ist, aus dem du kommst, und gleichzeitig vollkommen anders.« Nestor strich mit der Hand über den Zeichentisch. »Für Ulysses Moore und seine Frau waren Kilmore Cove und dessen Türen das größte Geheimnis der Welt. Ein Geheimnis, das gleichzeitig herrlich und furchtbar war. Denn wenn die falschen Leute davon erfuhren, hätten die Türen und die Orte, zu denen sie führten, ein schreckliches Schicksal erlitten.«
    Â»Oblivia …«, sagte Julia leise.
    Â»Oblivia …«, bestätigte Nestor. »Die eigentliche Gefahr. Eine skrupellose Frau, für die Zeit nichts anderes ist als ein Countdown, gegen den sie anrennt, um möglichst schnell möglichst viel Geld anzuhäufen. Ulysses wollte nicht, dass noch mehr Menschen wie sie nach Kilmore Cove kommen. Er wollte das Dorf schützen wie schon seine Vorfahren. Deshalb rief er seine Freunde zu sich und sie überlegten, wie sie Kilmore Cove am besten vor den Gefahren der modernen Welt bewahren könnten. Der Ort musste aus den Telefonbüchern verschwinden, vom Eisenbahnnetz genommen, aus den Reise- und Restaurantführern gelöscht werden. Es durfte dort keine Museen geben, keine Kinos, keine wichtigen kulturellen Ereignisse und keine sehenswerten Baudenkmäler. Als Regierungsbeamte kamen, die an einer Liste der Kunstwerke des Landes arbeiteten, veränderte einer von Ulysses’ Freunden den Namen der einzigen bedeutenden Statue im Ort so, dass sie in keinem Buch mehr erwähnt wurde.« Nestor zwinkerte den dreien zu. »Wer würde schon nach einem Denkmal für einen König suchen, den es nie gab?«
    Jason fing an zu kichern. Rick blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen.
    Nestor senkte die Stimme. »Ihr wisst, was anschließend geschah. Oblivia bekam einen der Schlüssel und entdeckte Kilmore Cove.«
    Â»Dann erzählte Peter ihr von dem Geheimnis …«, fügte Julia hinzu.
    Â»Und niemand konnte sie aufhalten.«
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