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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig
Autoren: K. H. Scheer
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be­gon­nen. Dann war das Ge­wicht tag­täg­lich ge­stei­gert wor­den, und nun wa­ren wir beim Ma­xi­mum an­ge­langt.
    Man woll­te uns un­ter schwers­ten Be­din­gun­gen tes­ten. Man woll­te die Wi­der­stands­fä­hig­keit un­se­rer Kör­per er­pro­ben und die letz­ten Wil­lens­re­ser­ven mo­bi­li­sie­ren. Im Camp stand ein hoch­wer­ti­ges Elek­tro­nen­ge­hirn. Ei­ni­ge qua­li­fi­zier­te Wis­sen­schaft­ler wa­ren mit den Aus­wer­tun­gen be­schäf­tigt.
    Was kann der Mensch aus­hal­ten? Wann ist er am En­de? Wie be­wäh­ren sich die neu­en Raum­an­zü­ge un­ter den fast senk­recht auf­pral­len­den Son­nen­strah­len der Mit­tags­stun­den? Na­tür­lich ließ man uns nicht bei Ta­ges­an­bruch oder gar in der küh­len Wüs­ten­nacht aus dem Camp. Mit­tags muß­te es sein. Da mein­te es die al­te Sol be­son­ders gut.
    Wir wa­ren zwan­zig Mann ge­we­sen. So­eben hat­te der Aus­bil­der Wat­cher aus­ge­sto­ßen, so daß nun nur noch drei Män­ner durch die Wüs­te tau­mel­ten. Wäh­rend wir teil­nahms­los wei­ter­lie­fen und mit aus­ge­dörr­ten Keh­len be­fehls­ge­mäß das blöd­sin­ni­ge Lied san­gen, ver­lor Wat­cher den letz­ten Rest sei­ner müh­sam be­wahr­ten Be­herr­schung. Er wein­te. Wir hör­ten es deut­lich in den Helm­laut­spre­chern, da sei­ne An­la­ge noch ein­ge­schal­tet war.
    Au­gen­bli­cke spä­ter lan­de­te der Hub­schrau­ber ne­ben ihm. Es trat ge­nau das ein, was wir er­war­tet hat­ten.
    »Weg mit der Waf­fe, Leut­nant Wat­cher«, klang die schar­fe Stim­me des Camp-Kom­man­dan­ten auf. »Ru­hig, Jun­ge, ganz ru­hig. Ma­chen Sie kei­nen Un­sinn.«
    Wat­cher tob­te wie ein Wahn­sin­ni­ger. Er droh­te, so­fort von der Waf­fe Ge­brauch zu ma­chen, wenn die Schrau­ber­be­sat­zung auch nur einen Schritt nä­her käme.
    Dann er­tön­te ein Schuß; aber Wat­cher hat­te nur Übungs­ge­schos­se in der Waf­fe. Na­tür­lich gab man uns kei­ne schar­fe Mu­ni­ti­on, da die Psy­cho­lo­gen ge­nau wuß­ten, wie ein um al­le Hoff­nun­gen ent­täusch­ter Mann in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on rea­gie­ren konn­te.
    »Nehmt mich mit«, rief er uns ver­zwei­felt nach. »Ich schaf­fe es noch. Sku­pin, ver­damm­ter Höl­len­hund, nimm mich mit.«
    Die Sprech­ver­bin­dung riß ab. Als ich mich noch ein­mal kurz um­wand­te, sah ich, wie er auf der Bah­re zur Ma­schi­ne ge­tra­gen wur­de. Dort gab es Was­ser! Herr­li­ches, kla­res, fri­sches Was­ser! Dort war es auch kühl; und dort brauch­te man nicht den Mond­an­zug zu tra­gen.
    Ge­nau sieb­zehn Mann wa­ren nun in die­sem Schrau­ber ver­schwun­den. Sieb­zehn Ver­sa­ger, de­nen das Ver­sa­gen un­ter der­art ex­tre­men Be­din­gun­gen na­tür­lich nicht ver­übelt wur­de. Es war selbst­ver­ständ­lich, daß auf ei­ne rü­gen­de Ein­tra­gung in den Per­so­nal­ak­ten ver­zich­tet wur­de. Im Ge­gen­teil, ein Mann vom Camp Höl­len­tor konn­te si­cher sein, daß er von den Kol­le­gen mit al­ler­größ­ter Hoch­ach­tung be­han­delt wur­de. In den Krei­sen der ak­ti­ven GWA-Agen­ten wuß­te man sehr ge­nau, was dort ge­for­dert wur­de. Es wur­den oh­ne­hin nur die Bes­ten zur Son­der­schu­lung zu­ge­las­sen.
    Die Ma­schi­ne star­te­te wie­der. Wir drei Lei­dens­ge­fähr­ten schlepp­ten uns wei­ter.
    Dicht vor uns be­gan­nen be­reits die stei­ni­gen Ab­hän­ge des Ha­ma­da el Ha­ri­cha, ei­nes klei­nen Ge­bir­ges in­mit­ten der un­end­lich er­schei­nen­den Sa­ha­ra. Kein Baum, kein Strauch spen­de­te dort Schat­ten. Da­für glüh­ten die nack­ten Stei­ne in bei­na­he un­er­träg­li­cher Glut. In den tie­fen Schluch­ten kon­zen­trier­te sich die Hit­ze. Die Wän­de strahl­ten wie Backö­fen. Das Stein­ge­röll ließ je­den Schritt zur Qual wer­den.
    Gleich muß­ten wir am Ziel sein, gleich! Ich starr­te aus ver­schlei­er­ten Au­gen nach vorn. Mein Kör­per muß­te voll­kom­men aus­ge­trock­net sein, trotz­dem lief mir der Schweiß in die Au­gen.
    Wü­tend schlug ich mit der Faust auf einen Knopf. Nor­ma­ler­wei­se setz­te die­se Schal­tung den au­to­ma­ti­schen Schweiß­wi­scher in Tä­tig­keit, des­sen bieg­sa­mer Ge­len­karm mit­samt dem saug­fä­hi­gen Ab­strei­cher
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