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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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London, 1983.)
    Das Fesselnde an diesem kurzen Bericht ist die Weigerung der Streitkräfte aus Kent, sich zurückzuziehen, und meine Erklärung dafür, dass nämlich Aldermann Sigelf Verrat an der westsächsischen Armee begehen wollte, ist reine Erfindung. Wir wissen weder, wo die Schlacht ausgetragen wurde, noch was dort genau passiert ist, nur dass es eine Schlacht gab und dass Æthelwold, Edwards Rivale um den Thron von Wessex, dabei getötet wurde. Die Chroniken berichten uns von Æthelwolds Auflehnung in einem langen Eintrag für das Jahr 900 (auch wenn Alfred 899 gestorben ist): »Alfred, Sohn von Æthelwulf, ist verschieden in der sechsten Nacht vor Allerheiligen. Er war König über alle Engländer, außer für den Teil, der unter dänischer Herrschaft stand; und er hielt das Königreich für ein und ein halbes Jahr weniger als dreißig. Dann erhielt sein Sohn Edward das Königreich. Æthelwold, seines Vaters Bruders Sohn, übernahm die Landgüter bei Wimbourne und bei Christchurch ohne die Genehmigung des Königs und seiner Berater. Dann ritt der König mit seiner Armee, bis er bei Badbury Rings nahe Wimbourne ein Lager aufschlug, und Æthelwold besetzte die Landgüter mit denjenigen Männern, die ihm treu ergeben waren, und ließ alle Tore gegen sie versperren; er sagte, er würde dort bleiben, lebendig oder tot. Dann stahl er sich im Schutze der Nacht davon und suchte die Streitmacht von Northumbrien. Der König befahl ihnen, hinter ihm herzureiten, aber er konnte nicht eingeholt werden. Sie ergriffen die Frau, die er sich ohne die Genehmigung des Königs und gegen den Rat des Bischofs gepackt hatte, weil sie als Nonne geheiligt war.« Aber wir erfahren nicht, wer diese Frau war, oder warum Æthelwold sie entführt hat oder was aus ihr geworden ist. Wieder ist meine Antwort auf diese Fragen, dass es Æthelwolds Cousine Æthelflæd war, reine Erfindung.
    Die Chroniken geben uns das Gerüst der geschichtlichen Ereignisse, aber ohne große Einzelheiten oder gar Erklärungen für das Geschehen. Ein anderes Rätsel ist das Schicksal der Frau, die Edward vielleicht oder vielleicht auch nicht geheiratet haben könnte: Ecgwynn. Wir wissen, dass sie ihm zwei Kinder gebar, und dass eines von ihnen, Æthelstan, für die Entwicklung Englands überaus bedeutend wurde. Und doch verschwindet Ecgwynn vollständig aus den Berichten und wird durch Ælflæd, die Tochter des Aldermanns Æthelhelm ersetzt. Ein wesentlich jüngerer Bericht deutet an, dass die Ehe von Edward und Ecgwynn nicht als gültig angesehen wurde, doch in Wahrheit wissen wir kaum etwas von diesen Geschehnissen, nur, dass der mutterlose Æthelstan zur gegebenen Zeit der erste König aller Engländer werden sollte.
    Die Chroniken heben hervor, Alfred sei ›König über alle Engländer‹ gewesen, doch dann folgt die vorsichtige und entscheidende Einschränkung ›außer für den Teil, der unter dänischer Herrschaft stand‹. In Wahrheit stand zu dieser Zeit das meiste, was einst England werden sollte, unter dänischer Herrschaft; das gesamte Northumbrien, das gesamte Ostanglien und die nördlichen Grafschaften Merciens. Alfred wollte zweifellos König über alle Engländer sein, und zum Zeitpunkt seines Todes war er der bei Weitem bedeutendste und mächtigste Anführer unter den Sachsen, doch seinen Traum von der Vereinigung sämtlicher Gebiete, in denen Englisch gesprochen wurde, hat er nicht verwirklicht. Allerdings hatte er das Glück, einen Sohn, eine Tochter und einen Enkel zu haben, die sich diesem Traum ebenso verschrieben haben wie er selbst, und die ihn im Lauf der Zeit wahrmachen würden. Das ist die Geschichte, die hinter den Erzählungen von Uhtred steht: die Geschichte von der Entstehung Englands. Es hat mich immer erstaunt, dass wir Engländer so wenig an der Entstehung unserer Nation interessiert sind. In der Schule scheint es manchmal so, als würde die Geschichte Britanniens AD 1066 beginnen, und alles, was vorher geschah, wäre bedeutungslos, dabei ist die Geschichte von der Entstehung Englands groß, aufregend und nobel.
    Der Vater Englands ist Alfred. Er mag die Vereinigung des Landes der Angelcynn nicht erlebt haben, aber er hat diese Vereinigung überhaupt erst ermöglicht, indem er sowohl die sächsische Kultur als auch die englische Sprache bewahrte. Er machte Wessex zur Festung, die einem dänischen Angriff nach dem anderen widerstand, und mächtig genug, um sich nach seinem Tod nordwärts auszuweiten, bis die dänischen
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