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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Autoren: Mary Scott
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»Sie sind wohl alle an dieser... an dieser Verschwörung beteiligt?«
    »Im Gegenteil, die Sache war für uns alle eine völlige Überraschung«, antwortete Julian ruhig. »Eine angenehme Überraschung, wie ich hinzufügen möchte.«
    Annettes Vater wußte sekundenlang nicht recht, was er sagen sollte. Mir fiel wieder einmal auf, wie groß die Ähnlichkeit zwischen Julian und dem Colonel war. Dann hatte North sich soweit von seiner Verblüffung erholt, daß er fragen konnte: »Angenehm? Sie halten eine heimliche Eheschließung ohne Einwilligung der Eltern für eine angenehme Überraschung, Sir? Dann gratuliere ich Ihnen zu Ihren Wertbegriffen, die sich allerdings gewaltig von den meinen unterscheiden.«
    »Das steht außer Zweifel«, bestätigte Julian gelassen. »Wenn ich von einer angenehmen Überraschung spreche — und ich sage damit wohl, was wir alle denken — , meine ich die Tatsache, daß Frank und Annette geheiratet haben, obwohl es natürlich schade ist, daß sie das ohne Ihre Einwilligung tun mußten. Aber das ist nicht die Schuld der jungen Leute; es ist Ihre Schuld, Mr. North!«
    Das schien einen Dammbruch auszulösen. North ließ seiner aufgestauten Wut freien Lauf. Wir hörten uns diesen Ausbruch betroffen an, bis Annettes Vater endlich eine Pause einlegen mußte. »Und die vielen teuren Sachen!« hatte er eben gesagt, als er tief Luft holen mußte.
    In diesem Augenblick mischte Larry sich ein. »Ja, die vielen teuren Sachen«, wiederholte sie ruhig. »Soviel Geld, aber keine Liebe. Niemals ein bißchen Liebe.«
    Mr. North starrte sie an, als sehe er sie zum erstenmal. Aber was Larry gesagt hatte, verfehlte seine Wirkung nicht: Er beruhigte sich etwas, und Julian sagte: »Wir brauchen nicht weiter zu diskutieren, Mr. North. Die Tatsachen stehen fest.
    Annette und Frank sind verheiratet, weil Annette sich vor dem Standesbeamten als Achtzehnjährige ausgegeben hat. Was wollen Sie dagegen tun, Mr. North? Das wüßten wir gern, damit wir alle heimfahren und ins Bett gehen können.«
    Annettes Vater antwortete nicht gleich. »Ich kann juristisch gegen die beiden vorgehen«, stellte er dann fest. »Sie haben sich strafbar gemacht.«
    »Ganz recht«, stimmte Julian gelassen zu, »und Sie können Anzeige gegen sie erstatten. Aber wenn Sie das tun, haben die Zeitungen eine Sensation. Sie sind ein bekannter Mann, Mr. North. Franks Vater ist ebenfalls kein Unbekannter. Ein gefundenes Fressen für die Reporter! Ich sehe schon, wie Sie auf Schritt und Tritt von Fotografen verfolgt werden!«
    Das beeindruckte North. Wo Vernunft und Freundlichkeit wirkungslos geblieben waren, wirkte die Angst vor einem Skandal. Ihn wollte North unter keinen Umständen riskieren.
    Julian nützte den errungenen Vorteil geschickt aus. »Was halten Sie davon, wenn wir Colonel Gerard, meinen Onkel, um Rat fragen? Er würde Sie bestimmt unparteiisch beraten.«
    Wir sahen North an, daß er keine Lust hatte, mit dem Onkel zusammenzutreffen, falls dieser Ähnlichkeit mit dem Neffen hatte. »Nein, damit brauchen wir keinen Außenstehenden zu belästigen«, murmelte er beinahe verlegen.
    »In solchen Fällen sind die Zeitungsberichte immer schrecklich unfair, finde ich«, fuhr Julian fort. »Sie stehen ganz auf der Seite der Jugend und stellen die Eltern als beschränkt, reaktionär und fast senil hin. Ich persönlich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um zu verhindern, daß eine Geschichte dieser Art in die Zeitung kommt.«
    Als er das sagte, wechselten Larry und ich einen Blick, denn wir wußten beide, daß das gelogen war, weil Julian sich den Teufel um die Presse oder die öffentliche Meinung scherte. Jedenfalls erzielte er den gewünschten Erfolg.
    North gestand seine Niederlage nach und nach ein und sagte schließlich zu Annette: »Meinetwegen kannst du deiner Wege gehen. Du hast dich dämlich benommen, aber wir wollen’s dabei bewenden lassen.« Nach dieser freundlichen Bemerkung kehrte er ihr den Rücken und verabschiedete sich mit einem knappen Nicken von uns anderen.
    Paul machte den Fehler, ihm ein Glas Wein anzubieten, was North mit einem verächtlichen »Pah!« quittierte. Er hastete hinaus, und wir atmeten erleichtert auf, als der Motor seines Wagens ansprang. North ließ ihn aufheulen, wendete und raste mit quietschenden Reifen davon. Danach war wieder alles ruhig. Die Kinder hatten diese häßliche Szene zum Glück nicht mitbekommen, weil Tom sich noch immer in der Küche mit ihnen beschäftigte.
    Wir blieben nicht
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