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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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Lehnsherren überwunden waren oder sich angepasst hatten. Es gab einen Uhtred, der in diesen Jahren eine Rolle spielte, und er ist mein direkter Vorfahre, aber die Geschichten, die ich von ihm erzähle, sind erfunden. Die Sippe hielt Bebbanburg (heute Bamburgh Castle in Northumberland) von den frühesten Jahren der angelsächsischen Invasion in Britannien bis beinahe zur normannischen Eroberung. Als der Rest des Nordens unter dänische Herrschaft fiel, hielt Bebbanburg stand, eine Enklave der Angelcynn unter den Wikingern. Es ist so gut wie sicher, dass dieses Überleben ebenso stark der Zusammenarbeit mit den Dänen wie der nahezu uneinnehmbaren Lage der gewaltigen Festung geschuldet war. Ich habe Uhtred von der Geschichte Bebbanburgs abgetrennt, damit er näher an den Ereignissen sein konnte, die England entstehen ließen, Ereignisse, die im sächsischen Süden beginnen und langsam zum Norden der Angeln hinaufwandern. Ich wollte ihn dicht bei Alfred haben, einem Mann, den er ebenso ablehnt wie er ihn bewundert.
    Alfred ist sicher der einzige britische Monarch, den man ›der Große‹ nennen kann. Es gibt kein Komitee wie beim Nobelpreis, das ihm diesen Ehrentitel zuspricht, der durch die übereinstimmende Beurteilung der Historiker aus der Geschichte erwachsen ist, aber kaum jemand würde Alfreds Anrecht auf diesen Titel bestreiten. Er war, nach jedem Maßstab, ein überaus intelligenter Mann, und er war darüber hinaus ein guter Mann. Uhtred mag der christlichen Gesellschaft, in der das Gesetz regierte, feindselig gegenüberstehen, doch die Alternative war die Dänenherrschaft und fortgesetztes Chaos. Alfred setzte Gesetz, Bildung und Religion in seinem Volk durch, und er schützte es auch vor furchterregenden Gegnern. Er schuf einen funktionstüchtigen Staat, und das ist keine Kleinigkeit. Justin Pollard fasst Alfreds Errungenschaften in seiner wundervollen Biographie Alfred the Great (John Murray, London, 2005) folgendermaßen zusammen: »Alfred wollte ein Königreich, in dem die Bewohner jedes Marktfleckens bereit waren, ihr Eigentum und ihren König zu verteidigen, weil ihr Wohlstand mit dem Wohlstand des Staates identisch war.« Er bildete eine Nation, zu der sich die Bevölkerung zugehörig fühlte, weil das Gesetz gerecht war, weil Anstrengung belohnt wurde und weil die Regierung nicht tyrannisch war. Das ist keine schlechte Ordnung.
    Alfred wurde in der alten Klosterkirche von Winchester beerdigt, später aber wurde er in die neue Klosterkirche umgebettet und der Sarg mit Blei ummantelt. William der Eroberer, der seine neuen englischen Untertanen davon abbringen wollte, der Vergangenheit nachzuhängen, ließ den bleiumhüllten Sarg nach Hyde Abbey außerhalb von Winchester bringen. Diese Abtei wurde, wie alle anderen Ordenshäuser, unter Heinrich VIII. aufgelöst, kam in Privatbesitz und wurde später als Gefängnis genutzt. Im späten achtzehnten Jahrhundert wurde Alfreds Grab von den Häftlingen entdeckt, die das Blei aufbrachen und die Knochen wegwarfen. Justin Pollard vermutet, dass die Überreste des größten angelsächsischen Königs wohl immer noch in Winchester sind und verstreut unter einer Erdschicht irgendwo zwischen einem Parkplatz und einer viktorianischen Häuserreihe liegen. Seiner smaragdbesetzten Krone erging es nicht besser. Sie überstand die Zeiten bis ins siebzehnte Jahrhundert, als, so heißt es, die elenden Puritaner, die England nach dem Bürgerkrieg regierten, die Steine herausbrachen und das Gold einschmolzen.
    Winchester ist immer noch Alfreds Stadt. Viele Besitzgrenzen im Herzen der Altstadt wurden von seinen Landvermessern markiert. Die Knochen vieler seiner Familienmitglieder liegen in steinernen Kästen in der Kathedrale, die seine Klosterkirche ersetzt hat, und seine Statue steht im Stadtzentrum, kraftvoll und kriegerisch, obwohl er in Wahrheit sein Leben lang kränkelte. Und seine größte Liebe waren nicht die Ehren des Schlachtfeldes, sondern die Religion, die Gelehrsamkeit und das Gesetz. Er war wahrhaftig Alfred der Große, aber in dieser Erzählung von der Entstehung Englands ist sein Traum noch nicht wahr geworden, und deshalb muss Uhtred weiterkämpfen.
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