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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig
Autoren: K. H. Scheer
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Stum­mel­flü­gel-Jagd­bom­ber des mi­li­tä­ri­schen GWA-Kom­man­dos.
    Ich wun­der­te mich, daß die Leu­te ein der­art ver­al­te­tes Mo­dell be­nutz­ten. Seit­dem Pro­fes­sor Scheu­ning das rei­ne Plas­ma-Strahl­trieb­werk ver­wen­dungs­reif ge­macht hat­te, gab es in der GWA prak­tisch kei­ne Ma­schi­nen mit ther­mo­che­mi­schem Atom­trieb­werk mehr. Das Heu­len der bei­den Lan­dungs­ro­to­ren ver­stumm­te.
    Ich ließ den Sau­er­stoff in die Plas­tik­hül­le strö­men. Die Luft­schleu­se wölb­te sich auf. Die her­me­tisch ver­schließ­ba­ren Ma­gnet­li­ni­en glüh­ten leicht. Ich schlüpf­te in die Schleu­se, schloß die äu­ße­re Hül­le und ließ das ein­ge­las­se­ne Gas in den en­gen Mann­raum zi­schen. Da­zu hat­te ich mit Über­druck auf­bla­sen müs­sen, da es sonst nicht zu der Täu­schung ge­kom­men wä­re. Wenn die Aus­bil­dung nicht so ei­lig hät­te er­fol­gen müs­sen, wä­re die Übung zwei­fel­los in der Un­ter­druck­kam­mer durch­ge­führt wor­den. So muß­te die freie Na­tur her­hal­ten.
    Ich maß Druck, Feuch­tig­keit und Tem­pe­ra­tur, ehe ich den Helm des Raum­an­zu­ges lüf­te­te. Der drau­ßen ste­hen­de Aus­bil­der emp­fing über das Mi­kro-Funk­sprech­ge­rät die ein­zel­nen Da­ten, die ge­nau mit den vor­ge­schrie­be­nen Wer­ten über­ein­stim­men muß­ten.
    Wäh­rend mei­ner letz­ten Wor­te drang plötz­lich mit grö­ße­rer Laut­stär­ke ei­ne an­de­re Stim­me aus dem Laut­spre­cher.
    »Kom­man­dant spricht. Übung un­ter­bre­chen. Ma­jor HC-9 so­fort in mein Bü­ro. Raum­an­zug ab­le­gen. En­de.«
    Er­staunt sah ich einen Au­gen­blick lang auf das Git­ter, hin­ter dem sich das Ge­rät ver­barg. Wie – seit wann wur­den im Camp Höl­len­tor Übun­gen un­ter­bro­chen? Oberst el Ha­mid ge­hör­te nicht zu den GWA-Of­fi­zie­ren, die ih­re An­ord­nun­gen so schnell um­war­fen.
    »Okay, HC-9, fer­tig­ma­chen«, ver­nahm ich Sku­pins Auf­for­de­rung. »Ha­ben Sie den Be­fehl ge­hört?«
    Ich be­jah­te nach­denk­lich. Mei­ne Ge­dan­ken be­gan­nen sich zu über­stür­zen. Mit über­ra­schen­den Be­feh­len hat­te ich trü­be Er­fah­run­gen. Zu­meist roch es dann hef­tig nach Ein­satz.
    Ich öff­ne­te das Zelt und ließ es in sich zu­sam­men­fal­len. Sku­pin zeig­te ein an­ge­spann­tes Ge­sicht. Sein Lä­cheln woll­te mir nicht ge­fal­len. Auf der lin­ken Brust­sei­te sei­ner leich­ten Wüs­ten­kom­bi­na­ti­on trug er die Rang­ab­zei­chen ei­nes Cap­tains. Mei­ne Hel­den­brust wur­de von kei­nem Strei­fen ge­ziert. Hier im Camp war man nur ein Schü­ler, der sich je­dem Dienst­grad zu un­ter­wer­fen hat­te. Vor­aus­set­zung da­zu war al­ler­dings, daß es der be­wuß­te Dienst­grad bes­ser konn­te und bes­ser wuß­te. Das war bei Cap­tain Sku­pin der Fall.
    Ich glaub­te mei­nen Au­gen nicht zu trau­en, als er plötz­lich Hal­tung an­nahm. Dann sag­te er so­gar »Sir«. Da wuß­te ich, daß mei­ne Zeit im Camp Höl­len­tor vor­über war.
    »Ist Ih­nen nicht gut, Sku­pin?«
    Er lach­te lei­se und et­was ver­le­gen.
    »Nun, Sir, ich den­ke, es ist an der Zeit, mich we­gen der Zu­mu­tun­gen der letz­ten Ta­ge zu ent­schul­di­gen. Gern ha­be ich Sie nicht durch die Wüs­te ge­hetzt. Das wis­sen Sie ja. Ich bin aber der Mei­nung, daß Sie Ih­re Son­der­schu­lung mit gu­tem Er­folg ab­ge­schlos­sen ha­ben.«
    »Was heißt das? Es feh­len noch zwei Ta­ge.«
    »Un­wich­tig, we­nigs­tens für Sie. Die Haupt­sa­che ist längst vor­über. Die letz­ten drei Ta­ge ver­wen­den wir nur noch da­zu, um die Schü­ler wie­der ins Gleich­ge­wicht zu brin­gen. Be­hal­ten Sie das aber für sich. Ich den­ke, daß wir uns heu­te zum letz­ten Mal ge­se­hen ha­ben. Der Kom­man­dant un­ter­bricht nie­mals ei­ne Übung, wenn er nicht schwer­wie­gen­de Grün­de hat.«
    Ich drück­te ihm wort­los die Hand und dach­te dar­an, daß ich mir noch vor fünf Ta­gen ge­schwo­ren hat­te, ihm bei der ers­ten bes­ten Ge­le­gen­heit al­les zu­rück­zu­zah­len.
    Er schi­en mei­ne Ge­dan­ken zu ah­nen, da plötz­lich ein Grin­sen über sein schma­les Ge­sicht husch­te.
    »Wenn Sie ein­mal oben sind –», er deu­te­te mit dem Dau­men
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