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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Autoren: Mary Scott
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Wir starrten uns wortlos an und waren alle entsetzt — nur Tony nicht. »So, das wäre geschafft!« murmelte sie vor sich hin. »Jetzt haben sie’s überstanden...« In dieser Beziehung war ich entschieden anderer Meinung. Dieser Tag war aufregend genug gewesen, und ich hatte kein Bedürfnis nach stürmischen Szenen, die uns jetzt ziemlich sicher bevorstanden.
    Das jungverheiratete Paar — »das schuldbewußte Paar« wäre wohl richtiger gewesen — begrüßte uns einigermaßen verlegen. Tom erfaßte mit unfehlbarem Taktgefühl, daß wir Erwachsenen jetzt keine Kinder als Zuhörer brauchen konnten; er erbot sich, ihnen in der Küche belegte Brote zu machen und die fremden Kinder dann nach Hause zu fahren. Ich nahm sein Angebot dankbar an.
    Sobald die kleine Prozession mit Tom an der Spitze in unserer Küche verschwunden war, begann Frank seinen halb entschuldigenden, halb trotzigen Bericht. »Wir haben also getan, was Tony uns geraten hat«, sagte er, und wir starrten Tony an. »Annette und ich haben heute morgen heimlich geheiratet — mit Trauzeugen, die wir vor dem Standesamt aufgegabelt haben. Und da wir unsere Flitterwochen sowieso in den Bergen verbringen wollen, sind wir kurz bei Ihnen vorbeigekommen. Die Kinder haben uns erzählt, wo Sie sind, und wir haben beschlossen, hier auf Sie zu warten.«
    Er schien zu glauben, damit seien wir bereits zufrieden, aber ich sorgte dafür, daß diese Illusion nicht lange anhielt. »Frank, wer weiß von eurer Hochzeit? Ist euch klar, daß ihr euch damit strafbar gemacht habt? Annette ist noch nicht achtzehn, und ihr Vater kann einen Riesenkrach schlagen, wenn er davon erfährt.«
    »Keine Angst, er erfährt nichts!« versicherte Frank zuversichtlich. »Außer Louise weiß niemand von der Trauung.«
    Annette, die strahlend glücklich, aber nach der langen Fahrt etwas müde war, warf ein: »Nur Louise weiß davon — und sie verrät uns bestimmt nicht. Ich habe sie einweihen müssen, denn sie ist ausgerechnet in mein Zimmer gekommen, als ich ein paar Sachen zusammengepackt habe. Sie war ganz aufgeregt, versprach mir aber in die Hand, uns nicht zu verraten!«
    »Auf Louise ist Verlaß«, sagte Frank. »Sie hat Annette gern und würde nie etwas tun, das ihrer Schwester schaden könnte.«
    »Dann müssen wir alle ein Glas auf eure gemeinsame glückliche Zukunft trinken«, schlug ich vor. Paul holte die Gläser und wir erzählten Annette von Mirandas prächtiger Hochzeit, was sie ein bißchen neidisch machte; dann sagte sie zu Tony: »Ich hätte dich so gern benachrichtigt. Ich hab’ eines Abends versucht, bei dir anzurufen, aber du hast dich nicht gemeldet. Auch alle anderen waren nicht zu erreichen. Habt ihr hier draußen eine Leitungsstörung gehabt?«
    »Das muß am Samstagabend gewesen sein«, warf Larry ein. »Da sind wir alle auf Mirandas Hochzeitsparty gewesen. Kein Wunder, daß sich niemand gemeldet hat.«
    »Ich habe mich gefragt, wozu ihr euch wohl entschließen würdet«, antwortete Tony. »Aber ich habe gewußt, daß du mich nach Möglichkeit auf dem laufenden halten würdest. Außerdem seid ihr ja gleich hierher gekommen, wo wir ruhig und friedlich besprechen können, was...« In diesem Augenblick hörten wir draußen einen großen Wagen vorfahren. Als laut an die Haustür geklopft wurde, ging Paul hinaus und kam mit einer lakonischen Mitteilung zurück: »Mr. North ist da und möchte seine Tochter und ihren Mann sprechen.«
    Annette fuhr zusammen, aber Frank gab sich einen Ruck und trat dem an der Tür erscheinenden wütenden Mann zwei Schritte entgegen.
    »Aber... aber wie hast du das raus gekriegt?« fragte Annette mit zitternder Stimme.
    Mr. North brüllte sofort los. »Wenn du so dämlich bist, deinen halbleeren Kleiderschrank offen zu lassen...«, begann er, und die arme Annette holte erschrocken Luft.
    »Sie haben also Louise ins Kreuzverhör genommen?« fragte Frank aufgebracht. »Wie haben Sie die Wahrheit aus ihr herausgeholt — mit Gewalt?«
    North ignorierte ihn. »Deine Schwester hat immer wieder dummes Zeug von Versprechen und Loyalität geschwatzt. Aber deiner Mutter ist es schließlich gelungen, sie davon zu überzeugen, daß sie in erster Linie uns Loyalität schuldig ist.«
    »Das heißt also, daß Sie die Kleine mit Drohungen dazu gebracht haben, alles zu erzählen!« warf Larry ein, die sich bisher mühsam beherrscht hatte. Ich legte ihr eine Hand auf den Arm, und sie schwieg, während Mr. North sich anklagend umsah und aggressiv fragte:
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