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Ultimative Gelüste

Ultimative Gelüste

Titel: Ultimative Gelüste
Autoren: Marlene Meyer
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wie diese mich ergreifen würden. Das gestrige Pochen stellte sich wieder ein.
    Als er die Bananen in seinen Wagen gelegt hatte und sich in Richtung Molkereiartikel bewegte, fasste ich einen verwegenen Plan. Ich würde ihn verfolgen und bei passender Gelegenheit ansprechen. Ich bin ja schließlich nicht auf den Mund gefallen.
    Gedacht, getan. Ich lenkte daher die Karre zwecks besseren Überblicks zunächst ans Ende der Obstabteilung und inspizierte genauestens das Angebot an Zitronen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie mein Unbekannter an die Kühltheke ging, nach einem Päckchen Butter griff und dieses in seinen Wagen packte.
    „Lass mich die Butter in deinen Händen sein“, schoss es mir durch den Kopf, und das Pochen im Unterleib wurde ein wenig heftiger. Er ging weiter, schlenderte an den Kühltruhen vorbei in Richtung Frischfleisch. Ich schlich weiter hinter ihm her, beschäftigte mich eingehendst mit dem Fertigpizza-Sortiment.
    Er kaufte ein Stück Filet. Beim Gedanken an die Artikel, die er in seiner Karre hatte, verstärkte sich das Pochen in mir. Alles Sachen die man, entsprechend zubereitet, mit viel Genuss verspeisen kann. Mit dir würde ich gerne mal die Bananen probieren. Ich schaute wieder in die Tiefkühltruhen, blickte wieder auf. Er war weg. Mist…
    Wo ist er hin? Schnell ging ich die möglichen Regalreihen durch, bahnte mir meinen Weg in die vermutete Richtung, nichts. Der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben… Missmutig schob ich meine Karre weiter, ärgerte mich fürchterlich über mich selbst und versuchte, meine eigenen Einkäufe auf die Reihe zu kriegen.
    Ich bewegte mich ziellos durch den Supermarkt, kaufte Brot, Wurst, Käse und noch weitere Dinge ohne wirklich darüber nachzudenken, ob sie auf dem Zettel gestanden hatten. Ich stand vor dem Nudelregal und griff nach dem erstbesten Päckchen Spaghetti. Meine Laune befand sich in der Kategorie „angeschossene Tigerin“.
    „Entschuldigen Sie, bitte. Können Sie mir sagen, wo ich hier Artischockenherzen finde?“ ertönte eine männliche Stimme hinter mir.
    Die angeschossene Tigerin in mir fuhr die Krallen aus; ein gigantisches Ventil ließ seinen heißen Dampf ab und pfiff durch meinen Kopf; ich drehte mich übellaunig um und stotterte schlagartig wie ein verliebter Teenager beim ersten Date.
    „Artischocken…? Die müssen… irgendwo da vorne… weiß nicht… wo sonst…“
    Der Unbekannte stand direkt vor mir und lächelte mich an. Jeder Ärger in mir verflog sofort, das klare Denken auch. Diese Augen. Grau-blau, klar und geradeheraus. Ich hatte das Gefühl, dass sie wie ein heißes Messer durch die Butter durch mich hindurch gingen, mir in die tiefsten Abgründe meiner Seele blickten.
    „Vielen Dank, ich schaue dann mal nach, ob ich sie finde“, sprach er und verschwand wieder.
    Ich stand da wie die Kuh, wenn es blitzt. Das war zu viel. Ich kapitulierte, eilte zur Kasse, bezahlte meinen Einkauf und fuhr zurück nach Hause. Dort angekommen knallte ich meine Sachen in eine Ecke und ließ mich aufs Sofa fallen. Dann rief ich Andrea an und wir vereinbarten, dass sie kurz nach Mittag vorbeikommen würde.
    Ich schaltete das Radio an, da die Stille in der Wohnung mir aufs Gemüt schlug. Das Gedudel machte es nicht besser, ich schaltete das Radio wieder aus und legte eine CD ein. Schon besser. Dann machte ich mir eine Kleinigkeit zu essen, erledigte ein paar kleinere Putzarbeiten und wartete dann auf Andrea.
    Kurz nach halb Zwei läutete sie an meiner Tür. Ich öffnete, und der rothaarige Wirbelwind trat ein. Wir kannten uns schon seit der Schulzeit und hatten so manche Höhen und Tiefen, hin und wieder auch die Freuden der körperlichen Liebe, miteinander geteilt. Jetzt saß sie neben mir auf dem Sofa und hörte sich die ganze Story an.
    „Sabine, Sabine… Ich muss schon sagen. Mir ist doch gleich aufgefallen, dass was mit dir ist“, sprach sie mit einem leicht hämischen Unterton.
    „Naja, ich wollte es jetzt nicht gleich an die große Glocke hängen. Läuft ja noch nichts.“
    „Und wenn du so weitermachst, wird es das auch nicht.“
    „Weitermachen… Du bist witzig. Ich weiß weder seinen Namen, noch wo er wohnt.“
    „Entspann dich, das wird schon“, meinte Andrea und lachte. „Du bist ihm jetzt zwei Mal kurz hintereinander begegnet, der wird schon wieder auftauchen.“
    „Dein Wort in Gottes Gehörgang. Und wenn er nur auf Besuch ist? Nur über das Wochenende hier ist?“
    „Glaube ich nicht. Was du so erzählt
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