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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1
Autoren: Kat Zhang
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aber das, was es gab, wurde wieder und wieder gezeigt, bis ich am liebsten geschrien hätte. Ich konnte nur vermuten, was man uns noch alles zugemutet hätte, wenn es so etwas wie Fernsehberichte während der Invasion vor ein paar Jahrzehnten bereits gegeben hätte.
    ‹Eva?›, sagte Addie.
    Ich schob meine Gefühle beiseite, weg von Addie, schirmte sie vor meiner ohnmächtigen Wut ab. ‹Mir geht’s gut›, sagte ich. ‹Mir geht’s gut.›
    Wir sahen zu, wie das Feuer sich durch die im Chaos versunkene Stadt wälzte. Offiziell hatte der letzte Große Krieg geendet, als Addie und ich ein Baby gewesen waren, aber die Hybride, die den Rest der Welt bevölkerten, hatten niemals aufgehört, einander zu bekämpfen. Wie hätten sie auch? Addie und ich stritten schon häufig genug und wir teilten uns die Kontrolle nicht einmal. Wie hätte eine Gesellschaft, die auf zwei Seelen in jedem Körper basierte, je eine friedfertige sein können? Die Individuen, aus denen solche Staaten bestanden, hatten nicht einmal Frieden mit sich selbst geschlossen, und das führte zu allen möglichen Arten von Problemen. Darunter: ständige Gereiztheit, Übergriffe auf andere und (abhängig von der Willensstärke) der Verlust des Verstandes. Ich sah die düstere Prognose der Pamphlete, die in den Arztpraxen hingen, in Leuchtbuchstaben vor mir.
    Ich verstand also, warum die revolutionären Anführer die Americas als ein hybridfreies Land gegründet hatten, warum sie sich so ins Zeug gelegt hatten, alle zu jener Zeit existierenden Hybriden auszulöschen, damit sie ein vollkommen neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen konnten, dessen Reinheit durch nichts getrübt würde.
    Der Teil von mir, der rein logisch an die Sache heranging, konnte sogar nachvollziehen, wieso Leute wie Addie und ich im Grunde nicht einfach sich selbst überlassen werden konnten. Aber eine Sache zu verstehen und eine Sache zu akzeptieren sind zwei völlig verschiedene Dinge.
    Addie machte sich halbherzig ein paar hastige Notizen, als der Film sich seinem Ende näherte und es läutete. Normalerweise hätte ich ihr geholfen, indem ich die Fakten beisteuerte, an die ich mich erinnerte, aber in diesem Moment war ich einfach nicht in der Stimmung dafür. Wir waren bereits aus der Tür, ehe unser Blatt bis nach vorn durchgereicht worden war.
    Aber bevor wir mehr als ein paar Schritte den Gang hinuntergegangen waren, schoss eine zweite Person aus dem Klassenzimmer und rief Addies Namen.
    »Was ist denn, Hally?«, fragte Addie und unterdrückte ein Seufzen.
    Zu meiner Überraschung wurde Hallys Lächeln eine Idee schwächer, wenn auch nur für einen Moment. Lange genug jedoch, dass ich sagte: ‹Addie, fahr sie nicht so an.›
    ‹Sie hängt sich ständig an uns ran›, erwiderte Addie. ‹Zuerst beim Babysitten, dann im Museum. Ich …›
    »Hast du Lust, mit zu mir zu kommen?«, fragte Hally. »Zum Essen?«
    Addie starrte sie an. Der Gang füllte sich mit Leuten, aber weder sie noch Hally rührten sich von ihrem Fleck mitten im Schulkorridor.
    »Meine Eltern gehen aus«, fügte Hally einen Moment später hinzu. Ihre Haare waren noch immer nicht ganz trocken und sie wickelte sich eine Locke um den Finger. »Deswegen werden nur mein Bruder und ich zu Hause sein.« Sie hob die Augenbrauen und ihr Lächeln wurde wieder strahlend wie immer. »Ich würde gern vermeiden, allein mit ihm essen zu müssen.«
    ‹Addie›, sagte ich. ‹Hör auf, sie anzustarren. Antworte etwas. ›
    »Oh«, sagte Addie. »Oh, na ja … ich … ich kann nicht.«
    Ich hatte bisher noch nie erlebt, dass Addie die Einladung, mit jemandem nach Hause zu gehen, ausgeschlagen hätte – nicht ohne einen triftigen Grund jedenfalls. Viele unserer Mitschüler kannten sich seit der Grundschule. Später dazuzustoßen hatte bedeutet, bei dem Versuch, Freundschaften zu schließen, gegen eine Menge Mauern zu laufen. Alle hatten bereits ihren Platz, ihre Gruppe, ihren Tisch in der Cafeteria, und Addie hatte gelernt, jeden noch so kleinen Finger zu ergreifen, der ihr gereicht wurde. Aber allein dass Hally eben Hally Mullan war, war scheinbar Grund genug, ihr Freundschaftsangebot auszuschlagen.
    »Es ist wegen der Bluse«, sagte Addie und senkte den Blick auf den Schmutzfleck, der auf dem weißen Stoff prangte. »Ich muss vor meinen Eltern zu Hause sein und sie waschen. Wenn sie …« Wenn sie es sähen, würden sie fragen, was passiert war. Und wo. Und dann würde jener Ausdruck in ihre Augen treten, derjenige, der sich
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