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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1
Autoren: Kat Zhang
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Doulanger Museum für die Geschichte der Americas hieß (nach einem reichen alten Mann, der als Erster Geld für seine Errichtung gespendet hatte), wurde beinah von jedem als das Museum bezeichnet, als gäbe es keine anderen auf der Welt. Im Laufe von zwei Jahren waren Addie und ich mit zwei verschiedenen Geschichtskursen zweimal dort gewesen, und bei jedem Besuch hatte unser Magen rebelliert.
    Schon jetzt spürte ich, wie unsere Muskeln sich versteiften, wie gezwungen Addies Lächeln wurde, als die Lehrerin uns die Eintrittskarten reichte. Denn egal, welchen Namen es trug, Bessimirs Geschichtsmuseum war nur an einer Sache interessiert, und zwar daran, von der anderthalb Jahrhunderte währenden Schlacht der Americas gegen die Hybriden zu erzählen.
    Der Luftstrom der Klimaanlage, der uns beim Betreten des Gebäudes entgegenschlug, ließ Addie schaudern und brachte die Härchen auf unseren Armen dazu, sich aufzustellen, löste jedoch nicht den Knoten in unserem Magen. Das Museum mit seinen drei Stockwerken mündete direkt hinter der Kasse in ein gewaltiges, offenes Foyer, dessen zwei obere Stockwerke man sehen konnte, wenn man den Kopf in den Nacken legte. Addie hatte es das erste Mal, als wir das Gebäude betraten, versucht. Wir waren damals zwölf gewesen und der Anblick der tonnenschweren Last der Geschichte – der Schlachten, Kriege und des Hasses – hatte uns schier zermalmt.
    An diesem Tag blickte niemand nach oben. Die anderen, weil sie angeödet waren. Addie, weil wir es niemals wieder sehen wollten.
    Addies Freundin hatte sie für jemanden stehen lassen, der nach wie vor lachen konnte. Addie hätte sie suchen gehen sollen, hätte sich zum Lächeln und Witze reißen zwingen und mit allen anderen darüber stöhnen sollen, dass sie schon wieder ins Museum gehen mussten. Aber das tat sie nicht. Sie ließ sich ans Ende der Gruppe zurückfallen, damit wir nicht hören mussten, wie die Museumsführerin mit ihren Erläuterungen begann.
    Ich sagte nichts, als könne ich durch mein Schweigen so tun, als existiere ich nicht. Als könne Addie für eine Stunde so tun, als gäbe es mich nicht, und als hätten die feindlichen Hybride, von denen die Führerin ununterbrochen sprach, seit wir die Halle der Revolutionäre betreten hatten, nichts mit uns gemein.
    Eine Hand schloss sich um unsere Schulter. Addie wirbelte herum, um sie abzuschütteln, doch dann wurde ihr klar, was sie da gerade getan hatte, und sie zuckte erschrocken zusammen.
    »Tut mir leid, tut mir leid …« Hally hob die Hände, die Finger gespreizt, als wolle sie ihre friedliche Absicht demonstrieren. »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Sie warf uns ein zögerndes Lächeln zu. Wir hatten nur diesen einen Kurs zusammen, daher war es Addie nicht besonders schwergefallen, ihr seit dem vorangegangen Abend aus dem Weg zu gehen.
    »Du hast mich überrascht«, sagte Addie und strich sich ungeduldig die Haare aus unserem Gesicht. »Das ist alles.«
    Wir verloren den Anschluss an den Rest der Gruppe, aber als Addie Anstalten machte, die anderen einholen zu wollen, berührte Hally erneut unsere Schulter. Sie zog die Hand sofort zurück, als Addie herumfuhr, fragte aber rasch: »Alles in Ordnung mit dir?«
    Eine Hitzewelle rollte durch unseren Körper. »Ja, natürlich«, sagte Addie.
    Wir standen noch einen Moment schweigend in dieser Halle, umringt von den Porträts sämtlicher großer Revolutionshelden und Gründerväter unserer Nation. Diese Männer waren schon seit beinah 150 Jahren tot, aber sie starrten Addie und mich noch immer mit jenem Feuer in den Augen aus den Bilderrahmen heraus an, jenem Hass, der in jeder nicht hybriden Seele während der ersten entsetzlichen Kriegsjahre gelodert hatte, als die Auslöschung all jener an der Tagesordnung gewesen war, die einst die Macht in ihren Händen gehalten hatten – aller hybriden Männer, Frauen und Kinder.
    Es hieß, dieser Drang sei über die Jahrzehnte erloschen, als das Land nachlässig und vertrauensselig wurde, weil die Vergangenheit in Vergessenheit geriet. Hybride Kinder durften groß werden, Einwanderer durften wieder Fuß auf americanischen Boden setzen, unser Land bevölkern und es ihr Eigen nennen.
    Die versuchte ausländische Invasion zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bei Ausbruch der Großen Kriege hatte dem ein Ende bereitet. Plötzlich brannte die alte Flamme heller als je zuvor, verbunden mit dem neuen Schwur, niemals zu vergessen – nie, nie wieder zu vergessen.
    Hally musste bemerkt
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