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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman
Autoren: Kimberley Freeman
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richtete sich auf. »Ich bin bloß … noch so müde. Die Reise gestern war anstrengend.«
    »Ich bringe dir einen Kaffee.«
    »Nein, lass nur, dafür ist es mir noch zu früh. Eine Scheibe Toast reicht. Ich ziehe mich inzwischen an.«
    »Wie wär’s mit einem Spaziergang?« Ein Adrenalinstoß. »Auf den Klippen?«
    Sofi blickte wenig begeistert zum Fenster. Der Wind ließ die Scheiben klirren. »Das könnte ziemlich frisch werden.«
    »Ich brauche frische Luft«, sagte Lena. »Damit ich klar denken kann.«
    Vermutlich würde sie nie wieder klar denken können. Sie fühlte sich benebelt vor Müdigkeit, hatte in der vergangenen Nacht keine zwei Stunden geschlafen, war immer wieder aufgeschreckt. Um drei Uhr morgens war sie schließlich aufgestanden und hatte alles getrunken, was sie in die Finger bekam - Wein, Wodka, Sherry. Ihr Magen war übersäuert, ihre Nerven flatterten. Schuldgefühle, Panik. Eine solche Gelegenheit würde sich garantiert nicht wieder bieten: Natalja war aus dem Haus, und Sofi wollte mit ihr reden. Es würde geschehen.
    »Du siehst aus, als würdest du gleich in Ohnmacht fallen«, stellte Sofi fest und führte sie zum Bett. »Komm, setz dich.«
    Lena schüttelte ihren Arm ab. »Es geht mir gut. Ich mache dir eine Scheibe Toast. Zieh dir etwas Warmes an.« Sie dachte an den langen roten Mantel, den Sofi am Vorabend getragen hatte, stellte ihn sich als Farbsprenkel unten auf den nassen Felsen in der Brandung vor. Die Luft wich aus ihren Lungen. Sie steckte Brot in den Toaster, um sich abzulenken. Als das Telefon klingelte, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Sie nahm ab.

    Es war Creedy.
    »Natalja hat das Haus verlassen«, sagte er.
    Woher wusste er das? Wo war er? Sie war sprachlos.
    »Du tust es jetzt«, befahl er. »Heute Vormittag.«
    »Ja«, sagte sie. »Wir machen einen Spaziergang auf den Klippen.«
    »Ich behalte dich im Auge.«
    Er legte auf.
    »Ich bin so weit«, verkündete Sofi.
    Lena fuhr herum. Ihre Cousine trug ein langes Wollkleid, einen schwarzen Ledermantel und eine graue Pelzmütze. Lena adaptierte das Bild in ihrer Fantasie entsprechend; stellte sich einen schwarzgrauen Sprenkel auf den Felsen vor.
    »Dein Frühstück«, krächzte sie, als das Brot aus dem Toaster sprang.
    »Das nehme ich mit.« Sofi spähte aus dem Küchenfenster. »Ich hoffe, du hast zwei Regenschirme. Ich möchte nicht nass werden.«
     
    Sam war bereits da und starrte auf die graue See hinaus, als Natalja ankam. Der Wind zerrte an ihr. Sie zog den Mantel enger um sich.
    »Sam.«
    Er drehte sich um und lächelte matt. »Warum habe ich nur so ein schlechtes Gewissen?«
    »Geht mir genauso.« Sie lachte, ihre Anspannung ließ ein wenig nach. »Erzähl mir alles, was du weißt.«
    Also berichtete er ihr von Lenas zunehmender Alkoholabhängigkeit; dass die Zwillinge zu ihm gezogen waren und sie das Haus verkaufen musste. »Seit ein paar Wochen ist es richtig schlimm. Sie ist total unberechenbar, will weder
mich noch die Kinder sehen, und am Telefon klingt sie jedes Mal nervös und aggressiv.« Natalja schilderte ihm ihre Sicht der Dinge.
    »Ich mache mir solche Sorgen um sie«, sagte Sam. »Dir ist schon klar, dass ich sie noch liebe, oder?« Eine Windbö erfasste seine Worte und trug sie davon.
    »Wirklich?«
    »Ich habe nie aufgehört, sie zu lieben. Was wir getan haben … Gott, Natalja, wir waren solche Idioten.«
    »Wir müssen ihr helfen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie aufhört zu trinken. Dann wird sie auch wieder zur Vernunft kommen. Ich habe vor, etwas länger in Briggsby zu bleiben. Mal sehen, ob wir sie auf eine Entziehungskur schicken können. Ich übernehme die Kosten.«
    »Dafür wäre ich dir unendlich dankbar.«
    »Und sobald sie wieder halbwegs auf dem Damm ist, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, dass ihr wieder zusammenkommt … Sofern du das willst.«
    »Absolut.«
    »Und falls ich aus ihrem Leben verschwinden muss, damit sie keine Angst mehr haben muss, dass wir sie betrügen, dann verschwinde ich.«
    »Bloß nicht. Sie braucht dich.«
    »Ich werde tun, was auch immer nötig ist.« Natalja schöpfte neue Hoffnung. »Sie ist am Ende. Ich werde alles daran setzen, dass es ihr wieder besser geht.«
     
    Lena hatte beschlossen, es in der Nähe des One Mile Point zu tun, der so genannt wurde, weil es von dort eine Meile bis in die Stadt war. In diesem Abschnitt fiel der Spazierweg steil ab, und er war durch Bäume und einen Hügel vor neugierigen Blicken geschützt. Außerdem gab
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