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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper
Autoren: Edgar Noske
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Mit
flatternden Lidern und bebenden Lippen. Die Kamera umklammert, als
wolle er sie zermalmen.
    Arno!
    Er mußte Max'
Blick gespürt haben, denn plötzlich starrten sie sich an.
Bis Arnos Blick wieder zu Margit huschte. Dann wieder zu Max. Dann
wieder zu Margit. Hin und her, bis er letztendlich bei Max
hängenblieb. Hängenblieb, weil Arno kapierte. Kapierte,
daß er sich verraten hatte.
    Und dann ging alles
rasend schnell. Wie im Zeitraffer.
    Arno riß sich
die Kamera vom Hals und schleuderte sie nach Max. Max duckte sich,
und die Cannon krachte gegen den Wohnwagen. Als er wieder hochkam,
war Arno verschwunden.
    König, der den
Griff der Bühneneingangstür bereits in der Hand hatte,
drehte sich um. »Was läuft denn hier
ab?«
    »Da rennt
er!« rief Margit und zeigte auf die Straße.
    Gleichzeitig flammten
die Scheinwerfer des vermeintlichen Bäckereilieferwagens auf,
und der Wagen schoß heran. Er mußte aber sofort wieder
bremsen, weil die Einfahrt blockiert war.
    Ullmanns Stimme
dröhnte über Megaphon. »Hier spricht die Polizei!
Fahren Sie den Traktor aus dem Weg!«
    Max sprintete um den
Pritschenanhänger herum. Als er über die Straße
lief, stand Arno bereits auf den Fußrasten der Enduro und
trat den Kickstarter. Der Motor kam, und die Enduro schoß mit
einem Wheelie davon. Runter vom Parkplatz und auf die Kottendorfer
Straße in Richtung Bahntrasse.
    Max rannte
zurück. Wolle versuchte vergeblich, den Traktor anzulassen.
Theo König quetschte sich gerade zwischen Anhänger und
Torpfosten durch.
    »Deinen
Autoschlüssel!« schrie Max ihm zu.
    »Was?«
    »Den
Autoschlüssel!«
    König wollte
seine rechte Hand zurückziehen, aber Max war schneller.
Grapschte den Schlüssel und fegte wie ein geölter Blitz
zurück zum Parkplatz.
    »Max!«
rief König. »Mach doch keinen
Scheiß!«
    Zu spät. Max
sperrte den Jaguar auf und turnte hinein. Er warf den Motor an und
riß den Wählhebel nach hinten. Dann fährt das Ding,
das wußte er. Der Jaguar machte einen Satz und schoß
schleudernd über den Grünstreifen auf die Straße.
Von Arno war nichts mehr zu sehen.
    Die Beschleunigung war
enorm. Die Verzögerung auch. Einlenken und um die Kurve in die
Bahnstraße. Liebe Güte, ging die Lenkung leicht. Kein
Vergleich mit Margits Ente. Kurz auf's Gas und sofort wieder auf
die Bremse, denn die Ampel stand auf rot.
    Welche Richtung hatte
Arno genommen? Geradeaus? Rechts? Links?
    Links, entschied Max
und schiß auf die Ampel. Die empörte Hupe eines
kreiselnden Kleinbusses. Unter der Unterführung hindurch.
Linksknick. Rechtsknick. Eine lange Gerade. Kein Verkehr. Volle
Pulle.
    Links huschte eine
neonblaue Leuchtreklame vorbei. Mannesmann Kronprinz. Kaum zu
erkennen, denn der Jaguar war auf hundertzwanzig.
    Verdammt, wo war
Arno?
    Eine Kreuzung, die
Ampeln auf rot. Außerdem stand ein Bus im Weg. Max wechselte
auf die Gegenfahrbahn und klammerte sich ans Lenkrad. Er
schloß die Augen.
    Kreischende Reifen.
Protestierende Hupen. Aber kein Crash. Augen wieder auf und weiter.
Aber Arno war nicht zu sehen.
    Vor ihm zwei
Schleicher. Am ersten schoß Max links vorbei. Kein Problem.
Am zweiten rechts. Schon schwieriger. Trotzdem, es lief
prächtig. Wie früher auf dem Auto-Scooter.
    Wieder freie Bahn und
rauf auf hundertdreißig. Aber nur kurz, denn voraus tauchten
schon wieder rote Ampeln auf.
    Doch diesmal hatte Max
nichts dagegen, denn unmittelbar davor leuchtete ein einzelnes
Bremslicht auf.
    Zu früh gefreut.
Arno entdeckte den Jaguar, bevor Max auf Schlagdistanz war, und die
Hatz ging weiter. Allerdings mit Vorteilen für Max. Erstens
wußte er jetzt, daß er die richtige Richtung
eingeschlagen hatte. Zweitens hatte er Sichtkontakt, auch wenn Arno
nach wie vor knapp hundert Meter Vorsprung hatte.
    Am Café
Palladion rechts ab, die Wiedenkamper Straße runter. Ein paar
ekelig enge Kurven. Schwer zu nehmen. Max schwitzte trotz der
Servolenkung. Im Tal gingen die Federn des Jaguar auf Anschlag. Die
Kurven bergauf waren noch heikler. Max nutzte die volle
Straßenbreite und holte auf. Aber nur bis zur Einmündung
der Kleinenberger- auf die Beethovenstraße, denn da erwischte
Arno die Ampel noch bei gelb.
    Max stoppte, tastete
sich vor. Kein Querverkehr. Er schlug nach links ein und gab Gas.
Zuviel Gas. Der Jaguar drehte sich.
    Max hatte Glück
im Unglück. Nach Beendigung der Pirouette zeigte der
Kühler in Richtung Innenstadt. Vollgas. Links eine
Autowerkstatt namens Rost. Sachen gibt's.
    Mit Tempo hundert
über die nächste
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