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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig
Autoren: K. H. Scheer
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nach oben oder we­nigs­tens ei­ne Nach­richt durch­ge­ben. Es gab kei­ne an­de­re Wahl.
    Die Ver­zweif­lung ge­biert manch­mal Ge­dan­ken, die man nor­ma­ler­wei­se als un­durch­führ­bar ab­tun wür­de. So ein Ge­dan­ke kam mir nun. Er nahm im­mer fes­te­re Form an, und schließ­lich durch­zuck­te er mich mit sol­cher Ge­walt, daß ich zu han­deln be­gann.
    Hat­te der Klei­ne nicht ge­sagt, bei der kom­men­den Be­ra­tung wä­ren sämt­li­che er­wach­se­nen De­ne­ber an­we­send?
    Ich dreh­te Man­zo vor­sich­tig et­was her­um, trotz­dem emp­fand er bei der Be­we­gung wie­der hef­ti­ge­re Schmer­zen. Die Ro­bo­ter hat­ten kei­ne ein­zi­ge ih­rer Waf­fen an­ge­wandt. Sie hat­ten uns ein­fach mit ›zar­ten‹ Fä­us­ten zu­sam­men­ge­schla­gen. Wenn die ein­mal auf die Er­de ka­men!
    Ich be­gann die Ma­gnet­ver­schlüs­se des Raum­an­zu­ges zu lö­sen. Schließ­lich griff ich nach de­nen der dar­un­ter­lie­gen­den Kom­bi­na­ti­on. Plötz­lich hör­te ich Han­ni­bals pfei­fen­de Atem­zü­ge.
    Er kam lang­sam nä­her. Als er sich ne­ben mir auf die Knie ließ, war er lei­chen­blaß. Er schau­te mich nur an, aber er ver­stand. Mein Ge­sicht moch­te nicht sehr schön an­zu­se­hen sein.
    Da­für sag­te ich be­tont und zwin­gend:
    »Hal­te ihn, ver­stan­den! Ich will ge­nau nach der Wun­de se­hen. Schön hal­ten und et­was nach rechts rücken.«
    Er be­folg­te mei­ne An­wei­sun­gen und deck­te da­durch mei­ne Hän­de mit sei­nem Kör­per. Wir wur­den be­stimmt be­ob­ach­tet und auch be­lauscht. Ich muß­te al­so ar­bei­ten wie in Ta­schen­spie­ler.
    Er stot­ter­te und gab Er­klä­run­gen über die Kopf­ver­let­zung, daß ein Me­di­zi­ner in Ohn­macht ge­fal­len wä­re. Egal – nur ab­len­ken und sonst nichts.
    Auch ich er­klär­te und tipp­te da­bei gleich­zei­tig mei­ne Ko­de­be­zeich­nung in die Mor­se­tas­te.
    Der Hö­cker­de­ckel klapp­te bei­na­he ganz zu­rück. Ich konn­te die Fe­der­span­nung ge­ra­de noch be­sei­ti­gen. Mit zwei Grif­fen hat­te ich ei­nes der schwar­zen Ei­er aus der Hal­te­rung ge­löst. Es war nicht ein­mal so groß wie mei­ne Faust. Dann war die Klap­pe wie­der ver­schlos­sen, und wir spra­chen er­neut über die Ver­let­zung.
    Han­ni­bal zit­ter­te plötz­lich nicht mehr, son­dern, wirk­te kalt und ent­schlos­sen. Er hat­te be­grif­fen, daß ich bei der Sit­zung der er­wach­se­nen De­ne­ber han­deln woll­te. Dann wa­ren al­le an­we­send – und ei­ne ato­ma­re Hem­mungs­la­dung er­zeug­te acht Mil­lio­nen Hit­ze­gra­de, et­wa zwölf Mi­nu­ten lang. Der Kern­pro­zeß lief ge­steu­ert ab.
    Er sag­te nur be­zeich­nend:
    »Hm – ich glau­be, daß wir uns noch in dem Turm­bau mit den Ma­schi­nen be­fin­den. Ich kann sie hö­ren.«
    Ja, ich hör­te sie schon lan­ge. Dem­nach wuß­ten wir ziem­lich ge­nau, wo wir einen schnel­len Glei­ter zur Flucht fin­den konn­ten. Wir muß­ten nur erst ein­mal drau­ßen sein.
    We­nigs­tens wür­de man die ato­ma­re Re­ak­ti­on oben fest­stel­len kön­nen. Selbst wenn wir uns nicht so­fort ret­ten konn­ten, wuß­ten sie, daß wir mit un­se­rem schärfs­ten Mit­tel an­ge­grif­fen hat­ten. Dann wür­den die C-Bom­ben viel­leicht nicht ex­plo­die­ren. Das war mei­ne letz­te Hoff­nung.
     
    *
     
    Die bei­den Kampfro­bo­ter stan­den rechts und links der Tür. Der De­ne­ber hat­te ei­ne Fi­gur, die man auf der Er­de als ent­setz­lich dürr be­zeich­net hät­te. Der Kopf ging über den tief­lie­gen­den Au­gen nach bei­den Sei­ten in die Brei­te. Der win­zi­ge Mund er­schi­en mir ver­küm­mert. Ab­ge­se­hen von die­sen Merk­ma­len hät­te der Frem­de gut ein hoch­ge­wach­se­ner und ha­ge­rer Mensch sein kön­nen. Er trug so­gar ein kom­bi­ähn­li­ches Klei­dungs­stück.
    Wa­ren die wirk­lich aus ei­nem fer­nen Son­nen­sys­tem ge­kom­men?
    O doch, das wa­ren sie. Wenn man ge­nau­er hin­sah, stell­te man er­heb­li­che Un­ter­schie­de zum Men­schen fest.
    »Kom­men Sie«, sag­te er in sei­nem ta­del­lo­sen Eng­lisch. Sie hat­ten gut ge­lauscht und viel ge­lernt.
    Ich ging lang­sam auf ihn zu. Der Klei­ne folg­te mir. Die Ro­bo­ter ver­bo­ten je­den Wi­der­stand
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