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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper
Autoren: Edgar Noske
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Max'
Hand und drückte sie.
    »Mußten
Sie es so spannend machen?« fragte Max und strahlte.
»Damit haben wir ihn doch.«
    »Nichts haben
wir«, sagte Ullmann schroff. »Gar
nichts.«
    Max verstand nicht.
»Was reden Sie da? Das ist doch der Beweis.«
    »Nein, das ist
er nicht.« Ullmann entnahm der Innentasche seines Mantels ein
Blatt, entfaltete es, überflog es kurz und steckte es wieder
weg. »Die Waffe, um die es hier geht, wurde Herrn König am Freitag,
dem zweiten September, in der Zeit zwischen vierzehn und sechzehn
Uhr bei einem Einbruch in seinem Haus gestohlen. Eine entsprechende
Anzeige liegt der Polizeiwache Refrath vor. Was sagen Sie
nun?«
    Max war, als schwanke
der Boden unter seinen Füßen. »Das hat er
getürkt! Er hat den Diebstahl vorgetäuscht, damit er
ungestraft herumballern kann.«
    »Beweisen Sie
ihm das«, sagte Ullmann kühl. »Für die Zeit
des Einbruchs hat Herr König ein hieb- und stichfestes Alibi.
Eine geschäftliche Besprechung bei der GEMA. Vier Zeugen, die
das bestätigen.«
    »Wer hat den
Einbruch entdeckt?«
    »Seine Putzfrau.
Sie kommt jeden Freitag. An dem bewußten Tag hatte sie um
viertel nach zwei einen Termin bei ihrem Hausarzt. Als sie um
sechzehn Uhr zurückkam, hat sie die eingeschlagene Scheibe
bemerkt.«
    »Und gestohlen
wurde nur die Pistole, sonst nichts?«
    »So ist
es.«
    »Das stinkt doch
zum Himmel! Riechen Sie das denn nicht?«
    »Natürlich
rieche ich das«, sagte Ullmann überraschenderweise.
»Aber das nützt nichts. Ich muß es beweisen
können.«
    Max fingerte Tanjas
Schmetterlingsanhänger aus der Hosentasche und hielt ihn
Ullmann hin. »Wie wäre es damit?«
    Ullmann begutachtete
das Schmuckstück von allen Seiten und las, was eingraviert
war. Dann warf er es auf den Tisch. »Woher haben Sie die
Kette?«
    Max sagte es ihm.
Ullmann zuckte mit keiner Wimper.
    »Reicht das noch
immer nicht?« fragte Max.
    Ullmanns Stimme war
sehr leise, dafür um so eindringlicher. »Sie haben es
vermurkst, Herr Hellenrath. Hätten Sie mir gestern die
Wahrheit gesagt, hätten wir Königs Haus durchsuchen
können und die Kette gefunden. Dann hätten wir wirklich
was in der Hand gehabt.«
    »Es ist doch
völlig wurscht, wer die Kette gefunden hat. Fakt ist,
daß sie in seinem Schreibtisch lag.«
    Ullmann beugte sich
vor. So weit es ging, ohne aus dem Sessel zu kippen.
»Kapieren Sie es denn noch immer nicht? König wird
behaupten, sie hätten ihm die Kette
untergeschoben.«
    »Absurd!«
    »So? Sie haben
scheinbar völlig vergessen, daß Sie nur auf Kaution
entlassen sind.« Ullmann schlug sich mit der flachen Hand vor
die Stirn. »Sie Amateur! Ihre Glaubwürdigkeit befindet
sich auf dem Nullpunkt. Für den Staatsanwalt sind Sie nach wie
vor der Verdächtige Nummer eins.«
    Margit, die bisher gar
nichts gesagt hatte, stöhnte auf. »Mein Gott, dann war
alles umsonst?«
    »Völlig«, sagte
Ullmann. »Ich werde Herrn König vorladen, ihm ein paar
Fragen stellen, er wird seine Antworten geben, und dann geht er
wieder nach Hause. Und mit dem Protokoll kann ich mir dann den
Hintern ab wischen.«
    Schweigen.
Hoffnungsloses auf dem Sofa. Verärgertes im Sessel.
    Bis Margit
plötzlich sagte: »Nein, so nicht. Wir stellen ihm eine
Falle. Und ich weiß auch schon, wie.«
    »Eine
Falle?« fragten Max und Ullmann gleichzeitig.
    »Eine
Falle«, sagte Margit mit Nachdruck.
    Und dann berichtete
sie, welchen Plan sie hatte.

33       
 
… we are goin' far, far,
far
up there to the sparklin' star
bells of freedom in the sky
energy cracks into the night.
    Das Getaway in
Solingen-Ohligs kochte.
    Spots aus und
Bühnenbeleuchtung an. So sparsam wie im Kino während der
Vorführung. Konservenmusik überwucherte den abebbenden
Applaus.
    Totale Hektik beim
Abbau. Randy Hansens Roadies standen schon auf dem Sprung. In zehn
Minuten sollte der Aufbau für den Star des Abends beginnen.
Die Stoppuhr lief. Nach neun Minuten und fünfzig Sekunden
hatten Max, Chico und Curd es geschafft.
    *
    Es war kurz nach zehn.
Sie standen in der Einfahrt zwischen dem Bühneneingang und dem
Wohnwagen, der Hansen als Garderobe diente. Die Musik kam aber
nicht aus dem Camper, sondern von den Blechen der Abluftanlage, die
im Luftstrom klapperten. Im Hintergrund ragte der gemauerte
Schornstein der ehemaligen Brauerei Beckmann wie ein feindlicher
Bergfried in den nächtlichen Himmel. Neben dem Schornstein
stand ein VW Kasten mit dem Schriftzug einer
Bäckerei.   
    »Was bist du denn
so zappelig?« fragte Curd.
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