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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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nachließ, und ich schrie meinen Männern zu, sich auf sie zu stürzen, die Bastarde zu töten, und als wir sie angriffen, brüllten wir wie Männer, die aus dem finsteren Tal des Todes entkommen sind. Sigurd verschwand, geschützt von seinen Männern. Ich hackte mit Wespenstachel auf den Dänen mit dem blutverschmierten Bart ein, aber der Druck der kämpfenden Männerreihe schob ihn nach rechts von mir weg, und die Dänen vor mir konnten ihre Kampflinie nicht geschlossen halten, Reiter hatten sich zwischen sie gedrängt, Schwerter fuhren nieder, Speere trafen ihr Ziel, und dort war Steapa, riesenhaft und wutschäumend, er knurrte die Gegner an, setzte sein Schwert wie ein Schlachterbeil ein, sein Hengst biss um sich und trat aus, wirbelte mit den Hufen, trampelte Männer nieder. Steapas Einheit war klein, wohl kaum größer als vierhundert oder fünfhundert Mann, aber es war ihm durch den Angriff von hinten gelungen, Verwirrung unter den Dänen zu stiften. Allerdings würde es nicht lange dauern, bis sie sich erholten und einen neuen Angriff einleiteten.
    »Zurück!«, brüllte mir Steapa zu und deutete mit seinem Schwert nach Süden. »Geht zurück!«
    »Holt die Verwundeten!«, befahl ich meinen Männern. Noch mehr Reiter kamen, Helme glitzerten im grauen Frühlicht, Speerspitzen blitzten wie silberner Tod, Schwerter fuhren auf flüchtende Dänen nieder. Unsere Männer trugen die Verwundeten Richtung Süden, weg vom Feind, und vor uns lagen die Toten und Sterbenden, und Steapas Reiter stellten sich neu auf, nur ein einzelner Reiter gab seinem Hengst die Sporen und galoppierte vor unsere Kampflinie, und ich sah, wie er sich bis dicht über die schwarze Mähne des Pferdes vorbeugte, und da erkannte ich ihn, und ich ließ Wespenstachel fallen, um einen Speer vom Boden aufzuheben. Er war schwer, aber ich schleuderte ihn mit aller Kraft, und ich hörte den Mann aufschreien, als der Speer dumpf in die feuchte Wiese fuhr, und das Pferd schlug aus, bäumte sich auf, und der Fuß des Reiters verfing sich im Steigbügel. Ich zog Schlangenhauch, rannte zu ihm und trat den Steigbügel weg. »Edward ist König«, sagte ich zu dem Mann.
    »Hilf mir!« Einer meiner Krieger hatte das Pferd am Zügel genommen, und nun versuchte der Mann aufzustehen, doch ich versetzte ihm einen Fußtritt, sodass er wieder zu Boden ging. »Hilf mir, Uhtred«, sagte er.
    »Ich habe dir dein Leben lang geholfen«, sagte ich, »dein ganzes erbärmliches Leben lang, und jetzt ist Edward König.«
    »Nein«, sagte er. »Nein!«
    Damit meinte er nicht den Herrschaftsanspruch seines Cousins, sondern die Bedrohung durch mein Schwert. Ich bebte vor Zorn, als ich Schlangenhauch niederstieß. Ich rammte ihm die breite Klinge in die Brust, und sie fraß sich durch sein Kettenhemd, drückte geborstene Kettenglieder bis unter sein Brustbein, fuhr zwischen die Rippen und bis mitten hinein in sein niederträchtiges Herz, das unter dem Druck des Stahls zerrissen wurde. Er schrie immer noch, und immer noch drückte ich die Klinge tiefer, und dann verklang der Schrei in einem Keuchen, und ich hielt Schlangenhauch fest und sah zu, wie sein Leben in der Erde Ostangliens versickerte.
    Damit war Æthelwold tot, und Finan, der Wespenstachel aufgehoben hatte, zog mich am Arm weg. »Komm«, sagte er, »komm jetzt!« Die Dänen brüllten wieder zu uns herüber, und wir rannten, geschützt von den Reitern, und bald tauchten noch mehr Reiter aus dem Nebel auf, und ich wusste, dass Edwards Armee gekommen war, doch weder er noch die fiihrungslosen Dänen wollten einen weiteren Kampf. Die Dänen standen nun hinter der Deckung des Grabens, hatten einen Schildwall aufgestellt, aber sie würden nicht mehr auf Lundene marschieren.
    Und so marschierten stattdessen wir dorthin.
    Zum Weihnachtsfest trug Edward die Krone seines Vaters. Die Smaragde schimmerten im Licht der Feuerstelle in dem großen Römersaal auf dem Hügel von Lundene. Lundene war sicher.
    Ein Schwert oder eine Axt hatte meine Hüfte getroffen, doch ich hatte es in jenem Augenblick nicht einmal bemerkt. Mein Kettenhemd wurde von einem Schmied geflickt, und die Verwundung an meiner Hüfte heilte. Ich dachte an die Angst, das Blut, die Schreie.
    »Ich habe mich geirrt«, erklärte mir Edward.
    »Das stimmt, Herr König«, sagte ich.
    »Wir hätten sie bei Cracgelad angreifen sollen«, sagte er und starrte in den Saal, in dem seine Herren und Thegn tafelten. In diesem Augenblick sah er aus wie sein Vater, wenn auch seine
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