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Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Autoren: Jost Kaiser
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Gouverneur von Kalifornien, begründete das so: »Wie könnte ich nackt von der Dusche zu meinem Zelt gehen, wenn es hier Frauen gäbe?«
    Nackte Männer, die sich auf der »größten Männerparty der Welt« auch schon mal an Bäumen erleichtern – ist das ein Ort für einen deutschen Bundeskanzler?
    Helmut Schmidt sieht nach eingehendem Studium von Flora und sanitären Bedingungen in der Alphatier-Sause kein Problem. Dass jemand an die Bäume pisst, habe er noch nie gesehen. »Aber«, so der Kanzler, »die Bäume sind so groß, dass sich zwölf Männer dahinter aufstellen können.«

 
    Als Helmut Schmidt einmal …
    … seine eigene Währung erfand
    Der 1. September 1978 ist ein schöner Tag für den Kanzler: kein Genscher, kein Wehner, keine Rentendiskussion, kein Terror, kein Carter – Schmidt ist mit Loki in den Pott gefahren.
    In Essen, wo er auf Einladung des Krupp-Chefs Heinz Petry weilt, macht er etwas, das sonst nur das Privileg von Königen, Landesherren oder Staaten ist: Er prägt sein eigenes Geld. Warum auch nicht? Schließlich befindet sich der Kanzler auf dem Höhepunkt seiner Macht.
    Im Krupp-Werk in der Helenenstraße, vor dem Schmidt mit dem Bundesgrenzschutzhubschrauber gelandet ist, wird dem Kanzler von dem 17-jährigen Azubi Michael – klar: Nachname Schmidt – der Nachbau einer historischen Münzpresse übergeben, die von den Krupp-Lehrlingen selbst zusammengebastelt wurde. Der Lehrling drückt aufs Knöpfchen, und heraus kommt eine Spaßwährung. Die »1-Schmidtchen«-Münze.
    Der Kanzler, Weltfinanzfachmann, der er ist, kennt das schon mit der eigenen Währung: Schmidt hat gerade mit seinem Freund, dem französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing, den Vorgänger des Euro erfunden, samt dazu passendem EWS (Europäisches Währungssystem). Die Kunstwährung heißt allerdings etwas sperrig European Currency Unit (ECU, gesprochen EKÜ). Da ist es doch nett, angesichts der eigenen Verdienste eine Währung zu bekommen, die so heißt wie man selbst, denkt sich der Kanzler vielleicht.
    Schmidt, der selbst einmal Finanzminister war, ist mit dem Kanzlertaler zufrieden, verpasst aber allen, die angesichts seines Images als Macher zu hohe Erwartungen an den »Schmidtchen« haben, einen empfindlichen Dämpfer: »Dieses Zahlungsmittel ist noch nicht EG-reif.«
    Schmidt bekommt später doch noch seine Wunschwährung. Der ECU, zunächst eine reine Verrechnungseinheit, wird zu einem realen Zahlungsmittel und umbenannt. Nicht in »Schmidtchen«, sondern in Euro.
    So weit reicht die Schmidt-Verehrung dann doch nicht.
    Der Euro macht inzwischen nicht mehr alle glücklich. Der »Schmidtchen« wenigstens einen: Er ist im Besitz der Numismatischen Sammlung des Ruhrmuseums. Dessen ehrenamtlicher Mitarbeiter Heinz Josef Kramer, seit 25 Jahren Gralshüter der Kanzlerwährung, freut sich jedes Mal, wenn er am »Schmidtchen« vorbeigeht.

 
    Als Helmut Schmidt einmal …
    … für Fracksausen
bei Bonner Damen sorgte
    Einmal im Jahr ist Neujahrsempfang. Dann geht der Kanzler zum Bundespräsidenten und schüttelt allen Mitgliedern des diplomatischen Corps die Hand.
    Das ist selbst für einen Weltenlenker wie Schmidt, der ja viel rumkommt, lehrreich. Der Kanzler kann bunte Kostüme begutachten, fremde Sprachen hören – und er kann mal Urlaub machen von den notorisch Guten (USA, Großbritannien, Frankreich) und Bösen (Sowjetunion, Ostblock staaten). Stattdessen kann man sich mal den Kleinen zuwenden. Die Herren aus Mauretanien, Mauritius oder Guyana sind ja auch ganz interessant, obschon oder gerade weil sie weder Atomraketen noch Dollarkrise haben.
    Aber es gibt auch Unangenehmes auf so einem Empfang.
    1975 will der Kanzler, den viele in der falschen Partei wähnen, beweisen, dass er doch in der richtigen ist, nämlich in einer linken, und probt den Aufstand – nicht gegen die Gesellschafts-, aber gegen die Kleiderordnung. Beim Neujahrsempfang sieht das Protokoll als männliches Pflichtkleidungsstück den Cut vor. Der Cutaway entwickelte sich aus dem englischen Gehrock, ähnelt dem Frack, wird aber nur bis 18 Uhr getragen. Der Bundespräsident trägt einen. Das diplomatische Corps, soweit es nicht in Tracht erscheint, trägt zumeist ebenfalls einen. Nur einer trägt in diesem Jahr keinen: Helmut Schmidt.
    Der Kanzler hatte angedroht, im schwarzen Anzug zu erscheinen. Und das tut er dann auch. Begründung: »Dieser Zopf muss ab.« Und so kommt es, dass der deutsche Regierungschef beinahe der einzige
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