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Typisch Mädchen

Typisch Mädchen

Titel: Typisch Mädchen
Autoren: Marianne Grabrucker
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geschlechtsspezifischen Aufwachsen zu entziehen, sondern es ist der politische und individuelle Kampf der Mütter um ihre Rechte als Frauen jetzt und sofort, der die Wertigkeiten verändert. Die Frauen und Mütter sollen sich in erster Linie um ihr Wohlergehen, ihren Status kümmern. Es gilt nicht, für sich selbst zu verzichten, zu resignieren und alle  Hoffnungen und Wünsche in die nächste zu erziehende Generation von Mädchen zu setzen. Wir haben gesehen, wie wenig doch diese gewollte Erziehung für die Zukunft Anteil am ganzen Frauwerdungsprozeß hat. Wir müssen uns jetzt und sofort für uns ganz allein, unseretwegen ändern. Wir müssen für uns selbst die Sterne vom Himmel holen, uns unser Teil in aller Selbstverständlichkeit nehmen und nicht zaghaft zaudernd immer weiter abwarten, was für uns übrigbleibt. Ändern kann sich nur dann etwas, wenn die kleinen Buben endlich mit anderen Frauen konfrontiert werden, mit Stärke, Selbstbewußtsein, sicherer, überlegener Klugheit. Sie dürfen nicht mehr die kleinen Mädchen als die zukünftigen, wenig beachteten oder verachteten Frauen fühlen und sehen. Sie müssen zurückstecken lernen, verunsichert werden, sich in sich selbst und ihrer bisherigen männlichen Rolle in Frage stellen lassen. Nur so besteht die Chance, daß sich die Geschlechter beim Aufwachsen halbwegs entgegenkommen und nicht bereits innerhalb dieses Prozesses eine die Mädchen erdrückende Dominanz der Buben besteht. Die Frauen können auf diese Weise selbstbewußter, freier und die Männer zurückhaltender, sensibler werden.
    Da wir gesehen haben, wieviel Unbewußtes im ganzen Sozialisationsvorgang des Kindes eine Rolle spielt, müssen wir also in erster Linie uns so weit bewußt verändern, daß auch unbewußt nicht mehr so zahlreiche tradierte Muster weitergegeben werden können. Die Veränderung muß uns zur zweiten Haut werden wie jetzt die Unterdrückung. Gehen wir zur Aktivität in eigener Sache über, und wir können uns viele Gedanken zur »richtigen« Mädchenerziehung sparen; dann werden Mädchen und Buben sich von selbst an unseren neuen Verhaltensmustern orientieren. 83

Anmerkungen
Einleitung
    1 Ursula Scheu, Wir werden nicht als Mädchen geboren - wir werden dazu gemacht, Frankfurt/M. 1981
    2 Gisela Anna Erler, Die weibliche Wende, Argumente gegen die Praxis der Selbstverstümmelung, Freibeuter 18, Berlin 1983, S.91f. sowie  Barbara Sichtermann, Zur Politik des Weiblichen, in: Bericht der Sachverständigenkommission zur Chancengleichheit der Mädchen in der BRD, 6. Jugendbericht, Dtsch. BT, 10. WP, Dr 100/ 1007, S. 24
    3 Antje Kun'stmann, Frauenemanzipation und Erziehung, Starnberg 1971, S. 119,129,131
    4 P.H. Müssen, Geschlechtsrollenentwicklung in früher Kindheit, in: Götz/Kaltschmid (Hg.), Sozialisation und Erziehung, Darmstadt 1978 sowie  Lawrence Kohlberg, Zur kognitiven Entwicklung des Kindes, Frankfurt/M. 1974, S. 82
    5 Dagmar Schultz, Ein Mädchen ist fast so gut wie ein Junge, Berlin 1980 (für viele andere) sowie
    Gabriele Karsten, Mariechens Weg ins Glück? Die Diskriminierung von Mädchen in Grundschullesebüchern, Berlin 1977 und
    SentaTrömel-Plötz (Hg.), Gewalt durch Sprache, Frankfurt/M. 1984, S. 71
    6 Elena Gianini Belotti, Was geschieht mit kleinen Mädchen, München 1977
    7 ebd., S. 165,175
    8 Luise Pusch (Hg.), Feminismus, Inspektion der Herrenkultur, Frankfurt/M. 1983, S. 370
    9 Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen in der BRD, 6. Jugendbericht, BTDr 10/1007,1984, S.24
    10 Ursula Scheu, a.a.O., S. 16
    11 Christa Preissing/Edeltraud Best, Zum Umgang mit Mädchen in Kindertagesstätten, unter besonderer Berücksichtigung der 3-6jährigen, in: Bericht der Sachverständigenkommission zur Chancengleichheit der Mädchen in der BRD, a. a. O., S. 24

Das Tagebuch
    1 Ursula Scheu, a.a.O., S. 54
    2 Jean-Jacques Rousseau, Emile, zitiert nach Elisabeth Badinter, Die Mutterliebe, München 1984, S. 195
    3 Senta Trömel-Plötz (Hg.), a. a, O., S. 71
    4 Margaret Mead, Mann und Weib, Reinbek 1979, S. 67, 71
    5 Sandra und John Condry, Sex Differences, A Study of the Eye of the Beholder (1976), zitiert nach Senta Trömel-Plötz, Frauensprache - Sprache der Veränderung, Frankfurt/M. 1982
    6 Dagmar Schultz, a. a. O.
    7 Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht, Sitte und Sexus der Frau, Reinbek 1980, S. 276
    8 ebd.
    9 Carol Hagemann-White, Sozialisation: männlich - weiblich? Leverkusen 1984, S. 84 f.
    10 zum Puppenwiegereflex siehe Elena
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