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Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Titel: Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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voran.
    Nachdem sie über eine weitere kleine Brücke gegangen und danach rechts abgebogen war, blieb sie unvermittelt stehen. Sie hatte einen engen Durchgang zwischen alten, verfallenen Häusern erreicht. Aus den Schornsteinen der modrigen Gebäude stieg kein Rauch auf, alle Fenster waren dunkel.
    Sie war in der
Calle dei Morti
angelangt, der Gasse der Toten.
    Â»Sie sind spät dran ... «, zischte eine Stimme. Sie gehörte einem Mann, der nun aus dem Schatten des kleinen Durchgangs heraustrat. Er trug eine graue Maske mit einem langen Rabenschnabel und einen rauchblauen Mantel, in dem er wie ein großer Vogel mit hängenden Flügeln aussah.
    Â»Ich habe mich beeilt, aber ... mit diesen Schuhen ... «, beklagte sich die andere Gestalt. Sie setzte sich auf eine Treppenstufe, streckte die Beine aus und bog den Kopf zurück. Dabei kam ein schlanker Hals zum Vorschein. »Ich bekomme kaum noch Luft ...«
    Â»Haltet ein!«, befahl ihr der Mann, der ahnte, dass sie ihre Maske abnehmen wollte. »Ich darf Eure Identität nicht kennen. So wie auch Ihr nicht die meine kennen dürft. Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    Â»Ich bin erschöpft.«
    Â»Ihr seid so mager. Seid Ihr vielleicht krank?«
    Die maskierte Frau holte ein paarmal tief Luft und erwiderte dann: »Ihr seid nicht der Erste, der mich das fragt. Nein, ich bin nicht krank. Ich bin nur müde.«
    Â»Ihr solltet trotzdem einen Arzt aufsuchen. Ihr seht aus wie der wandelnde Tod.«
    Â»Sehr charmant.« Die vermummte Frau stand wieder auf. »Aber, wenn Ihr erlaubt ... wir sind hier zusammengekommen, um über ein Geschäft zu reden.«
    Â»In der Tat. Ihr wolltet jemanden sprechen, der Zugang zu den Informationen des Rats der Zehn hat. Das bin ich.«
    Â»Ich suche nach einem Mann, der der Zauberei verdächtigt wird.«
    Die Gestalt mit der Rabenmaske trat einen Schritt näher. Vom Kanal stieg Nebel in kleinen, spiraligen Wolken auf. Das Wasser glitzerte im Licht des Mondes. »Ich glaube, Ihr wisst sehr gut, welche Gesetze der Rat der Zehn im Hinblick auf Zauberei erlassen hat. In Venedig ist sie ebenso verboten wie bestimmte Bücher, Glücksspiele, Betrug und Fälscherei.«
    Â»Deshalb wende ich mich ja an Euch.«
    Â»Wollt Ihr, dass ich in den Archiven des Rats nachsehe?«
    Â»Ich weiß, dass der Zehnerrat über das beste Netz an Spitzeln und Geheimagenten der ganzen Stadt verfügt.«
    Â»Ihr seid gut informiert, gnädige Frau. Ich kann mich der Ehre rühmen, diesem Netz anzugehören. Doch kenne ich die Identitäten der anderen Geheimagenten nicht. Auch bei unseren Versammlungen tragen wir Masken. Sagt mir also: Wen sucht Ihr?«
    Â»Er heißt Peter Dedalus«, zischte die vermummte Frau.
    Der Geheimagent dachte eine Weile nach, bevor er antwortete: »Ich fürchte, dieser Name ist mir neu. Womit beschäftigt er sich?«
    Â»Er konstruiert Maschinen, unter anderem Uhren.«
    Â»Uhren, sagt Ihr?«
    Â»Ja, Uhren, große und kleine, von unterschiedlichster Form.«
    Â»Und was ist an dem Verhalten dieses Mannes so gefährlich, worin besteht seine Zauberei?«
    Die Frau zog unter ihrem Mantel eine gut gefüllte Geldbörse hervor. »Wer ihn findet, wird reich werden. Sehr, sehr reich.«
    Der Mann trat einen Schritt zurück. »So etwas nennt man Korruption. Und der Rat der Zehn hat es sich zum Ziel gesetzt, die Korruption mit Stumpf und Stiel auszurotten.«
    Â»Um die Korruption könnt Ihr Euch später noch kümmern. Je eher Ihr mir aber Peter Dedalus bringt, desto eher wird dieses Geld Euch gehören.« Um ihrem Angebot Nachdruck zu verleihen, holte sie einige Münzen aus ihrem Beutel.
    Die Gestalt mit der Rabenmaske nahm das Geld schweigend entgegen. »Wir treffen uns morgen Abend um sechs«, sagte sie dann, »in dem Café auf dem Markusplatz. Ich werde Euch mitteilen, was ich über diesen Mann herausgefunden habe.«
    Â»Gut. Woran werde ich Euch erkennen?«
    Â»Ich werde genauso gekleidet sein wie heute.«
    Â»Habt Ihr auch einen Namen?«, fragte die Frau.
    Â»Ihr könnt mich Graf Cenere nennen.«
    Â»Reizend. Bis morgen Abend um sechs also. Ich werde da sein. Aber bringt mir gute Nachrichten, Herr Graf.«
    Der Mann in dem grauen Mantel begann sich zu entfernen. Dann schien ihm jedoch etwas eingefallen zu sein und er drehte sich noch einmal um. »Und Ihr, habt Ihr einen
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